Wann wird ein Urteil ein Vorurteil

7 Antworten

Ist jedes Urteil ein Vorurteil?

Du wirst einen Menschen niemals ganz 'durchleuchten' können, daher finde ich diese Einteilung in 'guter Mensch/böser Mensch' ohnehin unpassend. Niemand ist insgesamt vollkommen gut in jeder einzelnen seiner Gedanken, Worte und Taten und dasselbe gilt auch für die andere Seite. Es gibt wohl keinen Menschen, der nur Gutes oder nur Böses getan hat.
Was das Vorurteil angeht... es kommt drauf an wie eng du es fasst. Wenn ich ein Mädchen sehe und grundsätzlich, auf Basis dieser Eigenschaft, davon ausgehe sie sei schlecht in Mathematik, dann ist daswohl arg vorurteilsbehaftet.
Wenn ich allerdings ein Mädchen mit einem Heft voller Fünfen in Mathe sehe... darf ich dann davon ausgehen sie sei schlecht in Mathematik? Oder ist das auch ein Vorurteil, weil ich nicht JEDE eventualität mit einbezogen und ausgeschlossen habe, um zweifelsohne herauszufinden, das sie schlecht in Mathematik insgesamt ist?

Was wir sicher haben sind Handlungen... und da können wir durchaus sagen 'ich mag Tom nicht, weil er Susi geschlagen hat'. Insoweit können wir zumindest halbwegs 'prüfen' und entsprechend urteilen.

Es soll keine "Wie kannst du nur Vorurteile relativieren. Sie sind schlecht

Sind sie nichtmal zwingend. Im Endeffekt basiert alles was wir tun und wie wir etwas wahrnehmen auf unseren Erfahrungen oder dem Erfahrungsschatz, den uns andere überliefert haben.
Unsere tägliche Kommunikation basiert auf Vorurteilen. Ohne die könnten wir nicht davon ausgehen, dass A A und B B bedeutet und damit wäre eine zielführende Kommunikation entweder stark erschwert oder gar nicht möglich.

man bildet sich über einen bestimmten Menschen ein Urteil, indem man ihn kennenlernt, seine Angewohnheiten kennt, auch etwas seine Vergangenheit, sein Benehmen.

Ein Vorurteil ist meist pauschal, betrifft die Allgemeinheit und beruht eben nicht auf Wissen über die Personen, sondern auf Mutmaßungen oder Verallgemeinerungen.

Wenn ich einen, sagen wir, mal kräftigen Menschen kennenlerne, der sich gerne prügelt, betrifft das nur den (und ich verurteile das) und es wäre ein Vorurteil zu behaupten, alle kräftigen Menschen seien Schläger.

Nein, natürlich ist nicht jedes Urteil ein Vorurteil. Wenn es auf Fakten basiert, dann hat es eine Grundlage und dann kann es auch differenziert gestellt werden.

Der Held, der ein Mädchen gerettet hat, aber seine Freundin schlägt, ist dennoch ein feiger Schläger.

Vorurteile sind uralte Vorsortiermechanismen. Als Zivilsierte mit ein paar tausend Jahren Kultur sollten wir inzwischen in der Lage sein, solche Vorurteile in individuelle Urteile zu verwandeln.


Basti74638 
Beitragsersteller
 15.07.2025, 22:45

In unserer heutigen Lage erkenne ich viele Menschen in Machtpositionen, die nicht in der Lage sind das passend zu tun. Außerdem würde ich nicht das persönliche Urteilsvermögen von der Anzahl an Jahren von Kultur abwägen.

Ich glaube, Vorurteile gelten als Selbstschutz. Man hat erlebt oder gehört und man will sich schützen.


Basti74638 
Beitragsersteller
 15.07.2025, 22:48

Schon klar, ich stimme dir zu, aber das beantwortet die Frage nicht.