Drogenkonsum bei Jugendlichen
Heutzutage sieht man ständig Jugendliche beim konsumieren von Alkohol, Vapes und ähnlichen Drogen.
Ich bin selbst 15 Jahre alt und habe bereits in den letzten beiden Jahren schockierende Situationen mit Gleichaltrigen erlebt, von gefälschten Ausweisen bis über Einbrüche bei öffentlichen Feiern. So war ich auch auf Partys eingeladen, auf denen Trinkspiele gespielt wurden und Schnäpse getrunken wurden. Auf einem anderen Fest erklärte man mir, dass Vapes ungefährlich sind, da sie ja (ich zitiere:) "direkt in die Lunge gehen".
Vermutlich ist der häufigste Grund für diesen abartig extremen Drogenkonsum bei Kindern (wie man ja eigentlich fast noch sagen kann), Anpassung und die Angst vor Ausgeschlossenheit. Ich kann aus eigener Erfahrung sprechen, wenn ich sage, dass man sich auf Partys echt blöd vorkommt, ohne Alkohol zu trinken. Deine Freundinnen fotografieren ihre Getränke, prosten sich gegenseitig zu und schenken sich ständig Nachschub ein. - Man fällt heutzutage mit 15 auf, wenn man nicht ständig einen Drink in der Hand hält und wird ständig gefragt, ob man nicht doch mittrinken will.
Das Seltsamste daran ist für mich, dass manche Eltern dieses Verhalten auch vollkommen tolerieren. Ich kenne Leute, deren Eltern es unterstützen, dass sie in einem Partyraum wöchentlich Partys feiern. Wieder andere gehen einfach ins Bett und kümmern sich nicht darum, wo ihre Kinder schlafen oder sind beruhigt wenn diese mitten in der Nacht mit Jungs in einem Zelt auf einem Campingplatz übernachten. Auf der anderen Seite gibt es aber auch diese sehr strengen Eltern, deren Kinder sich dann heimlich zu Partys schleichen und dort umso mehr übertreiben.
Abgesehen von dem kriminellen Verhalten, welches ich Anfangs angesprochen habe, existieren auch zahlreiche Videos und Bilder von betrunkenen Teenagern oder welchen mit Bier in der Hand im Netz. Dabei erkennt man die Gesichter von denen sehr gut und ich befürchte, dass manche von ihnen dies nochmal in ihrem späteren Leben bereuen werden.
Vermutlich ist bei dieser Diskussion meine eigene Meinung auch sichtbar geworden, dennoch würde mich interessieren, wie du darüber denkst. Gerne auch den eigenen Standpunkt wiedergeben und begründen. Vielen Dank.
3 Antworten
Hier einige Punkte, die mir bei diesem Thema sehr wichtig scheinen:
- Alkohol- und Drogenkonsum ist beileibe nichts Neues. Im Gegenteil, wenn man Langzeitstatistiken anschaut, sieht man insbesondere beim Alkohol einen dramatisch Rückgang. Menschen trinken heutzutage viel weniger Alkohol als in den 1960ern, und in den 1960ern trank man schon viel weniger als noch in den 1920ern. Auch ich habe als Jugendlicher (vor 20 Jahren) hin und wieder einen Joint geraucht und von meiner Mutter, die in den 1960ern aufwuchs, weiss ich, dass sie in ihrer Jugend nicht bloss gekifft hat, sondern auch LSD konsumierte (sie ist heute trotzdem ganz normal und spiessig lol).
- Dass der Konsum gerade bei Jugendlichen etwas extrem ist, erstaunt mich nicht. Als Jugendlicher muss man sich noch selber finden und will die Grenzen ausloten. Man macht daher ziemlich viele Dummheiten und neigt zum Extremen. Bei den allermeisten Leuten pendelt sich das irgendwann Mitte 20 ein und andere Dinge wie Studium, Beziehung, Reisen etc. werden wichtiger im Leben.
- Das Ganze hat auch viel mit dem Milieu zu tun, in dem man sich bewegt. Insbesondere die soziale Schicht spielt hier sicher eine Rolle. Ich wuchs z.B. in der gebildeten Mittelschicht auf und besuchte eine Privatschule. Meine Freunde und ich haben uns in gewissen Dingen sicher anders verhalten als Jugendliche, die sehr bildungsfern aufwachsen. Ich will damit nicht sagen, dass wir automatisch besser oder anständiger waren. Aber rückblickend würde ich behaupten, dass wir unsere Dummheiten doch relativ gut reflektieren konnten. Ich habe z.B. mal mit einem guten Kumpel in einer Kirche einen Joint geraucht und während der Predigt ständig gekichert. Das war dämlich, aber wir hätten z.B. nie Dinge gestohlen oder Leute ausgeraubt, weil wir wussten, dass das zu weit gegangen wäre. Wir wollten zwar rebellieren, aber wir wollten ja keine ernsthaften Probleme kriegen. Kinder, die entweder in bildungsfernen oder aber in instabilen, toxischen Familienverhältnissen aufwachsen, können diese Grenze zwischen womöglich weniger deutlich sehen. Und es gibt noch weitere Milieu-Unterschiede, die wichtig sein können, z.B. ob man in einer Grossstadt oder auf dem Dorf aufwächst. Ich bin in einer Stadt aufgewachsen und eine meiner besten Freundinnen in meiner Jugend kam aus einem kleinen Kaff mit 1.000 Einwohnern. Und manchmal spürte man diesen Unterschied natürlich auch.
