Musste wirklich erst Gottschalk den Mund aufmachen, bevor die Deutschen auffwachen?
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4 Antworten
Der liebe Herr Gottschalk will Werbung für sein Buch machen. Das wars.
Dort und in einem Podcast prangert er an, dass junge Leute heutzutage zwar Tokyo Hotel kennen, aber nicht Jimi Hendrix. Das ist ein großer Teil seiner Kritik. Kurios, dass das nun mit AfD gleichgesetzt wird oder?
Er bemängelt, dass er dreimal überlegt, bevor er etwas sagt, früher so etwas nie tat. Super. Ist das nun schlimm, dass er mal überlegt? Ist es schlimm, dass er im Alter vielleicht weiser geworden ist und nicht mehr sofort etwas spontan raushaut, weil es womöglich Blödsinn ist?
Gibt es denn diese Sprechverbote wirklich? Gottschalk ist klug genug, zu wissen, dass das Blödsinn ist. Sie gibt es nämlich nicht. Tatsächlich ist es so, dass es einfach auch mal Kritik gibt, wenn jemand Blödsinn redet. Diese Kritik, die kann er irgendwie nicht ab. Das wird im Buch deutlich. Er wünscht sich eine Welt, in der keine Kritik kommt an dem, was auch er äußert. Eine Welt, in der man Blödsinn halt mal ignoriert.
Das Problem bei dieser Betrachtung ist zweierlei: A) Gottschalk kann Veränderungen nicht (mehr) verstehen und akzeptieren, befindet sich damit in einem typischen Muster des Generationenkonfliktes und B) Gottschalk verlangt von anderen, dass sie ihn nicht kritisieren dürfen. Damit bewegt er sich allerdings auf dem Pfad eines Sprechverbotes.
Der Gottschalk ist halt ein ehrlicher Mensch und sein Erfolg begründet sich auch darauf, dass er sehr Direkt redet. Das gefällt Einigen halt nicht. Stromlinienförmig war Gottschalt nie und dafür haben ihn die Menschen geliebt. Alles von ihm habe ich natürlich auch nicht gehört, aber Politik war meines Wissens nie sein Ding und Äußerungen darüber sind mir unbekannt. Ich will ihn jetzt nicht pauschal Reinwaschen, aber den Eindruck habe ich von ihm.
Man kann es unterschiedlich sehen und auch verschiedentlich dazu stehen, aber aus seiner Perspektive finde ich die Argumentation nachvollziehbar. Gottschalk war ein Idol der späten 1980er, 1990er und 2000er Jahre und über Jahre der größte und populärste Showmaster unseres Sprachraums. Bis heute sind seine großen "Wetten, dass...?" Shows teils legendär, in denen er Weltstars wie Michael Jackson, Tom Cruise, Rod Stewart, Michael Douglas u.a. zu Gast hatte.
Sein Erfolg gründet wesentlich auf sein loses Mundwerk und frech-flapsige Sprüche. Das kommt heute nicht mehr an. Es ist in seinem Sinne klug und konsequent, auf den geänderten Zeitgeist zu reagieren und sich zurückzuziehen.
Nein.
Aber es ist gut und erfrischend wenn gerade Prominente wie Gottschalk , die eindeutig zu unserer Demokratie stehen , zeigen , was Demokratie bedeutet:
Anderer Meinung sein dürfen und die aussprechen, auch, wenn die nicht gerne gehört wird.
Es wäre aber noch besser, wenn solche Leute das auch in jungen Jahren tun würden.
Das erfordert nämlich noch mehr Mut.