Mal ehrlich werde Israel noch Iran wollen gar nicht den Krieg beenden?

10 Antworten

Mal ehrlich die Sandleute schlachten sich schon seit generationen nieder und es wird sich nie ändern.


Nein, wirklich beenden will den Krieg aktuell wohl keiner der beiden.

Zumindest nicht, solange man glaubt, noch etwas gewinnen oder erzwingen zu können.

Der Iran verfolgt ganz offensichtlich das Ziel, die USA und Israel in einen größeren, möglichst verlustreichen Konflikt hineinzuziehen – idealerweise durch eine militärische oder politische Überreaktion. Eine Invasion, ein massiver Luftkrieg oder der Einsatz taktischer Atomwaffen würden in Teheran wohl nicht als Schreckensszenario, sondern als strategisches Ziel gelten: ein „heiliger Krieg“, der das Regime stabilisiert, nationale Einigkeit schafft, und gleichzeitig die westliche Doppelmoral entlarvt. Je brutaler der Angriff, desto besser fürs Narrativ.

Israel wiederum verfolgt die Devise: Kein nuklearfähiger Iran – koste es, was es wolle. Die Zerstörung des Atomprogramms (Fordo, Natanz usw.) hat Priorität, ob mit Cyberangriffen, gezielten Tötungen, oder zur Not mit Bombenteppichen. Und wenn dabei gleich das Regime ins Wanken gerät – umso besser. Nur: Wie genau dieser Sturz aussehen soll, was danach kommt, und wie man das ohne Flächenkrieg in der Region erreichen will, scheint niemand so recht zu wissen. Auch hier: eine Strategie, die eher von Verzweiflung und Risiko geprägt ist als von einem klaren Plan.

Der Punkt ist:

Beide Seiten haben ein Interesse daran, den Konflikt am Köcheln zu halten.

Denn Frieden würde Verzicht bedeuten. Auf Einfluss, auf Macht, auf Propaganda.

Und solange Menschen immer noch glauben, es gehe hier um „Verteidigung“ oder „Verhinderung von Terror“, wird sich an diesem tödlichen Spiel auch nichts ändern.

Die Wahrheit ist unbequem: Es geht um Kontrolle, Ideologie, Machterhalt – auf beiden Seiten.


Steffile  20.06.2025, 17:31

Israel hat nicht aus ideologischen Gruenden angegriffen, sondern als Verteidigung

Nooppower639  20.06.2025, 17:44
@Steffile

Das ist das Standardargument – „Verteidigung“. Wird immer dann rausgeholt, wenn man nicht über die eigentlichen Motive sprechen will.

Aber mal ehrlich: Was genau ist denn bitte noch Verteidigung, wenn man regelmäßig Luftschläge in Nachbarländern fliegt, Wissenschaftler ermorden lässt oder Atomanlagen im Ausland sabotiert?

Israel handelt nicht rein aus Selbstschutz, sondern verfolgt klare strategische und politische Ziele. Es geht um regionale Dominanz, Machtdemonstration und nicht zuletzt um innenpolitische Punkte – gerade bei einer Regierung wie der von Netanjahu, die am Rande des Chaos operiert. Und ja, auch Ideologie spielt eine Rolle: Das Sicherheitsdenken ist tief verwurzelt, teils berechtigt, teils paranoid überdreht.

Selbstverständlich hat auch der Iran provokante und aggressive Ziele – keine Frage. Aber es ist gefährlich, einem Akteur wie Israel pauschal moralische Legitimität zuzuschreiben, nur weil er sich auf „Verteidigung“ beruft. Das gleiche Argument wurde schon für den Irakkrieg, Afghanistan oder Libyen genutzt – immer mit „Verteidigung der Freiheit“ begründet. Und wir wissen alle, wie das ausging.

Verteidigung hört da auf, wo präventives Zuschlagen zur Doktrin wird, egal ob mit Drohnen, Raketen oder Spionage in befreundeten Drittstaaten. Wer das schönredet, macht sich blind für die Eskalationslogik, die aus „Verteidigung“ einen endlosen Krieg macht.

Steffile  20.06.2025, 17:57
@Nooppower639

Wieso tust du als ob der Krieg erst vor einer Woche angefangen hat? Die bekriegen uns seit langem, erst ueber ihre Stellvertreter und dann direkt.

Nooppower639  20.06.2025, 18:07
@Steffile

Weil es eben nicht vor einer Woche angefangen hat – und genau deshalb reicht das „Die haben angefangen“-Argument auch nicht mehr.

