Ist die heutige Studentengeneration wirklich akadämlich?

7 Antworten

Ich kenne diese Haltung von Lehrenden aus meiner Arbeit an Hochschulen zur Genüge und bin inzwischen immer stärker davon überzeugt, dass nicht die Studis das wesentliche Problem sind, sondern diese Art von Lehrenden.

Das, was den Studis da vorgeworfen wird, ist der Spiegel, den sich diese Lehrenden selbst vorhalten: Keine Lust auf Didaktik, keine geistige Beweglichkeit hinsichtlich veränderter gesellschaftlicher Realitäten, keine Lust, aus dem Elfenbeinturm herauszukommen.

Ja, es sind heutzutage viele Studis an den Hochschulen, die alle irgendwie verschieden sind. Wer das beklagt, weil die Rechtschreibung vielleicht nicht perfekt ist, der erkennt weder das Potential, das in diesen jungen Menschen steckt, noch ist er bereit, seine eigene gesellschaftliche Rolle anzunehmen oder auszufüllen.


ArminSchmitz 
Beitragsersteller
 15.05.2025, 18:10

Völlig richtig. Selbst als Wissenschaftler hoch geschätzte Professoren haben grottenschlechte Vorlesungen abgehalten und standen am Ende des Semesters vor leeren Hörsälen. Die Hände gerieben hatten sich immer schon die Repetitoren die mit ihren privaten Paukschulen gut verdient haben und auch heute noch gut verdienen.

Ja, das ist eine Fehleinschätzung. Solche Bücher erscheinen im Abstand von 5 bis 6 Jahren regelmäßig und werden dann als "ganz aktuell" beworben. Die Verlage wollen halt auch leben.

Solche Sprüche kenne ich von früher auch noch. "Schade, dass Sie so zahlreich erschienen sind". Oder: "Vermutlich träumen Sie von einer akademischen Karriere. Vergessen Sie es. Nur 1% schaffen das überhaupt". Sehr motivierend. Aber wahrscheinlich wahr.

Teilweise ja, teilweise nein.

Ich würde es nicht verallgemeinern.

Ich würde sagen, es gibt einen steigenden Anteil an Menschen, die nicht für eine akademische Laufbahn geeignet sind, sie aber trotzdem wählen.

Es gibt aber genauso junge Menschen, die es drauf haben.

vielleicht meinte diese Dekanin, dass die Studenten deshalb falsch an der Uni gewesen wären, weil sie - wohl anders als sie selbst - nie ein braunes Parteibuch hatten?

was ich heutzutage kritisiere, ist eine "Verwissenschaftlichung" von praktischen, von Anwendungsfächern, gepaart mit einer haarsträubenden Pseudowissenschaftlichkeit, die für die Praxis genau null bringt und in einem Bachelorstudium lediglich Zeit verschwendet, die man weit besser nutzen könnte um später dann gefragtes Wissen und Fertigkeiten zu erwerben

...und all das nur, weil man im Elfenbeinturm zu hochnäsig war, um anzuerkennen, dass praktisches Können und ANWENDBARES Wissen einer akademischen Wissenschaftlichkeit MINDESTENS gleichwertig ist!


ArminSchmitz 
Beitragsersteller
 15.05.2025, 18:04

Die Äußerung hatte mit Politik sicher nichts zu tun. Sie war Ausdruck der Arroganz einer Generation bei nur nur 5% eines Jahrgangs zum Abitur geführt wurden. Dass dieser geringe Anteil nicht durch die Dummheit der restlichen 95% entstanden ist hat man vergessen. Ursache war nämlich die Verarmung der Bevölkerung durch 2 Weltkriege, das Fehlen staatlicher Ausbildungsförderung (Bafög) und die Schulgeldpflicht für weiterführende Schulen, die erst nach dem WK II abgeschafft wurde.