„Normaler“ Sex ohne Fetische?
Hallo,
zur Info ich bin weiblich und noch relativ jung (habe nicht so viel Erfahrung).
Ich habe einen Freund mit dem ich auch schon fast 1 Jahr zusammen bin. Vor einigen Wochen erzählte ich ihm von einem Fetisch, welchen ich bis jetzt noch nie jemanden anvertraut habe, da ich mich für diesen schäme und er wahrscheinlich auch recht abschreckend ist, weil er doch recht ungewöhnlich ist (eventuell sogar eklig..). Seine Reaktion war weitestgehend positiv und er meinte auch wir können es ausprobieren. Mein Fetisch besteht aus zwei Teilen sozusagen und den einen Teil davon mag er selbst auch…jedoch bin ich trotzdem unbefriedigt nach dem Sex, weil er meine Erwartungen bzw. Bedürfnisse eben nicht vollständig erfüllen kann. Denn leider, auch, wenn ich es verstehe und es auch vollkommen in Ordnung ist, dass er es eben nicht auf die gleiche Art und Weise, wie ich mag, hatte ich mir mehr erhofft… der Fakt das ich ihm dieses Detail erzählt habe und nun zu wissen, das eben genau dieses Verlangen nie erfüllt werden kann..macht mich ein bisschen traurig und fertig. Damit vergeht mir auch die Lust nach diesem „normalen“ Sex, zu mal ich es eh ein wenig härter bevorzuge. Als wir letztens drüber geredet hatten meinte er sogar, wenn es nach ihm ginge, hätte er sogar am liebsten „Blümchen“ Sex (?!). Mein Fetisch scheint mir irgendwie so wichtig geworden zu sein, dass ich diesen sogar über diesen besagten Sex stelle und nun völlig frustriert und enttäuscht lieber auf Sex in jeglicher Art verzichten würde, da ich weiß, wie leer ich mich danach fühlen würde und es nur meinem Partner gefallen würde.
Meine Fragen:
Bin ich die Einzige?
Macht mich das zu einem schlechten Menschen, weil ich vielleicht zu viel erwarte?
Und hat jemand vielleicht einen Tipp für mich?
Ich sollte vielleicht noch dazu sagen, da ich es grade gelesen habe, mir ist klar und bewusst, das man jemanden dazu nicht zwingen kann oder sollte..würde bzw. tu ich auch nicht.. niemals! Habe allerdings gedacht, das man dies bereits rauslesen kann…
7 Antworten
Hi, zuerst einmal möchte ich dir sagen, dass du dich auf keinen Fall schämen sollst. Egal, was dein Fetisch auch sein mag, er ist ein Teil von dir. Solange es sich im gesetzlichen Rahmen bewegt und weder deine noch die Gesundheit deines Freundes gefährdet, gibt es wirklich keinen Grund, dass du dich schämst oder ein schlechtes Gewissen hast.
Ich kann dein Dilemma sehr gut nachvollziehen, weil ich mich in einer ähnlichen Situation befinde. Ich habe ebenfalls einen Kink, der mir sehr wichtig ist. Mein Kink ist ausserdem etwas, was man nicht alleine machen kann. Es braucht dazu die "Mitarbeit" einer Partnerin. Und wenn die Partnerin nicht will, bedeutet das für mich, dass ich meinen Kink nicht ausleben kann.
Als ich 22 war, lernte ich meine Traumfrau kennen. Ich verliebte mich unsterblich in sie. Es ist schwierig in Worte zu fassen, wie viel mir diese Frau bedeutete... ich hätte mein Leben für sie gegeben. Etwa mit 24 oder 25 entdeckte ich meinen Kink. Ich überlegte sehr lange hin und her, ob ich meiner Freundin überhaupt davon erzählen sollte. Ich hatte schreckliche Angst, dass sie mir mit Unverständnis begegnet oder die Beziehung vielleicht sogar abbricht. Irgendwas nahm ich dann allen Mut zusammen und gestand ihr meine Fantasien. Sie reagierte zwar nicht so schlimm, wie ich befürchtet hatte, aber sie sagte mir auch ganz klar, dass sie nicht daran interessiert sei.
