Öfters beklagen sich bei mir Kunden über zu hohe Preise bei privatem Fremdsprachenunterricht obwohl es schon knapp ist. Welches Preisniveau fändet Ihr ok?

20-25 Euro 25%
30-35 Euro 25%
bis zu 15 Euro 13%
15-20 Euro 13%
25-30 Euro 13%
über 50 Euro 13%
35-40 Euro 0%
40-45 Euro 0%
45-50 Euro 0%

8 Stimmen

4 Antworten

25-30 Euro
Für mich sind die derzeitigen Preise von 25-30 Euro/Std schon knapp kalkuliert.

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Es geht nie um den Preis – es geht immer um den WERT.

Wenn Kunden sich über „zu hohe Preise“ beklagen, liegt das nicht daran, dass sie sich den Unterricht nicht leisten können. Es liegt daran, dass sie den WERT für sich selbst nicht erkennen.

Ein Mann, der sich beklagt, dass 30 Euro für eine Unterrichtsstunde zu viel sind, gibt ohne zu zögern 80 Euro für ein Fußballticket aus. Warum? Weil er dort Emotionen erlebt, die für ihn wertvoll sind.

Eine Frau, die sagt, sie könne sich Sprachunterricht für 25 Euro die Stunde nicht leisten, gibt 200 Euro für einen Friseurbesuch aus. Warum? Weil sie das direkte Ergebnis im Spiegel sieht und sich sofort besser fühlt.

Ein Berufspendler in die Schweiz, der zögert, 30 Euro für eine Stunde zu zahlen, kauft sich einen neuen Fernseher für 1.000 Euro, ohne mit der Wimper zu zucken. Warum? Weil er glaubt, dass er dadurch mehr Freude im Alltag hat.

Die Frage ist, ob sie glauben, dass dein Unterricht ihnen mehr bringt als das, wofür sie das Geld sonst ausgeben würden.

Ein Lagerarbeiter, der in der Schweiz arbeitet, verdient oft das Zwei- oder Dreifache von dem, was er in Frankreich verdienen würde. Wenn er mit besseren Deutschkenntnissen 300 oder 500 Franken mehr im Monat aushandeln könnte, dann wären 30 Euro für eine Unterrichtsstunde ein Witz. Aber das sieht er erst, wenn du es ihm klar machst.

Es geht nicht darum, den Preis zu rechtfertigen. Es geht darum, den Wert so offensichtlich zu machen, dass der Kunde von sich aus bereit ist zu zahlen. Wenn du auf Widerstand stößt, versuche andere Wege. Anstatt „Einzelstunden“ zu verkaufen, biete Programme mit einem klaren Ziel an. Statt „Sprachunterricht“ verkauf eine Karriere-Investition. Anstatt immer wieder die gleiche Diskussion zu führen, probiere andere Wege. Vielleicht ist der Einzelunterricht für manche nicht greifbar genug. Warum nicht ein intensives Kurzprogramm, das klar definiert ist? Zum Beispiel: „In vier Wochen selbstbewusst mit Kollegen sprechen – 8 Stunden gezieltes Training für nur 240 Euro.“ Das fühlt sich konkreter an, hat ein klares Ziel und nimmt dem Kunden die Unsicherheit, dass er endlos Stunden buchen muss. Vielleicht kannst du auch eine Art „Erfolgs-Garantie“ einbauen, indem du sagst: „Wenn du nach vier Wochen keine spürbare Verbesserung merkst, bekommst du eine kostenlose Zusatzstunde.“ Das nimmt die Angst, dass sie umsonst zahlen.

Menschen zahlen für das, was sie als unverzichtbar empfinden. Deine Aufgabe ist es nicht, billiger zu werden – sondern sie spüren zu lassen, dass dein Unterricht der Schlüssel zu einem besseren Leben ist.

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Und dann geht es um die Art des Business und um die Zielgruppe!

