Warum sehen Beschneidungen so verschieden aus?

9 Antworten

Hallo,

Beschneidungen sind Operationen , die hinsicht Kenntnisse des Operateurs, Anatomie und anderer Faktoren völlig unterschiedlich ausfallen können.

Zudem ist auch das Alter , in dem die Beschneidung durchgeführt wird, entscheidend.

Daher ist das Beschneidungsergebnis sehr unterschiedlich.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Zunächst: Es gibt sehr unterschiedliche Verfahren zur Zirkumzision und allerhand Varianten hinsichtlich der Menge und der Art der dabei entfernten Haut:

Bei einer „low“-Beschneidung wird das Innere Vorhautblatt fast ganz oder sogar total entfernt. Dann ist (vor allem im schlaffen Zustand) nur oder fast nur Schafthaut zu sehen, die bis in die Eichelfurche reicht. Die Narbe liegt dann nahezu oder ganz unsichtbar in minimalen Hautfalten in der Furche.

Wer eine gute „Heilhaut“ hat, dessen Narbe ist zudem sehr gering in der Breite, im Tiefenprofil und in der Farbabweichung. Wenn dann zudem „tight“ beschnitten wurde, also die Schafthaut auch im Ruhestand (weitgehend) glatt liegt und an der Erektion kaum oder kein Bewegungsspiel gegeben ist (das ist dann also „low&tight“), dann sieht das so aus wie bei Dir (und bei mir übrigens auch); als wäre man ohne Vorhaut geboren worden.

Die feine, fast unsichtbare Narbe ist nicht nur Folge guter „Heilhaut“, sondern auch des Alters, in dem die Zirkumzision gemacht wurde sowie des Verfahrens der Zirkumzision: Wenn sie ein wirklich erfahrener Operateur „Freihand“ mit dem Skalpell und anschließender Naht machte (oder sie aber mit Laser durchgeführt oder mit Kleber verschlossen wurde; was beides zu extrem wenig sichtbarer Narbe führen kann) und sie zudem im frühen Kindesalter durchgeführt wurde, ist die Narbe häufig auch bei genauer Betrachtung fast oder sogar ganz unsichtbar.

Dein Ex hatte vermutlich vor allem ein anderes Verfahren hinter sich: Die breite, bräunliche Narbe ist das Resultat einer Beschneidung mit einer Klemme (z. B. „Gomco“ oder „Mogan“, beide kommen aus den USA), bei der die vor die Eichel vorgezogene Vorhaut vor dem Schnitt abgeklemmt und die Blutzufuhr unterbrochen wird. Das dabei gequetschte Gewebe bleibt nach dem Cut großenteils im Narbenbereich und verheilt mit den Merkmalen minimaler und absolut harmloser, aber dauerhafter Gefäßschädigung. Der dadurch entstehende meist dunklere Ring kann zwischen wenigen und bis zu über 10 mm breit sein - und er kann gerade um den Schaft umlaufend oder sogar stark gezackt sein; letzteres, wenn die Haut nicht exakt entlang der Klemme abgetrennt wurde, sondern „Ecken“ stehenbleiben. Ähnliche Ergebnisse gibt’s bei der Verwendung von zweiteiligen „Ringen“, mit denen die vor die Eichel vorgezogene Vorhaut zwischen einem Außen- und Innenring total abgeklemmt wird, ohne überhaupt anschließend einen Schnitt durchzuführen; die Vorhaut stirbt schlicht ab und fällt nach einigen Tagen vor dem Ring ab. Die durch das Abklemmen dann bereits „verschweißte“ künftige Narbe ist dann meist ebenfalls dunkler als die umgebende Haut.

Da die Klemmen- und Ring-Zirkumzisionen naturgemäß nicht so nah an der Eichel liegen können (die Abtrennung erfolgt ja bei vorgezogener Vorhaut VOR der Eichelspitze oder zumindest VOR dem Ring), bleibt mehr vom inneren Vorhautblatt erhalten (bei Klemmen mindestens so viel, wie die Eichel „hoch“ ist) und die Narbe liegt weiter von der Eichelfurche entfernt am Schaft („high“-Beschneidung). Solche Ergebnisse haben oft eine richtige „Vielfarbigkeit“: Eichel, inneres Vorhautblatt, Narbe und Schaft haben dann oft dauerhaft jeweils eine eigene, von den anderen abweichende Farbe.

