Was glaubst DU: Wie viele Leute sind bisexuell?

Ich (weiblich und selber Bi-Sexuell) sage: ,,... 48%
Ich (männlich und selber Bisexuell) sage: ,,... 28%
Ich (männlich und nicht Bisexuell) sage: ,,... 16%
Ich (weiblich und nicht Bisexuell) sage: ,,... 8%

25 Stimmen

8 Antworten

Ich (männlich und selber Bisexuell) sage: ,,...

Sagen wir es einmal so: die sexuelle Orientierung ist bei jedem Menschen einzigartig und so vielfältig wie etwa die Körpergröße. Sie ist so komplex, dass inzwischen sogar die wesentlich differenziertere Kinsey-Skala nicht ausreicht, um die Vielfältigkeit der sexuellen Orientierung darstellen zu können (Ganna et al. 2019). Wenn wir uns einmal verschiedene Tierarten anschauen, dann sind die allermeisten Arten nicht ausschließlich hetero-, sondern verhaltensmäßig bisexuell und es gibt keinen Grund anzunehmen, dass das bei unseren Vorfahren anders gewesen sein sollte. Noch in historischer Zeit war es die Normalität, dass die Menschen sexuelle Beziehungen sowohl zu Männern als auch zu Frauen unterhielten. Zahlreiche Quellen aus der griechischen und der römischen Antike zeugen davon. Die neueste Forschung geht deshalb davon aus, dass die Annahme, dass die ursprüngliche Sexualität die Heterosexualität war und sich daraus dann Bi- und Homosexualität entwickelten, nicht zutreffend ist. Sehr viel wahrscheinlicher ist, dass die Bisexualität die Ursprungsform der Sexualität war (Monk et al. 2019). Wahrscheinlich ist bisexuelles Verhalten sogar evolutionärvon Vorteil. Das ist z. B. bei Rhesusaffen belegt. Untermauert wird dies durch eine 2023 veröffentlichte Studie über Rhesusaffen (Macaca mulatta). In der beobachteten Gruppe waren 72 % der Männchen bisexuell - und sie erreichten im Schnitt eine höhere Fortpflanzungsrate als ihre ausschließlich heterosexuell agierenden Artgenossen (Clive et al. 2023). Auch für den Menschen ist belegt, dass Bisexualität zu einer höheren Nachkommenzahl führt (Song und Zhang 2024).

Man müsste deshalb erwarten, dass ein Großteil der Menschen nicht ausschließlich heterosexuell ist. Bereits Alfred Kinsey vermutete dies Ende der 1940er Jahre und in seinen Kinsey Reports gaben viele seiner Interview-Partner an, in der Vergangenheit schon einmal eine homosexuelle Erfahrung gemacht zu haben (Kinsey et al. 1948, Kinsey et al. 1953). Kinseys Daten werden heute wegen statistischer Unsauberkeiten kritisiert, seine Grundannahme wird jedoch durch aktuelle Studien bestätigt. In repräsentativen Umfragen in den USA, Israel und Deutschland gaben jeweils mindestens ein Drittel der jungen Erwachsenen im Alter von 18 bis 24 Jahren an, dass sie nicht ausschließlich hetero- bzw. homosexuell waren, verordneten sich also auf der Kinsey-Skala im bisexuellen Spektrum. In Großbritannien ordneten sich sogar 48 % im bisexuellen Spektrum ein, mehr Personen als sich als exklusiv heterosexuell (44 %) bezeichneten.

