Ist Ethik bzw. Respekt subjektiv?
Es gibt beispielsweise Menschen, die es respektlos finden, wenn jemand tätowiert ist oder mit Jogginghose rumläuft. Oder Alkohol trinkt. Ich hingegen finde das absolut in Ordnung.
Mich nerven auch oft viele ältere Menschen, die ständig über die jungen Leute schimpfen und jeden Furz als Respektlosigkeit empfinden.
Aber es gibt natürlich auch Dinge, die ich respektlos finde. Beispielsweise, wenn ein Chef seine Mitarbeiter anschreit.
Sollte man also nicht immer auf die Mehrheit hören, wenn es um Ethik bzw. Respekt geht?
3 Antworten
Moin,
Respekt folgt aus einem ethischen Grundverständnis und Ethik folgt aus einer logischen All-Aussage, also der Tatsache, dass Ethik hier eine sog. >Universalie< formuliert und somit nicht relativierbar ist (siehe I. Kant / Menschenrechte etc.). Als Anforderung an das eigene Verhalten gilt somit (mal ohne Sonderzeichen aus der formalen Logik): Wenn nicht A dann auch nicht B.
Heißt: Wenn du nicht letztgültig nachweisen kannst, dass dein Wert als Person höher zu bewerten ist als der einer anderen Person kannst du auch keine Handlung legitimieren, die darauf abzielt deine Lebensentfaltung zu Lasten des Anderen zu erweitern. - Das gilt immer (Universalie).
Gegen Vernunftprinzipien kann man zwar verstoßen und sich unvernünftig verhalten (ich kann auch behaupten 2+2=5) ,- aber das ist Willkür und der Unterschied zu Recht, soweit sich dieses auf Gerechtigkeit berufen will.
Wenn Menschen also andere Menschen aufgrund ihres Anderssein sozial zu erniedrigen versuchen ist dies aus meiner Sicht nicht akzeptabel - auch wenn heute die psychologisierende Selbstrechtfertigung zur "Volksseuche" geworden ist.
Ab einem gewissen Alter kann ich den Unterschied zwischen Fairness und Willkür wissen und ich kann auch wissen, dass mein Horizont/mein Wissen nicht so groß ist wie ich mir einbilde, um mich selber zu rechtfertigen.
Insofern ist das wie in einer Familie wo einer das Eis aus dem Kühlschrank selber aufisst und danach behauptet er hätte ja nicht gewusst, dass es X oder Y gehört.
Was er in jedem Fall gewusst hat ist, dass es nicht seins war und er hätte fragen müssen. ;-)
Gruß
PS.: Bei den Tätowierungen hast du aber Ethik und Ästhetik verwechselt, oder? ;-)
Ach so: Nein. Ethik/Respekt ist nicht subjektiv sondern ein allgemeingültiges Prinzip und damit Anforderung Haltung und Handeln an alle in gleicher Weise.
Ethik ist nicht subjektiv. Es sind grundlegende Überzeugungen, die für alle gelten. Gelten sollten. Der Umgang damit/bzw. das Handeln danach - der ist allerdings rein subjektiv.
Ja, ist subjektiv und jeder hat eben eine andere Meinung, ob es jetzt angemessen ist, eine Jogginghose zu tragen oder nicht oder ob Tattoos okay sind oder nicht. Bei bestimmten Aspekten kann man aber schon davon reden, dass hier eine übereinstimmende Meinung herrscht.