Es heißt ja immer, man verklärt die eigene Vergangenheit, wie seht ihr das?
Hallo
man hört ja oft, dass Leute sich nur an das positive Erinnern bzw. überwiegend an das Positive während sie das negative ausblenden.
Aber wenn ich so zurück denke an meine Schulzeit zb, ich erinnere mich da großteils an negatives, ich weiß dass das eine dreckige Zeit war.
Jetzt ist zwar auch nicht alles super, aber viel besser als damals.
ich bin übrigens 27, nur damit ihr das zeitlich einordnen könnt.
Ich erinnere mich zwar auch an positive Aspekte von früher, aber bei weitem habe ich da keine so "früher war es ja ach so toll" erinnerung.
10 Antworten
Jeder redet sich sein Leben schön. Auch die eigene Vergangenheit. Weil einen einfach die aktuellen Probleme IMMER am härtesten treffen und man nicht immer bereit ist reflektiert und ehrlich zu sich selbst oder Anderen zu sein. Das ist menschlich. Es ist auch keine schlechte Eigenschaft. Der Mensch braucht das um nicht unterzugehen. Stell dir vor jedem würde wirklich bewusst wieviel er besser machen "könnte". Wer sich das bewusst machen will kann das tun aber ich kann dir garantieren, dass das nur zu mehr Stress führt und ein nie endender Prozess ist. Es gibt niemanden, der perfekt sein kann. Insofern giert man Dingen hinterher, die man nie erreicht. Glücklich sein funktioniert so nicht. Eine gute Mischung aus Zufriedenheit mit dem wie man ist und dem Wissen, dass man nicht immer alles richtig gemacht hat aber auch das einfach nicht mehr ändern kann - trägt eher dazu bei gut zu leben.
Bestes Beispiel: Kinder kriegen. Würden sie Mütter "wirklich" daran erinnern wie das war als sie in den Wehen lagen würde keine Mutter je wieder ein Kind bekommen. Aber durch die ganzen körpereigenen Hormone bleibt von dem nichts mehr übrig. Nur noch dunkle Erinnerungen daran, dass es extrem schlimm war. Aber so richtig mitbekommen tut man das nicht. Und im Nachhinein wars extrem schön. Meine Hebamme meinte zu mir: du hast das Gefühl zu sterben und danach wirst du wiedergeboren. Und genau so wars dann auch.
Verdrängung hilft Menschen mit heftigen Dingen besser umzugehen. Und was im Extrem existiert, existiert immer auch in nicht ganz so extrem. Unsere Psyche weiß ganz genau wieviel sie "nehmen" kann und wieviel nicht.
Ich bin zwar "etwas" älter als Du, aber eigentlich geht es mir ganz ähnlich wie Dir.
Auf einige Aspekte meiner Vergangenheit blicke ich gerne zurück - so hatte ich z.B. umterm Strich gesehen eine richtig glückliche Kindheit. Meine Eltern ermöglichten mir, Abitur zu machen und zu studieren - was ihnen selbst versagt geblieben war. Ohne ihre Unterstützung wäre ich definitiv nicht der, der ich heute bin. Dafür bin ich sehr dankbar.
Aber da sind auch noch andere Aspekte, wie z.B. die Alkoholsucht meines Vaters oder das Mobbing, als ich im Gymnasium war. Dies sind Dinge, die ich weder verdrängen kann, noch verdrängen will. Denn auch Negatives trägt dazu bei, als Mensch zu reifen!
Summa summarum finde ich es heute auch besser als damals - nicht in allen Aspekten, aber doch in den meisten.
Für mich persönlich verblasst geschehenes lediglich. Verklären tu ich's keinesfalls.
Bei Wilhelm Busch heißt es "Gehabte Schmerzen, die hab ich gern".
Es schwingt wohl auch die Freude darüber mit, dass es besser geworden ist.
Bei öffentlichen Bauprojekten ist das immer so. Sie brauchen
viel länger als geplant und werden sehr viel teurer, aber wenn sie
mal fertig sind, gibt es in der Presse nur noch "Ist ja toll geworden."
Ich erinnere mich an die schweren und auch guten Zeiten, an Schmerz und an Freude.
Bin 60