Sind gegenderte Formen meistens nur die weiblichen Formen, leicht angepasst?

2 Antworten

Ja. Gerade bei deinen Beispielen sieht man deutlich, dass dies zu grammatikalischer Vergewaltigung der Sprache führt.

Fehlbildungen

Alt: Ärztenotstand/Köche/Paten

Neu: Ärzt*innennotstand/Köch*innen/Pat*innen

Taliban*innen, Henker*innen, Terrorist*innen, richter:inliche Anordnung, künstler:inisches Arbeiten, Zeug:innen, Gräf:innen, Fränzös:innen, Zauber:innen, Herausforder:innen

Der Plural sowohl für den männlichen Arzt/Koch/Paten als auch für das generische Maskulinum lautet Ärzte/Köche/Paten. Der Plural für die weibliche Form lautet Ärztinnen/Köchinnen/Patinnen. Folglich unterschlägt die gegenderte Pluralform komplett die männlichen Ärzte/Köche/Paten.

Anders sieht das bei Berufsbezeichnungen aus, die im Singular auf -er enden, wie Lehrer. Hier funktioniert der Singular für beide Geschlechter: Lehrer*innen.

Deutsch kennt nun mal mehrere Methoden, um ein Wort in die männliche und weibliche Form zu unterscheiden. Aus "der Leiter" wird "die Leiterin", aber aus "der Arzt" wird "die Ärztin". Während man Leiter im Plural problemlos mit Leiter*innen oder Leiter/Innen gendern kann, geht das mit Ärzt*innen nicht, denn der Plural heißt nun mal nicht die Ärzt, sondern die Ärzte.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – ehem. Deutschlehrer

Gendern ist keine exakte Wissenschaft

Einfach ein -in überall dranhängen beschrieb früher tatsächlich einen Besitzanspruch.

Die Frau Apothekerin war also keine Person, die Pharmazie studiert hatte, sondern die Frau des Apothekers. Gleiches gilt für die Königin; vor Einführung der weiblichen Thronfolge.

Heute beschreibt zum Beispiel das Wort Lehrerin streng genommen eine Person, die lehrt, die sowohl männlichen als auch weiblichen Geschlechts ist. Korrekter wäre Lehrin. Merke: Genus ist nicht Sexus.

Um das auszuklamüsern und grammatikalisch festzuhalten, müsste man die deutsche Sprache komplett umbauen. Also entweder wie im Lateinischen (victor/victrix), ein Wort mit einem komplett neuen Stamm nehmen (Mann/Frau) oder ein genus indefinitum einführen (Beispiel: Do Studento für studierende Personen. Hört sich für uns aber eher nach spanisch oder Esperanto an). Die Einführung eines vierten genus (Liebe Nutzos, Sehr geehrte Einwohnos...) ist wohl kaum ohne Gesetzesänderungen machbar.

Gendern ist im Kern eine gute Idee, aber kaum mit "Gewalt" durchsetzbar. Sprache ist fließend und immer im Wandel. Wenn etwas funktioniert, wird es übernommen - überflüssiges fällt weg. Ähnlich wie in der Biologie - Evolution zum hören.