Trinkt man in der Regel Whisky entspannter und langsamer als vodka?

Ich habe noch nie jemanden gesehen, der Vodka aus einem Nosing-Glas trinkt, damit die Aromen möglichst gut rüber kommen. Und erst recht nicht schlückchenweise über einen längeren Zeitraum. Bei Vodka werden die 2cl mit einmal Kopf in Nacken runter gekippt und gut ist. An 2cl Whisky trinke ich hingegen mindestens ne halbe Stunde.

Ich denke, das Wodka weit weniger komplex in Herstellung, Reifung, Aroma und Geschmack ist. Einen guten Wodka bekommst du für 30 oder 40 €, wo vernünftiger Whisky gerade losgeht. Ich mag schon mal einen Russian Standard Platinum oder Grey Goose.

Aber Whisky ist aus ganz anderem Holz, im wahrsten Sinne. Sehr komplex - von der Herstellung über Reifung und Nachreifung bis Aroma und Geschmack und Abgang.

Ich finde, man sollte beide nicht unbedingt vergleichen, das hinkt. Man kann auch Wodka genießen, oder gut mischen mit Frucht. Whisky muss man sich aber intensiv widmen, ich rieche erstmal, stelle ab, nach 5 Minuten rieche ich wieder, zerlege im Kopf das Bouquet in einzelne Noten, stelle wieder ab und rieche nochmal, das geht bis zu einer halben Stunde, bis ich den ersten kleinen Schluck trinke. Dann noch zwei größere Schlucke, so lange auf der Zunge lassen, wie er Jahre alt ist (sagt man). Im Mund wieder zerlegen. Und den Abgang genießen, der sollte für mich laaang sein und nicht bitter oder so.

Der Punkt ist halt: Wodka schmeckt nur nach Alkohol, sonst nach gar nichts.

Whisky hat verschiedene Aromen, ganz besonders wenn er non-filtered ist.

Wenn man den einfach runter schüttet hat man davon nicht viel.

Ich denke, weil mehr Leute den Geschmack von Whiskey tatsächlich mögen. Vodka hingegen weniger

Es geht bei Whisky nicht ums Besaufen, sondern um eine Reise durch die Geschmackswelt guter Single Malt Scotchs, bei der man kleine Mengen mit etwas Wasser aus Glencairn-Gläsern (nicht aus Tumbler-Eimern) schlürft (immer nur so viel wie auf die Zunge passt, immer so lange auf der Zunge lassen, bis das Aroma sich in seiner ganzen Komplexität entfaltet hat). Ich würde weiterhin empfehlen, Whisky nicht in lauter Gesellschaft zu trinken, sondern allein, in aller Stille, damit sich die ganze Psyche ungestört mit Schottland füllen kann. Besoffen wird man dabei nicht, aber glücklich.