Ich kenne jemanden, der hat Seminare für Gedächtnistraining gegeben. Er hat ganz klassisch angefangen, mit Einzelunterricht für Rentner, die ihr Gedächtnis fit halten wollten. Ein 1:1-Coaching für 25 Euro pro Stunde. Das klingt nach einem fairen Preis, aber wenn man das Geschäftsprinzip genauer betrachtet, erkennt man schnell die Grenzen dieses Modells.

Nehmen wir an, er hat es geschafft, fünf zahlende Kunden pro Tag zu betreuen. Das bedeutet fünf volle Stunden Arbeit für insgesamt 125 Euro am Tag. Hochgerechnet auf einen Monat mit 20 Arbeitstagen ergibt das 2.500 Euro brutto im Monat, wenn man bedenkt, dass nicht jeder Tag vollständig ausgelastet ist, eher realistischerweise 1.500 Euro. Davon müssen aber noch Sozialabgaben, Werbungskosten, Fahrtkosten oder Raummiete abgezogen werden. Es ist ein Modell, das direkt an die eigene Zeit gekoppelt ist – und damit hart limitiert. Mehr als 5-6 Stunden täglich kann man kaum arbeiten, ohne sich völlig auszulaugen, und eine Skalierung ist nicht möglich, weil jede Stunde immer nur einem einzigen Kunden gewidmet ist.

Dann kam der Moment, in dem er sein Geschäftsmodell völlig neu dachte. Einzelstunden waren zeitintensiv und boten kaum Wachstumsmöglichkeiten, also entschied er sich für einen anderen Weg: Gruppenseminare. Der Inhalt blieb derselbe, doch anstatt nur eine Person zu unterrichten, saßen nun zehn Teilnehmer im Raum – jeder zahlte 15 Euro pro Stunde. Die Rechnung war einfach: Statt wie zuvor 25 Euro für eine Einzelstunde zu verdienen, brachte ihm dieselbe Stunde jetzt 150 Euro ein. Er musste nicht länger seine Zeit gegen Geld tauschen, sondern schaffte eine Struktur, in der sein Einkommen nicht mehr von der Anzahl seiner verfügbaren Stunden begrenzt wurde. Zwei Seminare am Tag bedeuteten 300 Euro täglich. 20 zahlende Kunden pro Monat machten 6.000 Euro im Monat – mit genau der gleichen Zeitinvestition, die ihm vorher nur einen Bruchteil dieses Betrags eingebracht hatte. Der eigentliche Unterschied lag nicht in der Menge der Arbeit, sondern in der Art und Weise, wie sie organisiert wurde. Während viele glauben, mehr verdienen bedeute automatisch mehr arbeiten zu müssen, bewies er das Gegenteil: Bessere Strukturen ermöglichen höhere Einnahmen, ohne eine einzige zusätzliche Minute zu investieren.

Doch das ist nur ein Zwischenschritt. Ein dritter Gedächtnistrainer hat noch weiter gedacht. Anstatt sich mit Einzelcoaching oder Gruppenseminaren für "Normalkunden" abzumühen, entschied er sich, sein Wissen auf eine Zielgruppe auszurichten, die einen völlig anderen Blick auf Geld hat: Manager und Führungskräfte. Plötzlich ging es nicht mehr darum, Rentnern beim Merken von Einkaufslisten zu helfen, sondern darum, gestressten Unternehmern Techniken beizubringen, mit denen sie sich komplexe Strategien, Namen und Zahlen schneller einprägen können. Statt einzelne Stunden für 25 oder 30 Euro zu verkaufen, bot er ein Einzel-Wochenend-Coaching für 4.800 Euro pro Teilnehmer an. Die Rechnung ist verblüffend: 4.800 Euro für 16 Stunden Arbeit (am Wochenende) – also 300 Euro Stundenlohn. Innerhalb eines Monats waren so 18.000 Euro und mehr möglich – ohne dass er mehr Zeit investierte als der erste Gedächtnistrainer mit seinen Rentnern. Die gleiche Dienstleistung, nur anders verpackt, anders verkauft und für eine andere Zielgruppe positioniert.