Der Iran agiert über Stellvertreter, ja – aber Israel hat genauso über Jahre gezielt provoziert: Sabotage, Attentate, Luftschläge in Nachbarländern.

Beide Seiten betreiben Eskalation als Strategie. Sich da hinzustellen und so zu tun, als sei Israel nur das reaktive Opfer, ist schlicht eine verzerrte Darstellung der Realität.

Hier kämpfen zwei Mächte – beide skrupellos, beide mit klaren Interessen. Wer da noch an einfache Schuldverhältnisse glaubt, macht’s sich zu bequem.

Steffile  20.06.2025, 18:15
@Nooppower639

Israel hat niemals die Absicht gezeigt etwas anderes zu tun als sich zu verteidigen - natuerlich ist das ein Interesse, aber ein ganz anderes als das der Iraner.

Die haben die Ausloeschung Israels seit 46 Jahren als Staatsdoktrin, und wieder und wieder gezeigt dass sie es ernst meien.

Wenn du den Unterschied nicht siehst, ist das echt bedenklich.

Nooppower639  20.06.2025, 18:31
@Steffile

Ich denke, wir nähern uns langsam dem Kern des Problems:

Du gehst offenbar davon aus, dass „Selbstschutz“ per se moralisch ist – auch dann, wenn er längst in offensive Strategie übergeht.

Ja, die iranische Rhetorik ist gefährlich und zutiefst problematisch – das bestreitet niemand. Aber daraus eine pauschale moralische Überlegenheit Israels abzuleiten, ist bequem – und naiv.

Israel behauptet, es gehe nur um Selbstschutz – gleichzeitig betreibt es seit Jahrzehnten gezielte Tötungen, Cyberangriffe, Luftschläge auf fremdem Staatsgebiet und unterstützt Regimeveränderung indirekt. Das sind keine reinen Abwehrreflexe – das ist strategische Machtpolitik. Nur eben mit dem Label „Verteidigung“.

Und nein – der Unterschied ist nicht, dass hier die „Guten“ und dort die „Bösen“ sitzen.

Beide Seiten verfolgen knallharte Interessen. Beide greifen an. Beide lügen.

Wer sich davon blenden lässt, dass nur eine Seite „es ernst meint“ und die andere „sich nur schützt“, sucht kein Verständnis – sondern ein sauberes Weltbild.

Steffile  20.06.2025, 19:16
@Nooppower639
Du gehst offenbar davon aus, dass „Selbstschutz“ per se moralisch ist

Nein, du verstehst mich nicht - Moral ist in diesem Fall nicht die Frage

Nooppower639  20.06.2025, 19:39
@Steffile

Aber genau das ist doch der Punkt:

Du sagst, es geht nicht um Moral – aber gleichzeitig behauptest du, Israel „verteidigt sich nur“, während der Iran „auslöschen will“.

Das ist doch offensichtlich eine moralische Einteilung: die Guten gegen die Bösen.

Wenn du wirklich sagst, es gehe nicht um Moral, dann musst du auch ehrlich anerkennen, dass beide Seiten knallharte Interessen verfolgen – und dabei alles andere als zimperlich sind.

Aber du willst beides: So tun, als sei das alles reine Strategie – und trotzdem eine Seite eindeutig als die „richtige“ darstellen.

Ganz ehrlich: Das passt einfach nicht zusammen.

Steffile  20.06.2025, 19:48
@Nooppower639

Erstmal: jeder Staat verfolgt Interessen, ich verstehe nicht was du daran so aussergewoehnlich findest dass du es staendig wiederholst.

Um es nochmal klarer zu sagen: Dass sich Israel verteidigt ist keine Frage von Moral sondern von Zwang. Was soll Israel sonst tun? Darauf warten dass jemand hilft? So wie uber die Jahrhunderte von Antisemitismus und Pogromen?

Aber wenn wir schon von Moral reden: was positives siehst du denn beim Regime des Irans? Ich sehe da nur Boeses, genau wie bei Hamas. Sie begehen Verbrechen gegen uns, aber noch schlimmer, gegen ihr eigenes Volk - das ist einfach unfassbar.

Israel hat es schwer in dem Krieg gerade, aber nicht zu vergleichen mit dem 7. Oktober 23. Das ist ein bleibendes Trauma weil sie da ihr eigenes Volk nicht beschuetzt haben - das ist Israel, genau das Gegenteil von den Theokraten in Iran, die die eigene Tode feiern.

