Nachteile an Wildblumen-Straßenbegleitgrün?

4 Antworten

Das größte Problem ist völlig uninteressiertes Personal vom Bürgermeister bis zum Saisonarbeiter. Da ist niemand ernsthaft bereit, sich mit der Thematik zu beschäftigen, zu lernen worum es geht und es dann in der Praxis richtig zu machen.

Erfahrungsgemäß werden Flächen, die mit Hilfe externer Berater insektenfreundlich angelegt wurden, nicht auf geeignete Weise gepflegt und deswegen dauert es nicht lang, bis von der Artenvielfalt nichts übrig ist.

Wenn die Helden nichtmal fähig sind, sich an den vorgegebenen Mähzeitpunkt zu halten, ist halt nicht viel zu erreichen. Wenn sie nicht fähig sind zu mähen, das Mähgut 3-4 Tage liegen zu lassen bis die Samen ausgefallen sind und es dann zusammenzurechen und abzutransportieren, dann ist auch nicht viel zu erreichen. Wenn das bis hoch zum Bürgermeister niemanden interessiert, ist klar wie sowas endet.

Ein Nachteil von artenreichen, insektenfreundlichen Flächen ist also: Sie erfordern interessiertes Personal, das es in der Regel nicht gibt.

Es gibt aber auch biologische Hindernisse.

Die große Mehrzahl der theoretisch geeigneten, heimischen Arten sind auf magere Böden angewiesen, die es im Umfeld von Siedlungen nach Jahrhunderten intensiver Landwirtschaft immer seltener gibt. Man muss also erstmal für viel Geld den Oberboden austauschen. Und selbst damit ist das Problem nicht dauerhaft behoben, weil vor allem Stickstoffverbindungen auch von außen eingetragen werden.

Ein Ausweichen auf Präriepflanzen aus Nordamerika, die mit nährstoffreichen Böden und Sommertrockenheit gut zurecht kommen, ist in der Regel keine Lösung. Zum einen muss man bei diesen gebietsfremden Pflanzen sehr darauf achten, keine invasiven Arten zu verwenden. Das erfordert fachkundige Auswahl. Zum anderen sind die meisten heimischen Wildinsekten an heimische Pflanzen angepasst und können mit Exoten wenig anfangen. Eine Pflanzung, die nur der Honigbiene nützt freut zwar die Imker und sieht vielleicht auch schön aus, ist aber biologisch wertlos.

An Straßenrändern halten sich auf Dauer nur Pflanzen die eine gewisse Salztoleranz haben. Das muss von Anfang an berücksichtigt werden. Wenn die Salztoleranz von scheinbar in Frage kommenden Arten bisher nicht wissenschaftlich untersucht worden ist ist, muss man selbst testen, Testergebnisse begutachten, Protokolle führen und entsprechend reagieren. Da schließt sich der Kreis zum interessierten Personal. Außerdem ist das nicht kostenlos, weil Bestandsaufnahmen, Protokolle und Nachsaaten Zeit und Geld kosten.


Sonnenschein944  10.09.2025, 04:25

Leider ist die im obigen Statement beklagte fehlende Eindatzbereitschaft und Flexibilitaet weit verbreitet (!)

Kommt auf a) die und b) die Herstellungskosten/den Pflegeaufwand an...

Blumenzwiebeln stecken ist aufwendiger als Rasen sähen...

...kenne ich aber von vielen (höheren) Böschungen und Verkehrsinseln...

Und Insekten und Kleintiere direkt neben der Straße sind natürlich besonders gefährdet...

Rein ökologisch vs. verkehrstechnisch ist es eben so dass bei normalem Boden sich ohne Rückschnitt/Mahd letztlich höhere (und breitere) Vegetation einfinden würde als sicherheitsmäßig gewünscht, es werden Leitpfosten verdeckt, das Lichtraumprofil eingeschränkt, die Kurvensicht usw.

= aber es gibt sicher genug Ecken, wo mehr Vielfalt möglich wäre, sowohl technisch wie auch z. B. über Anwohner (so Patenschaften für Verkehrsinseln usw.)

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