- Du hast Videos und Social Media angesprochen. Das ist ein wichtiger Punkt, weil ich glaube, dass es auch viel mit Sichtbarkeit zu tun hat. Vor 20 oder 30 Jahren betranken sich die Jugendlichen genauso. Der Begriff "binge drinking" kam in meiner Jugend auf und ich weiss noch genau, wie die Medien und die Politik damals in eine kollektive Hysterie verfielen. Aber gleichzeitig war das Ganze natürlich viel weniger sichtbar. Jugendliche filmten sich damals nicht und Exzesse blieben geheime Storys, die man augenzwinkernd unter Freunden erzählte. Meine Schulkameraden hätten damals nie erfahren, wenn ich mich betrunken hätte, weil ich mit den meisten von denen nicht eng befreundet war. Von Eltern und Lehrern ganz zu Schweigen. Heute erfährt absolut jeder davon. Und als Teenager hat man auch das Gefühl, dass alle es machen. Aber dieser Eindruck täuscht. Man sieht halt einfach das ganze Gesaufe auf Tiktok. Wenn sich jemand auf einer Party nicht betrinkt, sieht man das nicht, weil es darüber kein Video gibt. Man wird also einerseits mit Sauf- und Drogen-Videos überschwemmt und zweitens sieht man nur diejenigen Jugendlichen, die konsumieren. Das Bild, das man dadurch erhält, ist also völlig verzerrt.
Zuletzt noch etwas zum Gruppendruck. Du hast natürlich komplett recht, dass das ein Hauptgrund für den Konsum ist. Gleichzeitig möchte ich dir aber etwas Mut spenden, denn eine Ausrede zum Konsumieren ist "Gruppendruck" trotzdem nicht. Wenn man wirklich will, kann man sich IMMER dagegen stämmen. Ich trinke z.B. überhaupt keinen Alkohol. Ich habe als Jugendlicher nie getrunken und auch heute nicht. Ich hab mich ein paar Mal Anfang 20 besoffen, weil ich wissen wollte, wie das Gefühl ist. Aber eigentlich hasse ich den Geschmack von Alkohol. Und ja, natürlich macht einen das auf Partys ein wenig zum Aussenseiter. Aber letztendlich liegt es an einem selbst, ob man diese Sache ins Zentrum der Aufmerksamkeit stellen will, oder nicht. Man kann z.B. anderen Leuten deprimiert zuschauen, wie sie Fotos von ihren Drinks machen und diese auf Insta hochladen. Oder aber man steht auf und macht irgendwas anderes. Ich habe z.B. schon als Jugendlicher wahnsinnig gerne über Politik und gesellschaftliche Themen diskutiert. Also suchte ich mir dann halt einfach irgendjemanden zum Reden. Und wenn ich das Gefühl hatte, an einer Party gibts eh nur oberflächliche Leute, die gerne saufen, dann bin ich halt nicht hingegangen. Auch heute muss ich mir auf Familienfeiern manchmal noch Sprüche anhören, weil ich nicht mittrinke. Ich nippe dann halt einfach an meiner Cola und sage irgendwas selbstironisches wie "ihr seid doch nur neidisch, dass ihr kein Diabetes bekommt". Mit anderen Worten: Ich stelle das Thema nicht ins Zentrum und lasse die Sprüche ins Leere laufen.
Ich kann deine Punkte auf jeden Fall nachvollziehen. Gerade bei Zigaretten und Vapes verstehe ich das auch nicht und heiße es nicht gut.
Was den Alkohol betrifft seh ich das ein bisschen entspannter. Ich bin selber 17 und gehe gerne mit Freunden auf Partys oder so. Da gibt es dann meistens auch was zu trinken. Meine Freunde und ich trinken dann zwar was, saufen uns aber nicht so voll, dass wir nicht mehr wissen wo oben und unten ist. In meinem Umfeld hält sich das ganze also im Rahmen.
Klar gibt es auf jeder Party welche, die ihre Grenzen nicht kennen und viel zu viel trinken. Das heiße ich dann auch nicht gut.
Ach, ich habe das damals auch gemacht und ich glaube, es hat mir nicht dauerhaft geschadet...nur manche Abende...das darfst du keinem erzählen.
Vielen Dank für deine ehrliche Meinung