Familie hat andere Werte und Vorstellungen.. Ich fühle mich oft fremd. Wie oft seht ihr eure Familie, diskutiert ihr dann?
Hallo!
Ich Ende Zwanzig, seit 10 Jahren in Vollzeit, zwischenzeitlich Studium abgeschlossen. Wohnung vor ca. 5 Jahren gekauft, war sparsam, hab trotz Kredit, Fixkosten, Studiengebühren immer versucht alles mir Mögliche zu sparen bzw. lang keinen Urlaub und dieses Jahr gleich zwei Mail/jedoch immer noch recht günstig, aber sehr schön. Immer 40 Stunden gearbeitet. Studiere nebenbei - 120 ECTS bzw über zwei Jahre (ohne Präsenzpflicht, nebeberuflich als Unilehrgang).
Seit Abschluss meines Studiums wirds mit meiner Familie schwieriger.. Ich versuch Alles unter einen Hut zu bekommen.. 40 Stunden Woche, Uni, Alltagserledigungen, Haushalt (wohne mit Partner zusammen - arbeitet auch Vollzeit), Freunde, Familie, Zeit für mich.. Meine Schwester hat ein Baby, die andere arbeitet ca. 10 Stunden pro Woche und kratzt oft am letzten Groschen, will aber nicht mehr arbeiten. Meine Mutter mittlerweile in Altersteilzeit, hat früher auch immer Vollzeit gearbeitet.
Wohnen alle so ca. 10-15km entfernt, ich hab kein Auto und pendle per Öffis für die Arbeit ca. 1,5 Stunden pro Tag, geht gut, aber ich will dann oft wenn ich nach Hause komme nicht mehr mit dem Bus ins Stadtinnere..
Bin im Gesundheits/Sozialwesen und daher viel unter Leuten, viele Gespräche und oft Stress bzw. arbeitsbedingt psychischen Belastungen ausgesetzt, Zusammenarbeit mit Behörden, Gerichten, Ärzten, Therapeuten, Psychologen (was ich selbst bin ist eher unwichtig).
Ich muss eine gewisse Professionalität an den Tag legen und muss an viele Dinge denken, sodass ich dann oft, wenn ich bei meiner Familie bin, eher ruhig bin und mir nicht das Wort erkämpfen will (meine Familie kann sehr laut und chaotisch sein). Ich höre oft, dass ich so wenig Zeit hätte, dass ich gestresst wirke, ich rechtfertige/erkläre mich dann..
Themen wie - Geschenke, gereimte Geschenkskarten, wer was besorgt, wer macht den Kuchen - nerven mich zutiefst.. Meine Freunde und mein Partner sind alle derselben Meinung - wir schenken uns maximal eine Kleinigkeit, Blumen, eine Kerze oder gehen zusammen essen, das befreit mich und vermutlich auch die anderen vom Stress..
Meine Mutter bspw. musste sich für eine jährliche Leasingrate von geschätzten 8.000.- und einer Zahnarztrechnung einen Konsumkredit leihen.. das sind alles Dinge, die ich zu vermeiden versuche und, die auch oft de Grund meiner teilw. Entfremdung schildern.. Meine Mutter hatte es nicht immer leicht, war eine zeit alleinerziehend.. lebt seit 10 Jahren aber mit Partner, beide ein recht gutes Vollzeitgehalt als Akademiker, aber können sich scheinbar nichts weglegen..
Meine Mutter sieht niemanden, außer meiner Schwestern. Meine Schwester sieht auch kaum jemanden außer meiner Familie, neben ihrer 10 Stunden Tätigkeit und ab und an ein Treffen mit Uni Kollegen zum Brunchen.. Ich hab sehr enge Freundschaften, versuche meine Familie, die meines Partners, wie auch unsere Freunde zu sehen, brauchen aber beide Zeit, in der wir nichts tun "müssen".
Ich hör oft "Ach reduzier doch die Arbeitszeit" oder "ja, das stresst dich alles so" oder "dann schenk doch nichts wenns dich nervt". Das ist alles nicht so leicht! Klar stresst die Arbeit oft.. aber ich bin noch "jung" und kann noch gut sparen, ich kenn nichts anderes als Vollzeitarbeit, ich kann mich auch den Geschenken nicht entziehen, ich hatte oft ein Limit vorgeschlagen, dies wurde eher ignoriert.. Bin dann der Miesepeter.
