Was ist *DIE* Wissenschaft, wer sind die Wissenschaftler, und wer oder was legt fest, was man als Wissen, Wahrheit, Fakt ansieht, oder ist das völlig egal?
... dass jeder seine absolute Überzeugung haben kann, wie ich, dass Wissenschaft nichts mit Wissen zu tun hat, der Begriff somit irreführend ist, da es nur vorläufige Erkenntnisse bieten kann (wegen "Falsifikation"), welche mangels Verifikation nur als für wahr oder wahrscheinlich gehalten werden können, also nur als Glaube angesehen werden können ... Glaubensschaft wäre der passendere Begriff.
13 Stimmen
9 Antworten
Das ist ja das tolle daran. Ständig wird durch neue Erkenntnisse unser Wissen erweitert und angepasst, statt sich stur auf etwas festzulegen. Es ergibt keinen Sinn, den Begriff so wörtlich zu analysieren, finde ich. Bleib neugierig.
Da liegst du komplett falsch und ganz offensichtlich hast du dich nie ernsthaft mit dem Thema auseinandergesetzt.
Selbstverständlich müssen Vermutungen in der Wissenschaft verifiziert werden. Wissenschaft ist im Grundsatz ein intellektueller Werkzeugkasten, der es uns erlaubt, auf verlässliche Weise neue Dinge herauszufinden.
Ein Werkzeug aus diesem Werkzeugkasten ist z.B. die Empirie. Wenn Wissenschaftler eine Beobachtung machen, stellen sie eine Annahme auf. Man sagt dem eine Hypothese. Diese Hypothese muss mit guten Gründen und Argumenten untermauert werden. Du kannst also nicht einfach irgendwas behaupten. Du musst Beweise liefern. Wenn du deine Hypothese und Argumentation überzeugend formuliert hast (z.B. in einem wissenschaftlichen Artikel), kannst du sie veröffentlichen. Bevor der Artikel veröffentlicht wird, musst du ihn aber noch an verschiedene Kollegen deines Fachs schicken. Diese korrigieren ihn, überprüfen deine Verweise, stellen Fragen zu Unklarheiten usw.. Der Prozess ist sehr streng. Wenn man das dann geschafft hat und der Artikel tatsächlich veröffentlicht wird (auf akademischen Plattformen wie z.B. JSTOR) steht er der akademischen Öffentlichkeit zur Verfügung. Er kann nun also auch von Experten in Frankreich, Kanada, Brasilien, Australien und Japan gelesen werden. Manche dieser Wissenschaftler werden nicht der selben Meinung sein wie du. Sie entschliessen sich daher, ein Gegenkonzept zu deiner Behauptung zu entwickeln. Man nennt das eine Antithese. Auch sie brauchen dazu Beweise, gute Gründe und eine logische Argumentationskette. Auch sie müssen ihre Behauptungen belegen können. Auch sie müssen einen harten Überprüfungsprozess durchlaufen, bevor sie ihre Antithese publizieren können.
Nun haben wir also zwei gut begründete Behauptungen, für die es jeweils gute Beweise oder zumindest Indizien gibt. Je nach Thema gibt es auch noch mehr davon, weil es drei, vier oder fünf verschiedene Fachmeinungen gibt. Bis zu diesem Zeitpunkt sind bereits mehrere Jahre vergangen, in denen intensive Forschung betrieben wurde.
Nun muss aus den verschiedenen Hypothesen jedoch eine Theorie geschaffen werden. Und das kann oft Jahre oder sogar Jahrzehnte dauern. Dabei arbeitet die weltweite Wissenschafts-Community zusammen, um jedes Indiz zu überprüfen, zu verifizieren oder zu falsifizieren. Eine Theorie ist nicht einfach etwas, das sich jemand aus dem Arsch geklaubt hat. Es ist auch nicht einfach ein "Glaube". Eine Theorie widerspiegelt den aktuellen Wissenssstand. Newtons Gravitationstheorie ist z.B. eine Theorie und konnte in den vergangenen 400 Jahren von niemandem widerlegt werden.
Natürlich stimmt es, dass wissenschaftliche Theorien keine Dogmen sind. Jeder darf eine aktuell geltende Theorie widerlegen. Du musst dazu nicht mal studiert haben. Aber du musst den selben, extrem strengen Prozess durchlaufen, wie alle anderen auch. Denn dieser Prozess garantiert, dass am Ende kein Blödsinn rauskommt. Natürlich kannst du auch einfach irgendwas behaupten, z.B. dass die Gravitation in Wirklichkeit durch Kuhfürze ausgelöst würde oder dass sich die frühen Homo Sapiens Dinosaurier als Haustiere hielten. Aber du wirst dann halt einfach von niemandem ernst genommen, weil du diesen Schmarrn nämlich nicht belegen kannst.
Der Mensch will nun mal alles erklären können. Und was er nicht erklären kann, wird eben mit Theorien oder Glauben aufgefüllt. So ist das nun mal.
Was die Wissenschaft macht, ist aller erklärbare zu erklären und mit Beweisen zu unterfüttern.
Die Religionen erklären den Rest so wie sich das irgendwann mal irgendjemand plausibel ausgedacht hat, bis die Wissenschaft was anderes beweist.
Ein bekanntes Beispiel ist die Form der Erde. Früher glaubte man die Erde sei eine Scheibe, bis die Wissenschaft bewiesen hat, dass sie eine Kugel ist. Das gefiel den Gläubigen zwar nicht, aber mussten es irgendwann akzeptieren.
"Die" Wissenschaft gibt es so nicht. Es gibt eine Wissenschaftliche Methode und die beschreibt wie wir Wissen erhalten und überprüfen. Du hast recht das Wissen nie 100% ist und das es durch neue Erkenntnisse geändert oder verifiziert werden kann.
Aber die Wissenschaftliche Methode bietet eine Möglichkeit aufeinander aufbauende Erkenntnisse zu haben welche durch jeden der will Überprüfbar ist. Das ist eine definitive Unterscheidung von glauben. Diese ist nicht überprüfbar.
Und genau hier ist die große Abrenzung. In der Wissenschaft stellt an Thesen auf und überprüft diese auf Ihre Richtigkeit. Etwas zu glauben bedeutet etwas zu behaupten ohne es belegen zu können.
nichts mit Wissen zu tun hat, (...), da es nur vorläufige Erkenntnisse bieten kann
Wenn du unter "Wissen" die Kenntnis von absoluter, 100% unveränderlichen, abschließender, objektiver und universal gültiger Wahrheit über etwas verstehst .... dann hast du recht - so etwas gibt es nicht.
Das ist allein schon der Tatsache geschuldet, dass wir - unser Bewusstsein, unser Intellekt, nur - durch unsere Sinnesorgane - gefilterte Informationen erhält. Daher ist alles, was wir wahrnehmen nur eine - mehr oder weniger subjektive - Interpretation der Wirklichkeit.
D.h. allein schon deshalb müssten wir erst einmal definieren, was "Wirklichkeit" ist, über die wir "Wissen" ansammeln wollen.