Frühe Bildschirmzeit und ADHS – seht ihr einen Zusammenhang?
Mein Kind ist jetzt 1 Jahr alt, und ich habe bewusst entschieden, dass es noch keine Bildschirme nutzt – weder Tablet, noch Fernseher oder Handy. Ich möchte, dass es seine Welt durch Bewegung, Berührung und direkte Interaktion mit uns und anderen Menschen entdeckt.
Was mich allerdings immer wieder nachdenklich macht, ist, dass viele Kinder im gleichen Alter schon regelmäßig mit Bildschirmen beschäftigt sind. Ich sehe oft, wie andere Eltern ihre Kinder mit Tablets oder Handys beschäftigen, um sie ruhigzustellen oder zu unterhalten. Ich frage mich, welche Auswirkungen das auf die Entwicklung der Kinder haben könnte. Können so viele Bildschirmreize, vor allem in den ersten Lebensjahren, die Konzentration und die Fähigkeit zur Selbstregulation negativ beeinflussen? Könnte das sogar zu Unruhe oder Aufmerksamkeitsproblemen führen, die später als ADHS diagnostiziert werden?
Ich möchte hier niemanden verurteilen – jeder geht mit dem Thema Bildschirmzeit anders um. Aber ich frage mich, wie andere Eltern das sehen. Wie haltet ihr es mit der Bildschirmzeit? Glaubt ihr, dass der frühe Kontakt mit Bildschirmen langfristige Auswirkungen auf die Entwicklung haben kann?
8 Antworten
Bildschirmzeit führt nicht zu ADHS. Eher zur Verminderung des Spracherwerbs, weil, die Kinder konsumieren nur, sie werden nicht an Gesprächen beteiligt.
Du machst alles richtig, in dem du dein Kind fern von solchen Sachen hältst. Am besten so lange bis es alt genug ist, ein eigenes Handy zu haben. Das heißt nicht, das du mit steigendem Verständnis des Kindes das Kind nicht mal telefonieren lässt mit Verwandten oder so. Du kannst dem Kind das schon beibringen. Aber du solltest es nicht als Belohnung oder Beruhigung einsetzen.
Ich arbeite im Kindergarten. Ich muss das Handy öfters mal rausholen, wenn ich die Musikbox mit Spotyfi verbinde für Kinderlieder und Hörspiele. Die Kids kleben an mir wie eine Klette. Sie warten sehnsüchtig darauf dass da Bilder oder Clips kommen, aber das ist bei Spotify nicht und dann fragen sie, warum kommen da keine Bilder oder Filme. Wenn ich berichte, dass ich zuhause keinen Fernseher habe (weil ich alles über Computer mache) dann sind die ganz verwundert. Sie fragen was ich mache. Ich sage dann lesen, malen, Rad fahren, aufräumen und kochen. Ganz am Ende kommt dann am Computer arbeiten. Beim lesen hinterfragen sie manchmal was ich lese. Ich bringe dann das Buch mit und dann sind die ganz erstaunt, dass da keine Bilder drin sind.
Die Kinder heutzutage sind so auf diesen Konsum fixiert. Die sitzen in einem Gruppenraum voller Spielsachen und Bastelzeug, könnten also jeder zeit neue Dinge machen. Wenn man dann was anbietet kommt: Ich habe dazu keine Lust. Dann frage ich, was möchtest du denn machen? Und die Antwort ist zu 90% Handy oder Tablet spielen, bei Kindern zwischen 4 und 6 Jahren.
Aber wie entsteht nun ADHS:
Studien zeigen, dass ADHS eine starke genetische Komponente hat. Kinder mit einem Elternteil, das ADHS hat, haben ein erhöhtes Risiko, die Störung zu entwickeln. Es gibt bestimmte Gene, die mit der Regulation von Dopamin – einem wichtigen Neurotransmitter für Aufmerksamkeit und Impulskontrolle – in Verbindung stehen und bei ADHS betroffen sein können. Menschen mit ADHS zeigen oft Unterschiede in der Aktivität bestimmter Gehirnregionen, insbesondere im präfrontalen Kortex, der für Selbstregulation und Entscheidungsfindung verantwortlich ist. Es gibt Hinweise darauf, dass ADHS mit einer geringeren Verfügbarkeit von Dopamin und Noradrenalin im Gehirn zusammenhängt. Neben den biologischen Faktoren gibt es auch Umwelteinflüsse, die das Risiko für ADHS erhöhen können. Dazu gehören Frühgeburten, Sauerstoffmangel bei der Geburt, Rauchen und Alkohol in der Schwangerschaft sowie belastende Kindheitserfahrungen wie Vernachlässigung oder chronischer Stress. ADHS ist also keine rein „erlernte“ Verhaltensweise, sondern eine tief verwurzelte neurologische Besonderheit, die die Informationsverarbeitung im Gehirn beeinflusst.
Die Vernachlässigung, die entsteht, wenn das Kind nur vor den Bildschirm gesetzt wird kann also nicht zum ADHS führen, aber wenn die Grundlagen vorhanden sind, kann sie sie begünstigen. Es könnte also der Tropfen sein, der das Fass zum Überlaufen bringt.
Ich war auch gegen zu früh Bildschirmkonsum deshalb hatten wir kein Fernseher zu Hause.
Aber als andere Kinder im Kindergarten von Disney Filme sprachen und unsere Tochter nicht mitreden konnten, haben wir gedacht, dass man einzelne Videos zeigen sollten, damit sie auch durch Filme lernen sollte, zwischen Wahrheit und Fiktion zu entscheiden.
Unsere Tochter bekam ein Handy erst mit ca 12, als sie in der benachbarte Stadt in der Schule ging.
Unsere Tochter wurde erst spät als ADS diagnostiziert, was sicher nicht durch übermässigen Bildschirmkonsum verursacht wurde!
Natürlich hat es Auswirkungen. Das ist doch bekannt. Sonst hättest Du Dich ja nicht bewusst dagegen entschieden. ADHS ist jedoch etwas anderes.
Klar hat es Auswirkungen.
Allerdings hängt mein Sohn (7) nicht permanent am Bildschirm und hat trotzdem ADS diagnostiziert bekommen.
Tochter wurde mit hypoallergener Babynahrung gefüttert und hat trotzdem eine Allergie entwickelt.
Worauf ich hinauswill: man kann die Kinder nicht vor allem schützen auch wenn man sich noch so bemüht. Deswegen bin ich mittlerweile sehr entspannt in punkto Erziehung.
Unter 2 gab es bei uns kein Fernsehen, Tablet lder Handy. Hinsichtlich der Aufmerksamkeitsspanne würde ich nicht soweit gehen zu sagen, dass frühe Bildschirmzeit ADHS verursacht, wir haben es aber in der Bekanntschaft gesehen, dass Kinder gleichen Alters die häufiger Medien konsumiert haben merkbar größere Probleme hatten sich zu konzentrieren.
Das ist natürlich kein Beweis für irgendwas. Hat uns aber darin bestärkt, dass unser Ansatz nicht so falsch sein kann.