Albert Camus: Das Absurde befreit nicht, es bindet. Wie ist das zu verstehen?

7 Antworten

Hmh. Also ich verstehe es auch nicht. Müsste es nicht eigentlich andersrum sein?

Absurdität ist etwas sehr befreiendes, weil man endlich Mal von gewohnten Denkmustern ablassen kann.

Once you realize that all the shit you use to care so much about - Just keeps you a prisoner of your own mind

~Ecstatic (Scream)

Woher ich das weiß:Hobby – Hobbyphilosoph

Die Strukturen der Realität, die in sich logisch, kohärent, nachprüfbar, immer wieder gültig und bewährt sind, geben Sicherheit, Verlässlichkeit und für alle Beteiligten konsensfähige Berechenbarkeit.

Wer also z.B. sicher sein kann, dass die angezeigten Verkehrsmittel pünktlich kommen, lebt mit der Freiheit, jetzt seine Planungen darauf abzustimmen zu können. Wenn er dagegen fürchten muss, dass die erwarteten Bahnen und Busse ausfallen, muss er eine ganze Reihe von Sicherheitsvorkehrungen treffen, er muss Ersatzlösungen planen und bereit halten, die ein Scheitern der Gesamtunternehmung verhindern. Er unterliegt damit erheblichen Zusatzzwängen, ist absorbiert von Zweifeln und Befürchtungen und erlebt gerade keine Freiheit.

Das Absurde, das absolut Widersinnige, das kaum Vorstellbare schafft fast immer Ängste und Sorgemomente. Man ist dauerhaft angespannt, weil man permanent scheitern kann, weil lebensbedrohliche Situationen auftauchen können, denen man gegebenenfalls nicht gewachsen ist. Die ständige Wachsamkeit zehrt an den vitalen Ressourcen, bringt permanenten hormonellen Stress und bietet keine Freiheit, sondern quälende Anspannung mit latenten Ohnmachtsgefühlen.


pelikan279 
Beitragsersteller
 12.05.2025, 16:04

Hallo Rolf, Du hast mir sehr geholfen. Vielen lieben Dank!!

pelikan279

Nach Camus können wir der Absurdität des Daseins nicht entfliehen! Auch wenn wir die Absurdität des Daseins erkannt haben, leben wir dennoch weiter unter dem Bann des Absurden. Darum kann das Absurde uns auch nicht befreien, sondern es bindet das menschliche Leben im Wissen um die Sinnlosigkeit des Universums. Es bleibt dem Menschen nur die Haltung der Revolte, die das Leben in seiner Absurdität und Bedeutungslosigkeit bejaht und sich allein auf die Gegenwart des Augenblicks konzentriert.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – stud.phil.

Ich verstehe dass in dem Sinne, dass der Mensch durch das Absurde an sich noch keine Freiheit erlangt, sondern erst durch die permanente Revolte gegen das Absurde.
Das absurde könnte fälschlicherweise im Nihilistischen Sinne als Freiheit im sinne "es ist Egal" interpretiert werden - das ist aber nicht Freiheit sondern Gleichgültigkeit, sondern Freiheit entsteht erst in einer lebensbejahenden Autonomie.

oder wie Camus im Mythos des Sisyphos schreibt: "Sein Fels ist seine Sache. [...] Der absurde Mensch sagt ja, und seine Anstrengung hört nicht mehr auf. Wenn es ein persönliches Geschick gibt, dann gibt es kein übergeordnetes Schicksal oder zumindest nur eines, das er unheilvoll und verachtenswert findet. Darüber hinaus weiß er sich als Herr seiner Tage."

Wie ist das zu verstehen?

Er meint das halt so, man muß diese Meinung weder teilen noch verstehen. Denke dir was dazu aus - passt immer.