Für mich entstand dadurch ein Dilemma, das mich emotional beinahe zerriss. Einerseits liebte ich diese Frau über alles und wollte den Rest meines Lebens mit ihr verbringen. Die Vorstellung, meine Freundin zu verlieren, war unfassbar schmerzhaft. Andererseits bedeutete dieses Szenario aber auch, dass ich meinen Kink nie würde ausleben können. Ich müsste mein ganzes Leben verbringen, ohne diese Seite von mir je entdecken und erleben zu können. Auch diese Vorstellung machte mich sehr traurig.
In meiner Verzweiflung versuchte ich, meine Freundin mit Argumenten zu überzeugen. Ich hoffte, dass ich ihr die Sache besser erklären könnte und ihre Haltung dann vielleicht offener würde. Meine häufigen Gesprächsversuche führten aber eher zu Konflikten. Eigentlich hatten wir sonst nie Streit, aber wenn ich dieses Thema ansprach, wurde meine Freundin immer sofort sauer. Ich gab meine Gesprächsversuche also auf und liess das Thema 1-2 Jahre ruhen. Dann hielt ich es nicht mehr aus und fing wieder an, mit ihr darüber zu reden.
Mit Ende 20 heirateten wir. Unsere Hochzeit war der glücklichste Tag meines Lebens... abgesehen vielleicht von dem Tag, an dem sie meine Freundin wurde. Nach unserer Hochzeit sagte mir meine Frau, dass sie meinen Kink mit mir zusammen ausprobieren würde. Ich freute mich sehr, aber ich war auch etwas verwirrt. Auf die Frage, weshalb sie plötzlich ihre Meinung geändert hatte, meinte sie, die Sache sei mir ja offensichtlich extrem wichtig und daher wolle sie mir nun entgegenkommen.
Einige Zeit lief das ganz gut, doch etwa 4 Jahre nach unserer Hochzeit hatte ich das Gefühl, dass sich meine Frau emotional immer stärker von mir entfernte. Sie machte plötzlich keine Spässchen mehr, war bei Kleinigkeiten sofort böse auf mich etc.. Ich fand dann irgendwann heraus, dass sie eine Affäre mit einem anderen Mann begonnen hatte. Ich hätte ihr für diese Sache vergeben, weil ich sie derart liebte, aber meine Frau entschied von sich aus, dass sie unsere Ehe beenden will. Sie lebt nun mit diesem anderen Mann zusammen. Du kannst dir wahrscheinlich vorstellen, wie schlimm das für mich war. Die Trennung ist nun knapp 4 Jahre her und ich vermisse sie immer noch sehr.
Als ich sie fragte, weshalb sie denn plötzlich so unglücklich geworden war in unserer Beziehung, nannte sie mir 2-3 verschiedene Dinge und eines davon war mein Kink. Nach Auffassung meiner ex-Frau hatte ich sie dazu gedrängt und das konnte sie mir nicht verzeihen. Sie hat den Kink zwar dann mit mir ausprobiert, aber offenbar nicht, weil sie ernsthaft Lust darauf hatte, sondern weil sie einfach wollte, dass ich endlich die Klappe halte. Ich muss dazu sagen, dass mir das im Nachhinein extrem leid tut. Ich hatte nie die Absicht, meine ex-Frau zu irgendwas zu drängen. Es war einfach eine unglaublich schwierige Situation und ich wusste nicht, wie ich mit diesem Dilemma umgehen soll.
Ich habe meine Lektion gelernt: Beim Dating werde ich das Thema nun frühzeitig erwähnen, damit die Frauen wissen, woran sie sind.
Wenn ich die Zeit jedoch nochmals zurückdrehen könnte, würde ich eine andere Entscheidung treffen. Ich würde meinen Kink aufgeben, damit ich meine Traumfrau behalten kann.
Und das ist auch der Grund, weshalb ich dir diese Geschichte erzählte habe. Es gibt hier keine richtigen oder falschen Entscheidungen, aber früher oder später wirst du wahrscheinlich eine Entscheidung treffen müssen. Was ist dir wichtiger, dein Fetisch oder dein Freund? Ich weiss, das ist eine unglaublich schwierige und schmerzvolle Entscheidung. Aber beides kannst du mit ihm offenbar nicht haben. Es gibt andere Männer, mit denen du deinen Fetisch super ausleben könntest. Vielleicht wäre der Sex mit diesen Männern allgemein besser. Aber vielleicht bedeutet dir dein Freund auch unheimlich viel, weil du dich mit ihm verbunden fühlst, weil er dich versteht, weil ihr gute Gespräche führen könnt usw. Das könnten dir andere Männer womöglich nicht bieten - zumindest nicht so, wie er es tut.
