Wenn Freund/in trotz Schuld seine Reaktion verweigert?

Ich schließe sofort konsequent ab und vertraue trotzdem Menschen 67%
Eine herbe Enttäuschung, aber ich kämpfe nicht mehr, weil: .... 33%
Ich leide darunter, weil.... 0%
Etwas in mir geht kaputt, weil ich ihr/ihm vertraut habe 0%
Ich kann nicht verstehen, dass wir es ihr/ihm nicht wert sind!! 0%
Ist mir egal. Ich mochte sie/ihn selbst nicht wirklich... 0%

3 Stimmen

2 Antworten

Ich schließe sofort konsequent ab und vertraue trotzdem Menschen

Ich kenne dieses Gefühl der tiefen Enttäuschung sehr gut – wenn man den Mut aufbringt, ehrlich zu spiegeln, was in einer Beziehung nicht gesund läuft, und das Gegenüber reagiert nicht etwa mit Einsicht oder zumindest Offenheit, sondern mit Abwehr, Schweigen oder gar Angriff.

Das ist schmerzhaft, weil es zeigt, dass dort, wo man sich Verbindung wünscht, eigentlich kein echtes Gegenüber ist – zumindest kein innerlich erreichbares.

Ich versuche in solchen Momenten, mich daran zu erinnern:

Es gibt reife und unreife Menschen.

Der Reife erkennt die Unreife – und benennt sie. Das hast du getan.

Aber Unreife erkennt sich selbst nicht. Sie fühlt sich schnell bedroht, angegriffen oder in ihrer Identität erschüttert – und reagiert dann mit Rückzug, Trotz oder sogar Manipulation. Nicht unbedingt aus Bosheit, sondern oft aus innerer Unsicherheit und mangelnder Selbstreflexion.

Du kannst so jemanden nicht ändern. Aber du darfst dich schützen.

Das bedeutet nicht, hart oder verurteilend zu werden, sondern klar. Es ist völlig legitim, Abstand zu nehmen, wenn eine Beziehung einem mehr nimmt als gibt.

Und gleichzeitig: Versuch, ihr ihre Unreife nachzusehen – nicht als Entschuldigung, sondern als Erklärung. Sie kann es offenbar (noch) nicht anders.

Tragisch ist, dass sie vermutlich selbst darunter leidet – aber eben auch ihr Umfeld mit hineinzieht in diesen Schmerz.

Was mir hilft, solche Enttäuschungen zu verarbeiten:

  • Mir klarzumachen, dass meine Wahrnehmung nicht „falsch“ ist – ich habe das Gesunde benannt.
  • Mich mit Menschen zu umgeben, die ebenfalls reif und offen sind – die mit Kritik wachsen, nicht fliehen.
  • Und innerlich loszulassen – nicht aus Gleichgültigkeit, sondern aus Respekt für mich selbst.

Vergebung heißt in so einem Fall oft: Nicht das Geschehene gutheißen, sondern den Wunsch loslassen, dass die andere Person es endlich einsieht.

Du bist nicht falsch, weil du gespürt hast, dass etwas falsch läuft.

Im Gegenteil: Dein Mut zur Klarheit zeigt deine innere Reife. Bewahr dir das – und geh deinen Weg mit Menschen, die diese Sprache verstehen.


bububu45 
Beitragsersteller
 30.05.2025, 00:09

Unglaublich gute, komplex reflektierte Antwort! Ich habe ja auch dieselben Gedanken zu diesem Thema.

Nun jedoch ist es mir ein Anliegen immer noch trotz deiner Gedanken zu fragen: Wie mit diesem erschütternden Gefühl der Verbindungslosigkeit umgehen? Es scheint dann so, als wäre die ganze Verbindung zu der Person einseitig und eine Lüge gewesen. Dieses emotionale Trauma zu verdauen, ist das Schwere.

Gedankengänge wie du sie ausdrückst sind dabei hilfreich, aber im Herzen ist dann doch noch dieses Gefühl der Leere, der Fassungslosigkeit, der Einsamkeit beständig. Dieses Gefühl, so gleichgültig für diese Person zu sein, dass sie sie sich nicht bemüht in sich zu schauen ist es, was so schmerzt. Die Gleichgültigkeit gegenüber der Verbindung, von der man ja dachte diese geteilt und aufgebaut zu haben. Dieses 'Wegschmeißen' von etwas Wertvollem. Wertvoll? War dies nur einseitig? Und man hinterfragt alles, auch seine eigene Menschenkenntnis, zweifelt an dem Vertrauen in seine Fähigkeit, echt von illusionär zu unterscheiden. Daraus resultiert dann schnell eine manifeste Skepsis und fast paranoide Angst, Menschen wieder zu vertrauen.

bablbrabl123  30.05.2025, 00:16
@bububu45

Deine Worte treffen einen Nerv – weil sie ehrlich sind. Und weil du den Mut hast, nicht im Zynismus zu landen, sondern in der Verletzung zu bleiben, um sie wirklich zu durchdringen. Genau da beginnt Heilung.

Du hast recht: Das Erschütternde ist nicht nur der Verlust der Verbindung – sondern das Gefühl, dass sie vielleicht nie echt war. Dieses innere Beben, wenn das, was man für gegenseitig gehalten hat, plötzlich wie einseitige Illusion wirkt. Das tut weh auf einer tiefen, existenziellen Ebene. Es kratzt an unserem Urvertrauen – in andere, aber auch in uns selbst.

