Was haltet ihr vom Grundgedanken des Kapitalismus?
Guten Abend zusammen,
der Grundgedanke des Kapitalismus war die Idee, dass freier Wettbewerb möglich ist. Und der Kapitalismus wurde ursprünglich deswegen erfunden, weil die Menschen nicht willens waren, sich von der Solidarität zur Gesellschaft motivieren zu lassen.
Und was haltet ihr von der heutigen Form des Systems? Ich nenne das heutige System gern Raubtierkapitalismus oder einfach gesagt: Die Diktatur des monetären.
Wie ich darauf komme? Ich geh' mit offenen Augen durch's Leben und bekam vor paar Tagen von meinem Cousin folgendes zu hören (frei aus der Erinnerung zitiert): "Bin ich denn wahnsinnig und hau' 60 € für die Corona Impfung raus? Da verzichte ich freiwillig auf Gesundheit! Und Corona ist und war sowieso nie gefährlicher als ein normaler Grippaler Infekt!"
Und der Irrsinn an dessen Aussage ist ja: Er hatte sich vor einer Zeit selber Corona gefangen und damals gesagt "Gott sei Dank hatte ich mich durchimpfen lassen!"
Und, vermutlich typisch Anonymität des Social Media, bekam ich schon mehrmals zu lesen: "Menschenrechte für alle? Wie stellst du dir das vor? Woher soll das Geld für die Finanzierung kommen? Entwicklungsländer Afrika's z.B. können sich das nicht erlauben!"
Sohin die Frage: Wie kritisch seht ihr das heutige System, das auf grenzenlose Profitmaximierung, auf Kosten der Umwelt und der Leute ausgelegt ist?
Kritisiert ihr es, dass Millionen (vermutlich) zu weniger als dem staatlichen Mindestlohn bis zu 12 oder mehr Stunden am Tag schuften, und der Hungerlohn für's System schon nach 2 von 4 Wochen aufgebraucht ist?
Und: Kritisiert ihr die grenzenlose Gier vieler Unternehmen (z.B. Energieversorger)? Ich denk' da sofort an News, wo berichtet wurde, dass der E.ON Kunde (Beispiel jetzt natürlich) Jahrelang pro Monat für seinen 3 Personen Haushalt 70 € pro Monat an Stromkosten hatte. Und von diesem zum nächsten Monat werden ihm 6.000 € und mehr berechnet!
Und beschwert man sich dann auch noch (wie Dumm muss man sein?), bekommt man die 0815 Antworten zu hören:
- Was willst du machen?
- Das ist eben so!
- Du musst zahlen!
- Das stimmt schon so!
- Es gibt keinen Fehler in der Berechnung!
- Halt besser die Klappe, bevor du Probleme bekommst (schwarze Wägen halten vor der Haustür)
5 Antworten
Ich glaube, man wird kaum jemanden finden, der diese Diktatur des Monetären nicht auch furchtbar findet (bis auf diejenigen, die davon profitieren). Trotzdem würde ich das dann längst nicht mehr "Kapitalismus" nennen. Fakt ist, dass freier Wettbewerb möglich ist, wenn er nicht gewaltsam unterdrückt oder behindert wird (beispielsweise durch [die Existenz des] Staatsmonopolisten). Der Kapitalismus wurde aber sicher nicht "erfunden", schon gar nicht um sich von irgendeiner Solidarität zu drücken. Im Wesentlichen ist der Kapitalismus (der Freie Markt) ein sehr natürliches System: Jeder darf seine privaten Eigentumstitel frei tauschen. Das ist eine Abwesenheit von Zwang und Politik; eben keine spezifische Ausführung des Wirtschaftslebens, sondern gerade die Abwesenheit von politischen (nicht-freiwilligen) Ausführungen. Im Übrigen schließt die Freiheit des Privateigentums auch das Schenken und die Karitativität selbstverständlich mit ein; nicht aber der wohlmeinende Diebstahl, der nicht mal solidarisch ist.
Seit Mauerfall ist der Kapitalismus, den wir leben zu einer Art Raubrittertum pervertiert. Wir nähern uns immer mehr einem neuen Feudalismus, in dem nur ein kleiner Teil profitiert und alle anderen im Hamsterrad stecken. Die Grundidee eines freien Handels ist gut und kreativ. Aber es kommt stark darauf an, was wir daraus machen. Wer profitiert davon? Eigentlich sollten wir alle am Gewinn und wachsen der Unternehmen beteiligt sein. Denn wir alle tragen täglich dazu bei. Freier Handel ist gut – wir müssen aber dringend etwas an der Verteilung von Macht und Geld ändern. Das System muss einfach gerechter werden. Ab einer gewissen Größe, sollten Unternehmen vergesellschaftet werden, also wir alle Anteile daran erhalten. Denn wir sehen an Unternehmen wie Google, Amazon, Meta und speziell an der Person Elon Musk wie toxisch solche Macht- und Geldkonzentrationen wirken. Wenn die Vermögen einzelner die BIP's von Staaten überschreiten, ist das einfach für uns alle gefährlich.