Könnte es Sinn machen, den Gebrauch von KI durch Unternehmen zu besteuern in dem Umfang, in dem er Menschen als Arbeitnehmer ersetzt?
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Mir erschiene das sinnvoll und gerecht, denn letzten Endes muss man KI ja als eine der gesamten Menschheit zuzuordnenden Erfindung sehen: Sie wird z.B. trainiert anhand von Texten, die nicht nur einige wenige Menschen erstellt haben, so dass tatsächlich ein Großteil der Menschheit - wenigstens indirekt - zu ihrer Entwicklung und Fortentwicklung beiträgt.
7 Antworten
Da lacht mir generelles Unverständnis gegenüber Steuern entgegen.
Was für eine Steuer soll das sein?
Eine Verkehrssteuer wie die Umsatzsteuer, eine Verbrauchssteuer wie die Energiesteuer? Eine modifizierte Bemessungsgrundlage der Körperschafts- oder Gewerbesteuer?
Steuern werden nicht erhoben, um "Gerechtigkeit" zu schaffen, sondern um dem Staat Einnahmen zu verschaffen.
Ich lehne weitere Verkehrs- oder Verbrauchssteuern ab, da sie nicht nach dem Leistungsfähigkeitsprinzip erhoben werden. Für die Ertragssteuern sehe ich keinen Anlaß deren Bemessungsgrundlage zu ändern.
Wenn man mehr Geld einnehmen will, soll man offen die Ertragsteueren anheben.
Es tut mir leid, aber du scheinst nicht verstanden zu haben, wie Ertragsteuern funktionieren.
Wenn der Unternehmer Kosten spart und sein Gewinn steigt, steigen auch die Steuern. Wenn der Unternehmer Kosten durch Abschreibungen hat, dann ist das der Werteverzehr und keine steuerliche Privilegierung.
Insofern wird der Einsatz von Technologie bereits durch die Steuer berücksichtigt.
Der Lohn des Arbeitnehmers wird nur beim Arbeitnehmer besteuert. Die Lohnsteuer wird vom Lohn einbehalten.
In der Tat habe ich nicht verstanden, weshalb es sehr viel günstiger sein muss, eine Maschine zu kaufen, deren Herstellung Energie und Rohstoffe erfordert und die für fortlaufende Emissionen sorgt, als dass man einen Arbeitsplatz schafft, der den sozialen Zusammenhang der Bevölkerung stärkt. Ertragsteuern dieser Art waren schon lange ungerecht, wurden aber umso ungerechter, als Internetkonzerne die Möglichkeit bekamen, ihre Steuerleistung in Länder zu transferieren, die für diese Zwecke ihre Steuertarife niedrig halten.
Dass das seit Jahrzehnten weltweit hingenommen wird und dass das dafür sorgt, dass die kommenden Generationen immer höhere Leistungen für die Versorgung der vorhergehenden Generation aufbringen müssen, stört die Ideologen des Kapitals natürlich nicht, zumal dann nicht, wenn die KI dafür sorgt, dass in noch weit höherem Umfang Arbeitsplätze fortfallen, Unsummen für das Training von KI ausgegeben werden und die Emissionen sich potenzieren. Wie die Gesellschaft die notwendigen Sozialleistungen soll, wenn die dafür notwendigen Steuerleistungen ihr vorenthalten werden, kümmert den Unternehmer nicht. Er muss ja unbedingt dafür sorgen, dass die Menschheit rechtzeitig von der Erde auf den Mars evakuiert werden kann. So viel zum Rechtfertigungsversuch für solche Ertragssteuern.
Was Piketty wissenschaftlich über Das Kapital im 21. Jahrhundert zu berichten weiß, kann ich leider nicht so kurz fassen. Daher zunächst nur die Verlinkung auf die Wikipedia.
Du hast einen aus meiner Sicht Nachtwächterstaat wie im 19. Jahrhundert vor Augen. Im Unterschied zur Sektsteuer sind die Steuern auf Treibstoffe und Tabakprodukte durchaus nicht nur zur Finanzierung gedacht Auch der Grundsatz der Besteuerung nach Leistungsfähigkeit ist nicht nur darauf ausgerichtet, sondern verfolgt auch andere Ziele.
Aber vielleicht ist es das Beste, wenn du mir erläuterst, weshalb aus deiner Sich die Verfasser der Wikipedia mit ihrer Darstellung falsch liegen: https://de.wikipedia.org/wiki/Steuer#Der_Zweck_der_Steuererhebung
Die steuerjuristische Definition ist:
Steuern sind Abgaben die staatliche Instititutionen erheben, um sich Einnahmen zu verschaffen.
Diese Kurzdefinition widerspricht in keiner Weise den von der Wikipedia angegebenen Zwecken: Fiskalzweck, Lenkungszweck und Umverteilungszweck. Insofern ist deutlich, dass du ein verkürztes Verständnis von Steuer propagiert hast. Die Aufgabe von Steuern scheinen mir also klarer gewesen zu sein als dir.
