Erwachsene Tochter Borderline, Ehefrau depressiv

9 Antworten

Völlig von außen betrachtet würde ich sagen: Solch ein Verhalten der Tochter muss man sich nicht bieten lassen. Ganz einfach. Ein Kontaktabbruch wäre also verständlich und vielleicht auch angebracht.
Zumal man ja weiß, wie irrational und auch manipulativ Borderlinepersönlichkeiten handeln können.

Es könnte durchaus sein, dass Du dich an der Persönlichkeitsstörung Deiner Tochter irgendwie mitschuldig fühlst und es Dir deshalb schwer fällt, einen Schlussstrich zu ziehen. Du bist nicht daran schuld im Sinne einer tatsächlichen Schuld! Dass man an der Entwicklung seiner Kinder mitbeteiligt ist, ist unumstritten. Das hat aber mit Schuld nichts zu tun.

Sie ist mittlerweile eine erwachsene Person und hat für ihr Leben selbst zu sorgen. Und wenn jemand mit aggressiven Mitteln um "Hilfe bittet", ist das keine Bitte mehr, sondern eher eine Einforderung.

Für Dein eigenes Wohlergehen wäre es sicher besser, wenn Du zuerst einmal die Reißleine ziehst. Wie das in einem Jahr oder so aussieht und ob man sich wieder annähern kann, kann ja jetzt noch keiner wissen.


Maddin368 
Beitragsersteller
 04.08.2025, 14:18

Also erstmal vielen lieben Dank für alle Antworten. Ich bin schon geflasht, wieviele Antworten in so einer kurzen Zeit bei mir ankommen.

Ehrlich! Ich weiß nicht, was richtig ist und was nicht. Natürlich fühlt man sich als Vater mitverantwortlich, als Partner jedoch auch. Meine Tochter ist inzwischen erwachsen, aber nur auf dem Papier. Dennoch habe ich ihr gesagt, dass sie die Gänge (Ämter, Kliniken usw.) selbst machen muss. Immerhin ist das der Weg um selbstständig und psychisch stabil zu werden. Erstmal ist jetzt Funkstille und dennoch bin ich immer in gedanklicher Sorge um sie. Meine Frau kann ich natürlich gut verstehen, allerdings die Einforderung für IMMER mit meiner Tochter zu brechen, das werde ich nicht können. Den Spaziergang mit einem Bierchen und einer Zigarre werde ich dennoch machen ;-)

Vielen lieben Dank für Eure schnellen Antworten, hätte nicht gedacht, dass sich tatsächlich jemand hierzu Gedanken macht.

Das muß man jetzt ein bisschen aufdröseln

Dass deiner Tochter die Trennung zusetzt ist verständlich. NICHT verständlich ist ihre Forderung, dass du ihr Asyl gewähren sollst. Sie ist kein 12jähriges Mädel mehr sondern eine erwachsene Frau, die ihr bisheriges Leben auch so gelebt hat, wie es IHR in den Kram passte. Borderliner sind manipulativ. Und ich kann mir gut vorstellen, dass sie dies all die Jahre auch dir gegenüber war. Nur wenn ich von dir bekomme was ich will, liebe ich dich. Wenn nicht, lernst du mich kennen und trete dir in den Hintern.

Deine Frau: Klar dass sie keine Lust hat, deine Tochter aufzunehmen. Ganz klar, dass sie sich so einen Sprachgebrauch und Umgang nicht gefallen lässt. Dass du den Kontakt zu deiner Tochter abbrechen ist im Eifer des Gefechts gefallen (auch wenn ich diesen Wunsch bei dieser Konstellation verstehen kann). Dennoch entscheidet deine Frau nicht, mit wem du Kontakt haben darfst oder nicht.

Du: hast jetzt natürlich die Arschkarte. Zwei Frauen mit dem Messer in der Hand und KEINER kannst du gerecht werden. Weder der Tochter, die dich unter druck setzt, weder der Frau, die gleiches tut.

Du bist - so denke ich - ein Mensch, der seit jeher versucht hat, es allen und jedem Recht zu machen. Die eigenen Bedürfnisse hinten angestellt nur des lieben Friedens willen. Und vor allem bei der Tochter, das arme Kind, das unter der Scheidung und der Rabenmutter, die sie zurückgelassen hat, gelitten hat.

