Wie zeitgemäß ist Pazifismus?
Seit dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine gilt Pazifismus als unzeitgemäß. Den einen Begriff des "Pazifismus" gibt es aber gar nicht. Keinesfalls jeder Pazifist und jede Pazifistin lehnt Gewaltanwendung ab.
Es gibt keinen einheitlichen Begriff von Pazifismus
Das Wort "Pazifismus" kommt ursprünglich aus dem Lateinischen: "pax" = "Frieden" und "facere" = "machen". Wie der Frieden "gemacht" werden soll, durch Diplomatie, Waffengewalt oder durch gewaltfreie Mittel bleibt allerdings unklar. Genau deshalb – wegen dieser Unschärfe – konnte sich ab 1901 der Begriff "Pazifismus" innerhalb der damals wie heute sehr vielfältigen und bunten Friedensbewegung etablieren.
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Der Philosoph Immanuel Kant forderte bereits im 18. Jahrhundert die diplomatische Lösung von Konflikten. So versuchten die bürgerlichen Pazifisten durch parlamentarische, völkerrechtliche Arbeit, juristische Bedingungen zu schaffen, dass es zwischen Staaten nicht zu einem Krieg kommt. Die Dinge sollten dann auf diplomatischem Weg geregelt werden.
Ein Völkerrecht soll Kriege verhindern, indem es gegen Angriffskriege auch gewaltsam vorgeht. Die Grundlagen für diese Ziele fanden sich in Kants Schrift "Zum ewigen Frieden", die äußeren Frieden mit bürgerlichen Freiheitsrechten verbindet.
https://www.swr.de/swrkultur/wissen/wie-zeitgemaess-ist-pazifismus-104.html
4 Antworten
Pazifismus ist eine "Schönwettergeschichte": Romantisch und menschlich richtig gut verständlich, aber wenn du böse Menschen in deiner Nähe hast, dann bist du das ständige Opfer und zahlst einen hohen Preis. Daher ist es nicht mein Ding.
Und da die Zahl der Bösen insgesamt auf der Welt als auch im privaten Umfeld zunimmt bin ich eher dafür, gerüstet und verteidigungsbereit zu sein. Das gilt für den Staat als auch für mich privat.
Wenn es darum geht, Waffengewalt abzulehnen, Konflikte nicht mit Gewalt zu lösen und alles dafür zu tun, dass der Frieden Bestand hat, wenn man insbesondere Angriffskriege generell ablehnt und für ein Verbrechen hält, dann bin ich Pazifist. Dieser Pazifismus ist trotz der Weltlage zeitgemäß und wird es immer sein.
Mit einem Pazifismus der fordert, dass man sich wehrlos der unberechenbaren Gewalt von Verbrechern ausliefern soll, kann ich allerdings nichts anfangen. Diese Art des Pazifismus halte ich für völlig realitätsfremd und für eine schöne Fantasie, solange man nicht tatsächlich existentiell bedroht wird.
Wenn alles zerstört und verseucht ist, wird man den Begriff wieder aus der Mottenkiste herausholen.
Pazifismus in der Form von "Ich lehne jedgliche Gewalt ab" war noch nie Zeitgemäß.
Gewalt, Eroberung, Verdrängung, Revierkämpfe, Konflikte usw. sind Teil unserer Natur, das werden wir nie ablegen.