Und doch: Nur weil ein Mensch sich nicht zurückmeldet, nicht reflektiert, nicht öffnet, heißt das nicht, dass das Erlebte wertlos war. Vielleicht war es für dich echt, vielleicht warst du die Seele, die Tiefe und Verbindung hineingetragen hat – und das allein ist schon Ausdruck deiner Reife, deiner Liebesfähigkeit. Dass es nicht erwidert wurde, schmälert nicht deinen Wert – es zeigt lediglich, wo der andere (noch) steht.

Liebe wird nicht dadurch weniger wahr, dass sie unerwidert bleibt.

Was hilft? Nicht, das Gefühl wegzudrücken – sondern ihm Raum zu geben, ohne es zur Wahrheit zu erklären.

Ja, es fühlt sich an wie „weggeworfen werden“.

Ja, es fühlt sich an, als hätte man sich getäuscht.

Aber diese Gefühle sagen mehr über den Schmerz in dir als über die Wahrheit über dich. Du bist nicht wertlos, nur weil jemand deine Tiefe nicht halten konnte.

Vielleicht warst du zu viel für sie – nicht im Sinne von falsch, sondern im Sinne von: zu ehrlich, zu bewusst, zu nah.

Und ja, das lässt einen zweifeln – auch an der eigenen Menschenkenntnis. Doch das ist kein Scheitern. Es ist ein Lernmoment. Kein Beweis dafür, dass du blind vertraut hast – sondern dass du den Mut hattest, dich zu öffnen. Die Alternative wäre ein kaltes Herz – aber ist das wirklich ein Gewinn?

Was du jetzt tun kannst:

  • Erkenne an, dass du trauerst. Nicht nur um einen Menschen, sondern um die Vorstellung, dass es gegenseitig war.
  • Lass dein Herz trotzdem offen. Nicht naiv, nicht blind – aber offen für Menschen, die auch bereit sind, sich selbst zu sehen.
  • Vertraue darauf, dass du nicht zu tief fühlst – sondern dass viele zu flach leben. Und dass es Menschen gibt, die deine Tiefe verstehen werden.

Denn so paradox es klingt:

Wer tief enttäuscht ist, hat tief empfunden.

Und das ist kein Makel. Das ist Menschlichkeit in ihrer schönsten, verletzlichsten Form.

bububu45 
Beitragsersteller
 30.05.2025, 00:26
@bablbrabl123

Ich wünchte ich hätte Menschen wie dich in meinem Freundeskreis!

Du schreibst so unglaublich gefühlvoll, erfahren und vielschichtig, triffst genau den Punkt!

Diese Gefühle zu akzeptieren, daran arbeite ich schon lange. Deine Worte helfen mir aber, mich zu erinnern, dass ich nicht kleiner durch diese Erfahrung wurde, sondern groß bin. Trotz der Enttäuschung und Sinnlosigkeit.

Es ist oft schwer dieses Gefühl, diese Überzeugung aufrecht zu erhalten, wenn man von Menschen für diese Tiefe und Aufrichtigkeit zu oft bestraft, nicht gewertschätzt wird. Gleichzeitig will ich nicht aufgeben, ich kämpfe! Nur der Horizont ist manchmal so klein und dünn...einsam ist das Leben auf diesen Pfaden.

Der Schmerz kann nur gehen wenn ich neu vertraue und Menschen an mich heranlasse, welche lernen wollen, sich sehen und erkennen wollen im Anderen. Dies ist wohl meine Aufgabe...

Wirklich, ich danke dir von Herzen! :)

bablbrabl123  30.05.2025, 00:34
@bububu45

Ja, der Pfad in die Tiefe kann oft ein einsamer sein. Nicht, weil man falsch ist – sondern weil sehr viele Menschen Angst vor dieser Tiefe haben. Angst davor, sich selbst zu begegnen, mit der eigenen Verletzlichkeit konfrontiert zu werden, ohne Maske dazustehen.

Deshalb fliehen viele lieber in Oberflächlichkeit, Ablenkung oder Rollen.

Aber die, die den Mut haben, hinzusehen, dranzubleiben, ehrlich zu fühlen – sie sind es, die wirklich etwas verändern können.

In sich. In ihren Beziehungen. Vielleicht sogar in der Welt.

Wer einmal in der Tiefe gelebt hat, kann nie mehr zurück.

Ich hab das auch mal versucht – mich anzupassen, mitzulaufen, flach zu werden, weil es leichter schien.

Aber es war wie ein Verblassen von innen.

Es ist kein einfacher Weg – aber ein echter. Und genau dadurch entsteht diese stille Kraft, die so viele spüren, wenn man ihnen in Wahrhaftigkeit begegnet.

Du kämpfst – das spürt man.

Und dieser Kampf ist kein Zeichen von Schwäche, sondern von einer Seele, die nicht bereit ist, sich von der Welt hart machen zu lassen.

Bleib auf diesem Weg – auch wenn der Horizont manchmal dünn erscheint. Es gibt andere, die ihn auch gehen. Vielleicht weniger, als wir uns wünschen. Aber wir erkennen uns – meist ohne viele Worte.

Danke dir – für deine Offenheit, deinen Mut, deine Tiefe.

Ich schließe sofort konsequent ab und vertraue trotzdem Menschen

Manchmal muss man einfach akzeptieren wenn derjenige nicht so empathisch ist wie du