Das Entscheidende an diesem Beispiel ist nicht, dass es um Gedächtnistraining geht. Es könnte jede Dienstleistung sein – Sprachkurse, Coaching, Beratung, Therapie. Der Unterschied liegt allein darin, wie das Angebot strukturiert ist, an wen es sich richtet und welchen Wert die Zielgruppe darin sieht.

Die Lektion ist klar: Es geht nicht darum, was du machst, sondern wie du es verkaufst, an wen du es verkaufst und wie dein Geschäftsmodell aufgebaut ist.

30-35 Euro

Für Einzelunterricht würde ich diesen Preis völlig in Ordnung finden, weil mir durchaus bewusst ist, dass es darunter für Selbstständige absolut nicht lohnenswert wäre. Allerdings wäre es für mich als Privatperson wiederum schwierig, mehr pro Stunde zu bezahlen... Somit würde ich diesen Preisbereich als einen machbaren Kompromiss für beide Seiten sehen.

Allerdings wäre so die Frage, ob es nicht für Privatpersonen eine sinnvolle Alternative sein könnte, wenn man dort eher (Klein-)Gruppenunterricht anbietet? Also, so mit 3-4 Personen. Wenn dort jeder 20 Euro die Stunde bezahlt, hast du am Ende für deine eingesetzte Zeit mehr raus, aber die Teilnehmenden jeweils weniger bezahlt. Und der Lerneffekt dürfte doch in so einer kleinen Gruppe durchaus genau so gut wie im Einzelunterricht sein, ist ja nicht der 30-Leute-Kurs an der VHS... Eigentlich doch pures Win-Win, oder?


Rotfuchs716 
Beitragsersteller
 14.02.2025, 01:05

Mitunter hat man schon Kleingruppen bei der VHS. In meinem Spanischkurs B1 in einem kleinerem Ort in Südbaden bei der VHS sind 6 Teilnehmer. Und mehr als 10-12 sind auch in grösseren Ortschaften da nicht in dieser Region.

HappyMe1984  14.02.2025, 01:06
@Rotfuchs716

Aber zwischen 3-4 und 10-12 Leuten ist dann eben doch ein sehr relevanter Unterschied, was die Intensität des Lernens betrifft...

Rotfuchs716 
Beitragsersteller
 14.02.2025, 01:09
@HappyMe1984

Ja. Das Problem wäre wie ich da marketingmässig vorgehe um die Gruppen zu bilden. Wenn nur alle paar Monate ein paar Anfragen kommen und die Hälfte der Schüler nach 1 bis 2 Terminen abspringen kann ich schwer eine stabile Gruppe bilden. Ausserdem kann ich innerhalb einer Kleingruppe nur solche Teilnehmer sinnvoll unterbringen die in etwa dasselbe Niveau haben.

HappyMe1984  14.02.2025, 01:17
@Rotfuchs716

Du kannst ja beides anbieten - teureren Einzel- und günstigeren Gruppenunterricht. Für die Findung von Gruppen kann man sicherlich irgendwelche Online-Tools verwenden, wo die Menschen sich zu einer Gruppe zusammenfinden können (denke da an sowas wie Doodle). Und gegen zu viele Abspringer, die dir dann deine Kalkulation zerschießen, kannst du ja einen Vertrag über eine Mindestmenge an Stunden machen, die auf jeden Fall bezahlt werden müssen, egal ob die Person teilnimmt oder nicht. Ist im Zuge der Vertragsfreiheit problemlos möglich!

Rotfuchs716 
Beitragsersteller
 14.02.2025, 01:19
@HappyMe1984

könnte ich die Online-Tools auch für Präsenzunterricht nutzen oder nur für online-Unterricht?

HappyMe1984  14.02.2025, 01:20
@Rotfuchs716

Doodle ist ein reines Terminabsprachen-Tool, deshalb hab ich das als Beispiel gewählt. Du brauchst ja kein Tool für Unterricht, sondern vielmehr eine Art Terminplanungs- und Buchungstool!