Nooppower639  20.06.2025, 20:13
@Steffile

Ich verstehe, dass du auf das alles mit einer ganz anderen Nähe blickst – gerade, wenn man direkt betroffen ist oder enge Verbindungen hat, wie es bei dir offenbar der Fall ist.

Und ja, der 7. Oktober war ein Schock, ein Trauma – keine Frage. Es ist vollkommen nachvollziehbar, dass so etwas Spuren hinterlässt und vieles emotional auflädt. Trotzdem: Von außen sieht man manche Dinge eben anders. Nicht besser – aber oft distanzierter, nüchterner. Und genau das kann manchmal helfen, die größeren Zusammenhänge zu erkennen – auch wenn es unbequem ist.

Dass Israel ein – oder das – Recht hat, sich zu verteidigen, stelle ich nicht in Frage. Aber sobald es um einen aktiv geführten Krieg geht – ganz egal, wer ihn führt – bewegen wir uns auch im moralischen Raum.

Man kann nicht einfach sagen: „Wir mussten das tun“, und dann jede Handlung abnicken. So einfach ist es eben nicht.

Der Iran ist ein autoritäres Regime, mit repressiver Innenpolitik und gefährlicher Außenagenda – keine Frage.

Aber das entbindet weder den Westen noch Israel von der Verantwortung, sich selbstkritisch zu fragen, wie man auf diese Bedrohung reagiert. Nicht alles, was militärisch machbar ist, ist politisch klug – oder langfristig richtig.

Gerade weil dieser Konflikt so hart und komplex ist, braucht es kühlen Kopf – nicht Schwarz-Weiß-Rhetorik. Und da kann manchmal gerade die Perspektive von außen hilfreich sein.

Steffile  20.06.2025, 21:12
@Nooppower639

Okay, stimmt dass nicht alles was militaerisch machbar auch langfristig gut ist - aber einiges schon. Sieh dir zB Libanon mit der stark geschwaechten Hisbollah an.

Und - apropos kuehler Kopf - was fuer Alternativen siehst du denn in der Behandlung des Irans? Jahrzehnte von Diplomatie haben nichts gebracht, sie tun alles, um Terror zu finanzieren und Israels Existenz zu beenden.

Steffile  20.06.2025, 21:18
@Steffile

Auch ich wollte diesen Krieg nicht, aber wenn wir schon mal dabei sind, sollte es zu einer echten und nicht noch einer kosmetischen Loesung kommen.

Keine Frage dass es in einem Abkommen endet, aber das sollte eins sein das Israels Sicherheit langfristig garantiert, und dem werden die Mullahs nicht zustimmen wenn sie nicht muessen.

Nooppower639  20.06.2025, 22:45
@Steffile

„Du hast recht, nicht alles Militärische ist langfristig schlecht – der Libanon und die Hisbollah sind dafür ein gutes Beispiel. In der Region selbst war der Iran dadurch durchaus geschwächt, und man war meiner Meinung nach in vielen Dingen auf dem richtigen Weg.

Aber gerade weil der Iran seit Jahrzehnten auf Konfrontation setzt und Terror finanziert, reicht ein rein militärischer Ansatz nicht aus, um langfristigen Frieden zu sichern. Leider fehlten Russland und China in diesem Prozess – und ohne deren Mitwirkung wird es schwer, nachhaltige Lösungen zu erreichen. So ehrlich muss man sein.

Diplomatie allein hat bislang nicht funktioniert, doch ohne eine kluge Kombination aus Sanktionen, diplomatischem Druck und gezielter Unterstützung regionaler Partner wird sich auch nichts ändern. Es braucht Strategien, die direkt auf die iranische Elite abzielen und gleichzeitig den Einfluss des Irans in der Region schwächen. Das ist ein schwieriger Balanceakt, aber nur so lässt sich langfristig Israels Sicherheit besser garantieren als mit kurzfristigen Militäraktionen, die den Konflikt oft nur verschärfen.

Ich finde es wirklich bereichernd, wie klar und engagiert du deine Sicht darlegst. So eine Diskussion macht das hier auf ‚gutefrage.net‘ zu etwas Besonderem. Wenn du möchtest, können wir das Gespräch gern auch privat fortsetzen

Eigentlich beide, der eine wenn er endgültig gewonnen hat und der andere jetzt schon.

Solange beide sich hassen, dann wohl eher nicht...

Gruß Fantho

Diese alte Feindschaft wird wohl solange bestehen, wie es Menschen gibt.

Die sind alle verrückt.