Mythos Kneipe – der Deutschen zweites Wohnzimmer.
Wie so vieles, wurde auch dieses `Wohnzimmer` des Zeitgeistes wegen, ja der angeblichen Moderne wegen, geopfert…
Das `Kneipensterben` in Deutschland ist leider offensichtlicher denn je…
Nur wenigen, in unserer heutigen, modernen Gesellschaft, ist bewusst, dass hiermit etwas zu Grabe getragen wird, was allein die enorme Zeitspanne, die das s.g. Heilige römische Reich andauerte (947 Jahre), Bestand hatte.
Diese enorme Zeitspanne umfasst zwei geschichtliche Epochen, nämlich das Mittelalter und die frühe Neuzeit. Darüber hinaus aber, bis weit in die 1980ziger Jahre hinein, hatte die Kneipe genau diesen `Wohnzimmercharakter`, welcher nun, wie die Realität zeigt, nicht mehr gegeben scheint.
Während all dieser Epochen hindurch war die „Schenke“ eine zentrale „Institution“ wo sich Menschen aller Stände und aller Couleur trafen. Sie alle waren in den Städten und Dörfern, besonders im Mittelalter, neben der Kirche, die meist in unmittelbarer Nähe stand, der zentrale, soziale Treffpunkt. Ein s.g. Stammtisch war in fast allen der Häuser, der Punkt an dem man sich gern über Gott und die Welt, gestritten und wieder versöhnt hat! In manchen dieser Häuser wurde, der geschichtlichen Überlieferung nach, sogar „große Politik“ gemacht.
Heute dagegen trifft man sich in `angesagten` Szene-Pinten`, in denen selten eine Theke zu finden ist, und schon gar nicht ein großer Stammtisch! Dafür aber jede Menge Tische und Stühle! Tische an denen zwei, manchmal drei oder vier Leute sitzen, die selten im Gespräch miteinander sind und stattdessen, über ihr jeweiliges Smartphone und dessen Tastatur sozialen Kontakt pflegen…
Eigentlich nachvollziehbar… da in den meisten dieser modernen „Pinten“ ein tatsächliches, persönliches life Gespräch kaum möglich ist! Warum? Da über die Lautsprecher, Musik, bzw. solche die man dafür hält, in einer Lautstärke ertönt, bei der ein Gespräch nur noch stattfinden kann, wenn sich die Gesprächspartner regelrecht anschreien! Und was darüber hinaus die Kommunikation zwischen den einzelnen Tischen angeht, absolute Fehlanzeige…
Jeder Tisch und die daran sitzenden Menschen, befinden sich – wie es scheint, so gewollt - in einer anonymen Blase! So etwas war in einer Schankwirtschaft, bis weit in die 1980ziger – Ausnahmen bildeten s.g. Gesellschafts- oder Hinterzimmer – nicht denkbar und schon gar nicht gewollt!
Doch, was die Zukunft angeht, bleibt Hoffnung! Wie wir alle wissen macht seit Jahrzehnten ein Modebegriff mit Namen „Retro-Trend“ die Runde…
Alles erdenkliche, ob Produkte oder Dienstleistungen, die vormals, von der Gesellschaft entsorgt, werden erneut unter dem o.g. Begriff, aus der Taufe gehoben…
Und von daher werden eines Tages „Wirtshäuser“ „ Schenken“ „Pinten“ und „Kneipen“ wieder wie Pilze aus dem Boden wachsen und das Publikum darin, wird in Nostalgie schwelgen… Nur frage ich mich, wie bekloppt ist das denn?
Vorschlag:
„Bevor wir Altbewehrtes
der neuen Zeit willen
vorschnell über Bord
werfen,
sollten wir Neuem,
nicht nur vom Geiste,
auch vom Herzen her,
die Zeit der Bewährung
einräumen.“
© PRV 2008
2 Antworten
Der Euro war bezüglich der Getränkepreise in der Gastronomie tatsächlich ein Teuro. In meinen damaligen Stammkneipen erhöhten sich die Getränkepreise damals von einem Tag auf den anderen um ein Drittel.
Drei Jahre später wurde HartzIV eingeführt.
Spätestens da war die Kneipe nicht mehr für jeden drin - jedenfalls nicht mehr so regelmäßig.
Und den endgültigen Todesstoß versetzte dann, zumindest in NRW, das strenge Nichtraucherschutzgesetz (ohne Ausnahmen wie in anderen Bundesländern) den kleinen Eckkneipen und traditionellen Pinten.
Das wovon Peter Alexander hier singt gibt es so nicht mehr. Das ist übrigens das Original. In Österreich nennt man die Kneipe "Beisl":
Spätestens da war die Kneipe nicht mehr für jeden drin - jedenfalls nicht mehr so regelmäßig.
Ihre aufgeführten Punkte waren sicher mehr oder minder, was den Jetztzustand angeht. einflussnehmend, Jedoch zu einem erheblichen Teil sind es m.E. die derzeit in Trend liegenden Szene-Schuppen... dort wo sich kleine Grüppchen, wie unter einer "Blaße" zusammen finden!
Das waren in NRW damals die Grünen. Und das vergesse ich denen nie. Wieder ein Stück Lebensqualität weg.
Über 80% der Stammgäste und des Personals waren Raucher.
Ich gehe doch nicht zum Rauchen vor die Tür.
Ich stimme in großen Teilen zu, das mit dem Rauchverbot sehe ich anders. In meiner eigenen Stammkneipe gab es zwar ein paar Wochen weniger Betrieb, dann waren aber alle wieder da. Im Raucherbereich vor der Tür ist jetzt der "Partnermarkt".
Nur wenigen, in unserer heutigen, modernen Gesellschaft, ist bewusst, dass hiermit etwas zu Grabe getragen wird, was allein die enorme Zeitspanne, die das s.g. Heilige römische Reich andauerte (947 Jahre), Bestand hatte.
Das ist halt der Lauf der Zeit. Die Pferde sind aus Landwirtschaft und Transportwesen bis auf einzelne Ausnahmen komplett verschwunden, Videotheken braucht auch niemand mehr, und irgendwann sind auch die traditionellen Innenstadtläden pleite, weil sie gegen die Preise der Versender einfach keine Chance haben. Eckkneipen müssen sich schon einiges einfallen lassen, um ihre Kundschaft nicht auch noch zu verlieren.
Das ist halt der Lauf der Zeit.
Die Eckkneipe, auch als Kulturgut bezeichnet, muss als Instutition erhalten bleiben... hat diese doch, neben Bier und Tabakgeruch, viele Funktionen auf den Schienen Psychologie und Philosophie...
Ja, was für die Damen der Friseur, das ist für die Herren die Kneipe! 👍
Setzen! Auch das geht total am Thema vorbei!!
Dann setze dich mal in einen Damenfrisiersalon! Die brauchen kein Bier, um ihre (kneipen)philosophischen Gespräche zu führen.
"Und den endgültigen Todesstoß versetzte dann, zumindest in NRW, das strenge Nichtraucherschutzgesetz (ohne Ausnahmen wie in anderen Bundesländern) den kleinen Eckkneipen und traditionellen Pinten."
Dem stimme ich zu 100% zu. Besonders absurd, dass die Verfechter des Rauchverbots in den wenigsten Fällen solche Kneipen überhaupt frequentiert haben.
Meinen wöchentlichen Knobelabend, der mir jahrelang lieb war, habe ich gestrichen.