Was ich an deiner Stelle machen würde: Klare Grenzen setzen.

Mit der Tochter wird erst dann wieder gesprochen, wenn sie sich vernünftig benimmt. Sowohl dir als auch deiner Frau gegenüber. Dass du ihr KEIN Asyl gewährst. Das du da bist zur mentalen Unterstützung aber alles andere ist IHR Bier. Egal mit was und wie sehr sie dir auch drohen mag. Hör auf, dich erpressen und manipulieren zu lassen. Und natürlich ist eine Entschuldigung fällig.

Deine Frau. Du warst von den ganzen Umständen genauso perplex wie sie auch. Vielleicht noch ein klein wenig mehr als Vater der Tochter. Dass du mit deiner Tochter so vorgehst, wie oben geschrieben. Asyl gibts nicht.

Lerne für deine eigenen Bedürfnisse einzustehen. Auch wenn dies anderen nicht gefällt. Du bist nicht der Wunscherfüller für alle. Du bist auch nicht der Prellbock für alle. Rücksichtnahme ist eine schöne Sache. Aber bei dir artet es so aus, das es nichts mehr mit "gerne" zu tun hat sondern eine imemrwährende Belastung.


Maddin368 
Beitragsersteller
 04.08.2025, 14:21

Vielen lieben Dank. Ernst gemeint.

Deine Situation ist hochkomplex und sehr belastend. Du stehst als Mensch, Partner, Vater und Vermittler in einem Spannungsfeld zwischen zwei Menschen, die Dir nahe stehen, aber sich gegenseitig ablehnen. Aus systemischer Sicht lohnt sich der Blick auf die verschiedenen Beziehungsebenen, insbesondere auf die Frage der Verantwortung – nicht im Sinne von Schuld, sondern im Sinne von Zuständigkeit.

Zunächst einmal: Deine Tochter ist 31 Jahre alt. Auch wenn sie psychisch erkrankt ist und im Moment in einer Lebenskrise steckt, liegt die Verantwortung für ihr Leben, ihre Entscheidungen und ihren Umgang mit anderen Menschen letztlich bei ihr selbst. Du bist ihr Vater, aber nicht mehr verantwortlich für ihr Verhalten. Du kannst mitfühlend sein, aber Du musst nicht ihre Probleme lösen.

Gleichzeitig trägst Du eine Verantwortung in Deiner Ehe. Deine Frau hat das Recht auf Schutz, Respekt und ein sicheres emotionales Umfeld. Wenn Deine Tochter verbal übergriffig wird, insbesondere gegenüber Deiner Frau, dann ist es wichtig, hier eine klare Grenze zu ziehen. Schweigen in solchen Momenten kann von Deiner Frau als mangelnde Loyalität empfunden werden, von Deiner Tochter womöglich als Bestätigung.

Aus systemischer Sicht ist es hilfreich, sich zu fragen, welcher Platz wem im Familiensystem gehört. Deine Tochter gehört zu Deinem Herkunftssystem, Deine jetzige Frau ist Deine gewählte Partnerin im Gegenwartssystem. Die Aufgabe, beiden gerecht zu werden, funktioniert nur, wenn Du Deine Grenzen klar kennst und auch kommunizierst. Ein Satz wie: "Ich bin bereit, Dir zu helfen, aber nicht auf Kosten meiner Partnerschaft, und schon gar nicht, wenn Du andere Menschen in meinem Leben respektlos behandelst." kann Klarheit schaffen.

Es ist nicht Deine Aufgabe, Deine Tochter zu retten. Es ist auch nicht Deine Aufgabe, ihre Beziehungskrise zu kompensieren. Sehr wohl kannst Du jedoch signalisieren, dass Du da bist, wenn sie bereit ist, sich helfen zu lassen – aber eben in einem Rahmen, den Du mit Deiner Frau abstimmst. Vielleicht kannst Du eine Lösung finden, die nicht mit Zusammenleben zu tun hat. Zum Beispiel in Form von Unterstützungsangeboten, Beratungsgesprächen oder Begleitung bei der Suche nach einem Therapieplatz.