Die genannten Unterschiede in der individuellen Hautbeschaffenheit, im Verfahren der Beschneidung (Freihand, Klemmen, Ringe, Naht, Laser, Kleber) und in deren „Höhe“ am Schaft (also ob „low“ oder „high“) sowie in der „Straffheit“ der Hautentfernung (ob „tight“ oder „loose“) sowie die Einbeziehung des Frenulums (Frenulektomie, Frenulotomie, plastische Frenulumverlängerung) können in den mathematisch möglichen Kombinationen zu einer Vielzahl unterschiedlicher Ergebnisse führen.

Nach meinem persönlichen Geschmack sieht übrigens das, was Du und ich haben, am besten aus: Der Zustand ohne sichtbare Narbe suggeriert einen „natürlichen“ Zustand ohne Vorhaut. Mir ist also vor allem das kosmetisch gute, möglichst unauffällige Ergebnis des „Beschnittenseins“, als möglichst „selbstverständlicher“ Zustand ohne Vorhaut wichtig.

Ich weiß von anderen, auch von vielen meiner Patienten, denen es ebenso geht - aber andererseits auch von vielen anderen, die gerade die sichtbare „brutale“ Narbe und die Vielfarbigkeit einer „high&tight“-Zirkumzision gerade deshalb mögen, weil sie auf den „hergestellten“ Zustand, auf den Eingriff, also auf die Beschneidung als körperliche Veränderung, deutlich hinweisen - was ihnen wichtig ist, besonders wenn es überzeugte Anhänger einer Religion sind, zu der die Beschneidung gehört.

Dazu ist auch eine Unterscheidung wichtig: Im Judentum kommt es tatsächlich auf den Akt der Veränderung an - auf die rituell durchgeführte Beschneidung. Sollte ein beschnittener Erwachsener zum Judentum übertreten wollen, muss er zwar nicht mehr beschnitten werden (er ist’s ja schon) - aber der vorgeschriebene „Akt“ der rituellen Beschneidung erfordert dann zumindest die rituell hergestellte „Hervorbringung eines Blutstropfens“ an der Beschneidungsstelle.

Im Islam ist es zwischen den Schulen unterschiedlich: Diejenigen, die sich auf die Pflicht oder das Gebot zur Beschneidung beziehen, weil der Prophet Mohammed ohne Vorhaut geboren worden sein soll, die sind mit dem Status eines bereits beschnittenen Mannes zufrieden, denn es kommt dann auf das Ergebnis der Vorhautlosigkeit an, und nicht auf den rituellen Akt des Abtrennens der Vorhaut als religiöses Bekenntnis. Bei anderen Schulen ist dieser Akt dennoch nötig und bei wieder anderen werden auch unbeschnittene Proselyten als Muslime anerkannt, wenn sie das Bekenntnis gesprochen haben - und ihre Vorhaut dauerhaft behalten.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung
Scar04 
Fragesteller
 16.01.2022, 12:17

Vielen Dank, tolle Erklärung :)

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GiladBerlin  16.01.2022, 13:34
@Scar04

Das freut mich. Mal sehen, ob’s noch was „hilfreicheres“ (im „Ranking“) gibt … ;-)

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Scar04 
Fragesteller
 16.01.2022, 14:55
@GiladBerlin

Kommt noch 😂 sobald ich es auszeichen kann

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GiladBerlin  16.01.2022, 15:16
@Scar04

Danke! 😁 Hab den Text übrigens noch am Ende stark erweitert (die beiden letzten Absätze sind dazu gekommen) …

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Ja, das ist mir auch schon aufgefallen. Ich glaube, dass der Unterschied von der Beschneidungsmethode, dem Alter/Dauer seit der Beschneidung und auch etwas vom Geschick des Arztes/der Ärztin abhängt. Ich finde gerade diese Vielfalt interessant, es gibt dem Penis Charakter.

Ich persönlich finde wie bei den Amis diesen dunklen Ring von der Beschneidungsklemme ziemlich cool. Aber vielleicht liegt das daran, dass man meine Narbe nicht so leicht sieht und man immer das möchte, was man nicht hat... ;-)

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Weil Penisse nun mal unterschiedlich aussehen. Sowohl die Farben als auch die Formen unterscheiden sich. Das hat wenig mit der Genitalverstümmelung zu tun.

Weil Beschneidungen extrem unterschiedlich durchgeführt werden. Wenn nur die äußere Vorhaut entfernt wird, sieht es selbstverständlich anders aus als wenn man auch die innere Vorhaut entfernt hat. Es verheilt auch nicht bei jedem gleich gut und auch Chirurgen arbeiten nicht immer gleich gut.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Als Erwachsener beschnitten worden