Hab mich letzte Woche sehr bemüht direkt nach der Arbeit zu meinen Schwestern zu fahren, war dementsprechend etwas müde, aber gut drauf. Scheinbar hat auch das nicht gereicht und ich hör von meiner Mutter "Wenns dich nervt, dann komm doch nicht". Und von meiner Schwester, dass ich mich zurückziehen würde und so wenig Zeit hätte... Wir haben uns habe nicht mal zwei Wochen vorher gesehen, ich weiß nicht wie ich es anders machen sollte und außerdem will ich es auch nicht... Ich und mein Partner hatten Arbeiten auf den Feldern zu machen.. teilweise bis 24:00 Uhr, nach unserer Arbeit, ich machs gern, ich betätige mich, bin draußen und mache etwas sinnvolles..
Ich fühl mich immer fremder und als absolut konservative Person in einer alternativen, links-liberalen Familie- wofür ich dankbar bin.. Aber es fehlt oft der Weitblick und das Verständnis..
1 Antwort
will ich es auch nicht
Genau das solltest du ganz klar kommunizieren.
Wer etwas will, findet Wege.
Wer etwas NICHT will, (er)findet Gründe!
Es ist DEIN Leben, gestalte es so, wie es für DICH passt. Und ja, du wirst einen Preis dafür bezahlen müssen, so ist das bei ALLEM im Leben.
Niemand bekommt die eierlegende Wollmilchsau zum Nulltarif ;)
Du kannst aber mal in Ruhe in dich hineinfühlen, WARUM du nicht willst. Vielleicht lenkst du dich mit all deinem Tun auch nur davon ab, nicht SPÜREN zu müssen?
Geld ist nicht alles im Leben. Menschen können unerwartet schwer krank werden und sterben.
Vielleicht solltest du mal das Buch von Bronni Ware lesen?
https://www.amazon.de/Dinge-die-Sterbende-meisten-bereuen/dp/3442341299
Du weißt ja, für sich selbst ist man gerne mal blind ;)
Finde einen guten Mittelweg :)
Irgendwie auch logisch, dass du so viele kennst, die genau gegensätzlich leben und deine Ängste triggern. Da ist offensichtlich in dir etwas noch nicht fix geklärt.
Und es ist ja auch nichts in Stein gemeißelt. Du kannst ja deiner Fmilie sagen, dass du die nächsten 3 (?) Jahre so leben willst und dann neu darüber nachdenkst. Setz dich selbst nicht unter Druck, du musst niemandem gefallen, nur dir selbst und deinem Lebenspartner und vielleicht mal deinen Kindern.
Absolut. Macht auch Sinn, hatte selbst ein chaotisches Leben, Existenzängste etc.. deshalb vermutlich sehr in eine Gegenbewegung umgeschlagen.. Was mich dran triggert finde ich aber nicht.
Vermutlich das "nicht gesehen fühlen" oder mich doch anzustrengen ohne, dass es reichen würde.
Wir hattens früher als gesamte Familie nicht "leicht", meine Mutter hat ihr Bestes gegeben, keine Frage! Aber auch nach 30 Jahren so - ich nenns mal "unneinsichtig" über eigene Fehler oder Zukunftsverbesserungen zu sein, triggert mich.
Kaum Sicherheit im Leben gehabt oder erfahren oder versucht beigebracht zu bekommen.
Von meiner mich antiautoritär, alternativ, feministisch, etwas kurzsichtig und links-liberal erzogenen Mutter, zur selbst (hoffentlich nicht) superstrengen konservativen Mutter. *Argh..* da muss ich selbst schlucken, bestenfalls dagegenlenken..
Deine Frage kam jetzt auch für mich wie gerufen :)
Meine Tochter ist auf Langzeitreisen und alleine ihre Überlegungen, evtl. auszuwandern, triggern all meine Ängste. Die Themen sind insofern vergleichbar, denn sie ist wenig verfügbar, so wie du.
Wenn du magst, können wir uns gerne privat austauschen.
Da hast du recht. Ich sollte es sicherlich klarer kommunizieren.
Das mit dem Ablenken klingt auf den ersten Blick bestimmt so.
Aber spüren tu ich und muss ich viel, sowohl beruflich, als auch in Ausbildung zur Psychotherapeutin :).
Bin auch in keinem Beruf der das große Geld bringen kann oder sollte, aber ich kenn viele Leute, die mehr in den Tag hineinleben, so viel verdienen, wie sie derzeit brauchen und es in 10 Jahren bereuen..