Systemisch betrachtet ist Deine Tochter nicht nur Tochter, sondern auch Symptomträgerin eines gestörten Familiensystems. Ihre Wut, ihre Verzweiflung, ihre Abhängigkeit sind Ausdruck innerer und äußerer Spannungen, die möglicherweise auch mit ungelösten Loyalitätskonflikten aus ihrer Kindheit zu tun haben. Dennoch bleibt sie für ihr Verhalten verantwortlich. Und Du darfst für Dich entscheiden, wie viel Nähe Dir gut tut und wie viel Abstand notwendig ist, damit Du in Deiner eigenen Mitte bleiben kannst.

Mein Rat: Sprich mit Deiner Frau, was für sie gerade noch tragbar ist. Sprich mit Deiner Tochter, was Du geben kannst und was nicht. Und dann halte diese Linie – liebevoll, aber klar. Du bist nicht dazu da, zerrieben zu werden zwischen den Bedürfnissen anderer. Du darfst auch auf Dich selbst achten.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Ich helfe Menschen, ihre innere Balance wiederzufinden

Hi. Ich glaube, du musst in zwei Richtungen arbeiten (Frau und Tochter) und dir darin zunächst klar werden, welchen Modus du für dich willst - denn das geht ja nur gut, wenn auch du dabei schadfrei bleibst.

da ich beide und dich nicht kenne, kann ich nur antworten welchen Modus ich persönlich fahren würde. Ein Zusammenleben MIT der Tochter könnte ich mir nicht mehr vorstellen - der Zugriff auf Regeln und erziehungsmassnahmen ist nicht mehr gegeben. Damit gibst du deinen rückzugsraum auf, das wär mir zu viel. Ich würde ganz klare Grenzen und Fürsorge aufmachen: nicht einzuziehen ist die Grenze. Mit ihr gemeinsam eine WG finden, Sozialwohnung oder betreutes wohnen inklusive einem ersten Anlauf für Entzug/ Therapie/ Sozialhilfe, das kannst du leisten. Und du kannst für sie da sein, indem ihr spazieren geht zusammen oder sie auf einen tee vorbeikommt. Voraussetzung für den Tee bei dir zu Hause ist jedoch, dass danach kein Flächenbrand entsteht.

Und zu deiner Frau würde ich eine klare Position beziehen. Ich würde klar signalisieren, dass die Forderung ein Übergriff ist, der nicht für dich geht. Du bist ein Mann mit einer psychisch erkrankten Tochter, die du nicht fallenlässt. Sie kann das annehmen oder gehen. Die Tochter wird auch zukünftig emotionalisieren. Damit muss ein Umgang gefunden werden, das könnt ihr zusammen tun. Und es wird Grenzen geben, sodass auch deine Frau vor deiner Tochter in einen geschützten Raum flüchten kann, wenn sie es Mal nicht aushält.

und ich würde beiden Seiten klar machen, dass sich ich ein Mensch bin, der hier vermittelt und Fehler macht. Und dass ich mich zurückziehen werde, wenn Toleranz eine Einbahnstraße ist, die nur von mir eingefordert wird.

Im Übrigen finde ich deine Analyse bis hierhin sehr gut, distanziert und differenziert. Gleichzeitig glaube ich, braucht es auch für dich stabile Grenzen.

Tja also Kontaktabbruch ist absolut nicht sinnvoll. Deine Tochter kann allerdings mit ihrer psychischen Störung nicht bei euch wohnen.

Am besten eine soziale Wohnung finden für die Tochter oder gleich eine Entzugsklinik.

Boderline braucht ungefähr soviel Aufmerksamkeit wie jemand mit Krebs. Es ist ein äußerst harte Erkrankung die auch abfärbt.Erstaunlich ist eigentlich die Tatsache dass ihre Ehe 8 Jahre gehalten hat.

Sag deiner Frau dass du sie liebst und zu ihr hältst, aber auch unmöglich deine eigene Tochter im Stich lassen kannst.

Es gibt auch Beratungsstellen in der Regel für sowas. Es ist auch die Frage inwieweit deine Tochter auf dich hört und ob du eine Persönlichkeit hast, die sich durchsetzen kann. Gerade Menschen mit boderline benötigen Grenzen.