Kurzfristig lohnt es sich sicher, nach Kompromissen zu suchen. Wenn dir die Beziehung viel bedeutet, könntet ihr euch auch überlegen, zu einem Beziehungstherapeuten zu gehen. Der hätte bestimmt gute Tipps für euch. Aber wenn diese Beziehung noch einige Jahre andauert, wirst du irgendwann eine Entscheidung treffen müssen.
Ich möchte aber noch etwas zu deinem letzten Punkt sagen. Es ist völlig in Ordnung, Fetische und Kinks zu haben. Aber du solltest trotzdem fähig sein, eine "normale" vanilla Sex-Session zu geniessen. Wenn du plötzlich abhängig von deinem Fetisch bist ist das kein gutes Zeichen. Das ist wie beim Alkohol: Es ist okay, ab und zu ein Glas Wein zu trinken, aber wenn du erst mal ne Flasche Wein leeren musst, damit du morgens aus dem Bett kommst, ist das ein Problem. Ich rate dir deshalb, dass du trotz allem weiterhin auf den Vanilla-Sex einlässt und einen aktiven Effort machst, diesen zu geniessen. Wenn dein Freund deinen Fetisch nicht bedienen kann, kann er ja wenigstens dafür sorgen, dass du körperlich absolut zufriedengestellt bist. Ich weiss nicht, wie rücksichtsvoll dein Freund diesbezüglich ist, aber viele junge Männer sind beim Sex ja ziemlich egoistisch unterwegs. Er muss auf jeden Fall dafür sorgen, dass du auf deine Kosten kommst. Dazu gibts ja nicht nur den Penis, sondern auch Mund und Hände. Ich bin überzeugt, dass Vanilla-Sex trotz allem schön und intim sein kann, auch wenn dir die Aspekte des Fetischs fehlen. Ich fände es sehr schade, wenn du stattdessen völlig auf Sex verzichtest und eine solche Verweigerungshaltung würde auch eurer Beziehung nicht gut tun.
Was für eine Geschichte... Danke, dass du das geteilt hast!! Ich hoffe wirklich, du findest sie wieder, die wahre Liebe. Mit oder ohne Kink
Ich danke dir sehr für deinen Kommentar, er ist wirklich sehr hilfreich und hilft mir wahrscheinlich auch klarer eine Entscheidung zu treffen 😊 Dankeschön!
Und zu deiner Geschichte, es tut mir sehr leid das es so gekommen ist und wünsche dir nur das Beste 🫶🏼
Nicht jeder Wunsch wird erfüllt. Das mag frustrierend sein, aber so ist es nunmal. Du kannst auch niemanden zwingen, etwas zu tun, was derjenige nicht tun möchte!
Nein, das macht Dich nicht zu einem schlechten Menschen. Du mußt einfach für Dich selbst einschätzen wie wichtig Dir der Fetisch ist. Und da Du noch sehr jung bist: es wird vermutlich nicht Dein einziger Partner bleiben. Vielleicht kannst Du es ja einfach verschieben. Zu 100% kompatibel ist man aber selten.
Die einzige bist mit Sicherheit auch nicht.
Du hast leider nicht dabeigeschrieben, um Welche 2 Fetische es sich handelt, so das wir nur aufs Blaue raten können.
Aber ich kann dir versichern für jeden Fetisch gibt es eine menge Menschen, die ihn auch wollen, also bist du nicht die Einzige.
Wenn dein Fetisch so wichtig geworden ist, dass nichts anderes dich glücklich machen kann, ist eine Psychotherapie anzuraten. Sonst kannt du eine Obsession oder Depression entwickeln. Vielleicht projizierst du auch andere Probleme darauf.
Gar nicht genau, weil ich dich nicht kenne. Musst du selbst reflektieren.
Wie genau meinst du nichts anderes?