Andere Studien versuchen, die sexuelle Orientierung nicht durch Umfragen zu ermitteln, sondern objektiv zu messen. Eine kontrovers diskutierte Studie dazu erschien 2016 im Journal of Personality and Social Psychology (Rieger et al. 2016). Die Forscher maßen von hetero-, bi- und homosexuellen Probandinnen die sexuelle Erregung beim Betrachten von Frauen- und Männerdarstellungen durch Bestimmung ihrer Pupillenweite. Bei Erregung weitet sich nämlich die Pupille und weil die Muskeln der Iris durch das vegetative Nervensystem gesteuert werden, lässt sich diese nicht willentlich beeinflussen. Dabei stellten sie fest, dass zwischen den Frauen, die sich als heterosexuell einschätzten und den bisexuellen Frauen kein Unterschied feststellbar war, beide Gruppen reagierten sowohl auf die Darstellungen von Frauen als auch auf die von Männern. Lediglich die lesbischen Frauen reagierten nur auf weibliche Darstellungen. "Wenn es darum geht, was sie antörnt, sind Frauen entweder bisexuell oder lesbisch, aber selten hetero", schrieb die Universität Essex, an der der Hauptautor der Studie Gerulf Rieger forscht, in einer Online-Pressemeldung. Eine andere Studie untersuchte die Muster der Gehirnaktivität lesbischer, heterosexueller und bisexueller Frauen mittels funktioneller Magnetresonanztomographie (fMRI) und konnte ebenfalls bestätigen, dass zwischen hetero- und bisexuellen Frauen kein signifikanter Unterschied bestand (Safron et al. 2018). Auch Studien an männlichen Probanden wurden durchgeführt, um ihre sexuelle Orientierung zu messen - maßgeblich mit dem Ziel zu "beweisen", dass Bisexualität existiert (z. B. Safron et al. 2017, Jabbour et al. 2020). Versuche die sexuelle Orientierung zu "messen" werden allerdings auch scharf kritisiert mit dem Argument, dass sexuelle Orientierung als eine Identität nicht physiologisch gemessen werden könne (Engelberg, Lawton & Shaw 2021).

Und damit ist schon ein ganz wichtiges Wort gefallen: Identität. Die sexuelle Orientierung ist ein Teil der eigenen Identität, sie beschreibt also, wie jemand sich selbst sieht. Deshalb muss jemand, der zwar verhaltensmäßig bisexuell ist, sich nicht automatisch auch selbst als bisexuell identifizieren. In der oben zitierten Studie aus Großbritannien z. B. ordneten sich zwar 48 % auf der Kinsey-Skala dem bisexuellen Spektrum zu, jedoch verwendeten nur 16 % davon explizit das Label "bi". Die Mehrheit identifizierte sich trotzdem als hetero. Hier spielt etwa eine Rolle, dass es keine allgemein verbindliche Definition des Begriffs Bisexualität gibt. Die Bisexualität ist quasi die Sexualität mit den unendlich vielen Gesichtern und jede bzw. jeder definiert sie etwas anders. Während Bisexualität für manche bedeutet, sich körperlich zu gleich- und andersgeschlechtlichen Personen hingezogen zu fühlen, schließt für andere das Label explizit romantische Anziehung ein, man sei demnach erst dann bi, wenn man sich auch eine Beziehung mit Personen unterschiedlichen Geschlechts vorstellen könne. Es kann daher sein, dass eine Person sich zwar auch körperlich vom gleichen Geschlecht angezogen fühlt, vielleicht sogar schon homosexuelle Erfahrungen gemacht hat, sich aber gleichzeitig nur eine heterosexuelle Beziehung vorstellen kann und deshalb als hetero identifiziert - oder möglicherweise auch als bi-neugierig, bi-interessiert, bi curious oder heteroflexibel. Es gibt bei der Selbstidentifikation einfach kein "richtig" oder "falsch". Erlaubt ist, was sich für den Einzelnen als richtig anfühlt.

Daher: Nein. Nicht jede oder jeder ist bi. Am Spruch "Ein bisschen bi schadet nie" ist aber insofern etwas dran, dass Bisexualität weit verbreitet ist. Weiter zumindest, als man sichtbar wahrnehmen kann. Am Ende ist aber die sexuelle Orientierung eines jeden Menschen ein Unikat. Es gibt sie in exakt dieser Ausprägungsform bei keinem zweiten auf der ganzen Welt.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Ich bin bisexuell. 💕💜💙
Ich (weiblich und selber Bi-Sexuell) sage: ,,...

Denke so 10% vllt auch mehr, viele wollen sich das selbst ja nicht mal eingestehen

Ich (weiblich und selber Bi-Sexuell) sage: ,,...

Ich denke es gibt relativ viele Leute, die bisexuell sind

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Ich verbringe viel Zeit mit schlafen
Ich (weiblich und nicht Bisexuell) sage: ,,...

Denke, dass viele es verheimlichen oder es sich selbst nicht eingestehen wollen, da es heutzutage leider immernoch nicht „den Werten“ entspricht. Damit meine ich dass viele immernoch nur Mann und Frau sehen. Es dauert bis sich man in der heutigen Gesellschaft traut zu outen. Ängste wegen Mobbing usw bestärken dass viele sich nicht trauen.

Ich (männlich und nicht Bisexuell) sage: ,,...

Ich denke es sind ca. 5-10%