über 50 Euro

Laura nimmt für Latein etwa 60€. In Englisch und Französisch nimmt sie 13€, aber ansonsten lässt sie sich dann am Erfolg bezahlen. Zeugnisnote 1, 500€, Zeugnisnote 2 , 300€ und Zeugnisnote 3, 100€ als Pauschale, zu den Stunden 13€.


Rotfuchs716 
Beitragsersteller
 14.02.2025, 00:49

wie kommt es, dass Latein soviel mehr bringt als moderne Fremdsprachen?

HappyMe1984  14.02.2025, 00:56
@Rotfuchs716

Vermutlich Angebot und Nachfrage - weniger Anbieter für Latein als für Englisch oder Französisch!

Rotfuchs716 
Beitragsersteller
 14.02.2025, 00:58
@HappyMe1984

Könnte sein. Aber ich frag mich ob Latein überhaupt noch viel gelernt wird heutzutage. Braucht man ja eigentlich nur wenn man Theologie studieren will.

HappyMe1984  14.02.2025, 01:01
@Rotfuchs716

Gibt nach wie vor viele Gymnasien, die das anbieten und wo das auch ungebrochen rege belegt wird. Gerade Menschen, die ihre Stärken eher im mathematisch-naturwissenschaftlichen als im sprachlichen Bereich haben, kommen mit Latein oft sogar besser klar als mit anderen Fremdsprachen, vielleicht deshalb...

CEW1971  14.02.2025, 17:09
@Rotfuchs716

Italienisch, Französisch, Portogiesisch oder Spanisch stammen stark vom Lateinischen, von daher ist es eher eine Touristensprache um sich in einem Land verständigen zu können. Andere Sprachen will sie einmal in der Zeit bezahlt werden und für den Erfolg. Bei einem Schüler wurde der Erfolg auch höher angesetzt.

Laura ist aber Spezialistin in Mathematik. Da war ein Schüler, da hatte Laura den Eltern gesagt, dass sie im Nebenraum mal sitzen sollen, dann wüssten sie, warum sie keinen Erfolg haben kann. Dann wussten es die Eltern. Das hat Ärger gegeben, beim Schüler. Danach war er friedlich und aufmerksam, hat nicht rumgehampelt. Das Ergebnis: aus mangelhaft wurde gut, ein Jahr später sogar sehr gut.

CEW1971  14.02.2025, 17:17
@Rotfuchs716

Latein brauchst du in allen südländischen Sprachen. Also, machst du Urlaub, mit Latein verständigst du dich in Frankreich, in Italien, in Spanien oder auch in Portugal. Und willst du nicht als Tourist gerade in der Schweiz gesehen werden (nepp), verstehst du in in rätoromanisch.

Latein brauchst du nicht nur als Pfarrer, sondern auch als Arzt. Ärzte brauchen viele Worte in Latein oder altgriechisch. Man kann sagen, am lebenden Patienten spricht man medizinisch in zwei toten sprachen.

Rotfuchs716 
Beitragsersteller
 14.02.2025, 17:29
@CEW1971

Zweiter Absatz stimmt wohl. Erster Absatz weniger: ich erinnere mich gut, dass meine Eltern in Italien mit Latein nicht weiter kamen! Die heutigen Italiener verstehen kein Lateinisch in der Regel. Und die Franzosen wohl noch weniger da sie selten Latein in der Schule haben. Bei Rätoromanisch will ich nicht mitreden, aber in der Schweiz sprechen nur 0,3 Prozent der Bevölkerung diese Sprache. Sie ist so unbedeutend, dass sie nicht einmal auf den mehrsprachigen amtlichen Formularen aufgefÜhrt ist.

15-20 Euro

Alles andere würde ich privat nicht bezahlen.


Rotfuchs716 
Beitragsersteller
 14.02.2025, 06:53

in welcher Region lebst du?