(1) Steuern sind Geldleistungen, die nicht eine Gegenleistung für eine besondere Leistung darstellen und von einem öffentlich-rechtlichen Gemeinwesen zur Erzielung von Einnahmen allen auferlegt werden, bei denen der Tatbestand zutrifft, an den das Gesetz die Leistungspflicht knüpft; die Erzielung von Einnahmen kann Nebenzweck sein.
Offenbar stimmen wir jetzt in unserem Verständnis von Steuern überein, oder?
Der Einsatz von KI gehört genauso wenig besteuert wie der von anderen Maschinen. Mit immer mehr und neuen Steuern wird man neben aller weiterer Kosten für viele Unternehmen unattraktiver, wenn es um die Wahl ihrer Standorte geht. Es war schon immer so, dass Berufe im Laufe des technologischen Fortschritts ersetzt wurden.
Es wurde für Lampenanzünder, Kutscher oder Setzer auch keine Steuer eingeführt, weil Lampen plötzlich mit Strom statt mit Gas, Kutschen durchs Automobil oder Setzer durch digitale Drucktechnologien ersetzt wurden. Wer nicht mit der Zeit geht, der geht mit der Zeit. Statt Steuern und immer mehr Zusatzabgaben, sollte man eher neue Anreize für gescheite Umschulungs- und Fortbildungsangebote schaffen.
Der Staat muss seine Ausgaben finanzieren.
Einen "zehnten" gibt es schon lange nicht mehr.
Es ist sinnvoll sich über zukünftige Wege zur Aufrechterhaltung des Gemeinwesens Gedanken zu machen.
Ja, durchaus. Genauso, wie eine Maschinensteuer (Wertschöpfungsabgabe) sinnvoll wäre.
Es ist nicht sinnvoll, Kapital, das dazu verwendet wird, weitgehend fossile Energien (die bei der Herstellung von Maschinen und KI sowie bei ihrer Verwendung anfallen) zu verbrauchen, gar nicht oder zumindest weit weniger zu besteuern als erneuerbare menschliche Arbeitskraft.
Früher oder später müssen wir in diese Richtung, um ein BGE zu finanzieren. Ob nun als "Steuer" oder andere Abgabe.
Da sehe ich nicht heutige LLMs aber das Thema geht sicher auch weiter. Noch gravierender als KIs sehe ich da aber vor allem Roboter, selbstverständlich können die auch Software mit KI Algorithmen im Hintergrund haben.
Da geht es dann auch gar nicht darum, dass man die Leistung irgendwem zuordnet, sondern dass Menschen Geld zum Leben brauchen und wir irgendwann eben nicht mehr groß Arbeitskräfte brauchen werden.
Ich weiß aber nicht ob ich das noch miterlebe. Aktuell ist KI imo eher Hype als alles andere. LLMs sind als Algorithmus eben nur bedingt zu gebrauchen, wenn sich Sachen zusammenfantasieren. Aktuell können sie nur hier und da unterstützen, brauchen aber noch jemanden mit verdammt viel Know-How um die Fragen zu stellen, als auch die Antworten zu kontrollieren.
Gerade Letzteres ist eben auch ein Unterfangen, was verdammt viel Zeit benötigt. Klar bei einem generierten Bild kann ich in wenigen Sekunden sagen, ob es mir gefällt. Bei tausenden Zeilen von Quellcode kann ich nicht fix überblicken ob das alles passt, oder das Flugzeug in dem der Code benutzt wird vom Himmel fallen wird oder der Herzschrittmacher den Patienten grillt.
Natürlich gibt es genug "unwichtigere" Anwendungen, wo wir es dann nur mit Sicherheitslücken, Datenpannen und co. zutun hätten.
Ich denke wir haben aber noch Jahrzehnte von KI Unterstützung vor uns, bevor wir zum Bereich kommen, wir wir großflächig durch KI ersetzt werden. Und selbst das funktioniert heute noch mehr schlecht als recht.
Man sollte beachten, dass menschliche Arbeitskräfte den Arbeitgebern fortlaufende Kosten verursachen, insbesondere durch die Sozialabgaben, die bei Maschinen nicht anfallen, und Maschinen aufgrund der Abschreibungen zu Steuerentlastungen führen.
Außerdem liegt bei der Besteuerung von Arbeitsertrag bei der Lohn- und Einkommenssteuer eine Art Doppelbesteuerung vor, weil der Arbeitnehmer für etwas Steuern bezahlt, wofür der Arbeitgeber schon Ertragssteuern bezahlt hat.
Bei Vermögens- und Erbschaftssteuer wird immer von Doppelbesteuerung gesprochen, die nicht gerechtfertigt sei. Wie aber, wenn Milliarden über mehrere Generationen vererbt werden? Dann läge ja Dreifach- oder Vierfachbesteuerung vor? Welche "Ungerechtigkeit" gegenüber den Milliardären (die ohne jede Eigenleistung) zu hohen Einkommen und politischem Einfluss kommen. Denen darf man doch keine Steuern zumuten, wirklich?