Denkt ihr, es gibt ein Talent zum Schreiben?

Jein, man braucht beides: Talent und Übung 77%
Ja, ohne Talent geht gar nichts. 12%
Nein, es ist alles Übungssache 12%

26 Stimmen

13 Antworten

Jein, man braucht beides: Talent und Übung

Es gibt schon eine Grundtendenz, dass einige Menschen bestimmte Bereiche schenller oder besser lernen als andere. Das wäre das Talent. Nur sehr wenige Menschen werden so viel Talent haben, dass sie sich spontan hinsetzen und in 4 Wochen einen Erfolgsroman schreiben können.

Es braucht Übung und in dem Fall bedeutet das meist: Nicht nur regelmäßig schreiben, sondern auch sehr viel lesen, im eigenen Genre und in angrenzenden, um einfach ein Gespür für das Handwerk zu bekommen. Wie klingt eine gute Satzmelodie, wie eine holprige? Welche Wörter machen einen Text interessant, welche wirken zu schwülstig, welche zu einfach? Wie lang sollten Sätze sein, wie wirken längere oder kürzere Sätze? Welche Stimmung transportieren Satzlängen und bestimmtes Vokabular? Wie sprechen Menschen aus unterschiedlichen Berufen, Regionen, sozialer Schicht etc.?

Das lernt man alles durch viel, viel Lesen.

Die meisten Menschen, die Schriftsteller werden, schrieben schon als Kind kleine Texte, Tagebücher, Geschichten, Gedichte, Lieder usw. Da hatten sie also schon unbewusst sehr viel Übung. So fließen meist Talent mit Interesse und Übung zusammen, so dass man oft am Ende nicht genau sagen kann, was nun der entscheidende Faktor war. Viele Schriftsteller würden auch weiterschreiben, wenn sie nichts verkaufen würden - es geht da um die Leidenschaft fürs Schreiben. Also einen inneren Antrieb. Ob man den nun Talent oder Motivation nennt, bleibt jedem selbst überlassen.

Die meisten Schrifststeller haben aber schon sehr viel in ihrem Bereich gelesen, überdurchschnittlich viel gegenüber dem Rest der Menschheit, ggf. ausgenommen sehr passionierte Leser.

Und das ist das Problem: Der passionierte Leser kennt ebenfalls viele Bücher, kennt platte Handlungsverläufe, Standardsätze, Klischees etc. Der Schriftsteller muss ihn davon überzeugen, dass er alle das nicht bietet. Das geht eben nur mit breiter Lektüre, starker Motivation und fortwährendem Üben.

Stephen King hat mal ein Buch geschrieben "On writing". Da wird deutlich, dass selbst bei solchen Schriftstellern, die wie getrieben schreiben, täglich mehrere Stunden, sehr viel Abwägung stattfindet, Selbst-Lektorat, Wörter und Sätze immer wieder ersetzt werden, bis alle möglichen Fehler beseitigt sind.

Das kostet halt Arbeit und Zeit.

Ein guter Schriftsteller wird das aufwenden.

Das ist auch eine Art von Übung.

Er setzt sich nicht hin, schreibt, was ihm in den Sinn kommt und gibt das dann genauso an den Verlag weiter - er wird es meist vorher mehrfach überarbeiten. Vielleicht nicht jedes Kapitel und jeden Absatz, aber doch einiges.


PaulSmart  01.08.2024, 16:36

Es geht generell ums Schreiben, es geht nicht speziell um das 'gute Literatur' zu schreiben.

Jein, man braucht beides: Talent und Übung

Ich schreibe seit meiner Kindheit. Wenn ich damalige und aktuelle Texte vergleiche, dann fällt schon ein sehr großer Unterschied in Sachen Qualität und Wortschatz auf.

Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen und alles wird durch Übung besser, auch, wenn man vielleicht eine gewisse Begabung für manches hat.

Nein, es ist alles Übungssache

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Talent ist ein verfolgtes Interesse. Du kannst alles, was du zu üben gewillt bist, tun.

Womit der Gute Recht hatte.

"Talent" ist sozusagen die Begeisterung für eine Sache die dich motiviert aus Fehlern zu lernen anstatt dich von ihnen demotivieren zu lassen.

 - (Buch, Schreiben)

Tasha  01.08.2024, 15:27

Sehe ich nicht so.

Du kannst fasziniert von einer Sache sein und fortwährend daran üben, aber trotzdem kein Talent haben.

Ich spiele Geige, habe als Erwachsene angefangen, bin immer noch im Anfängerniveau, nach deutlich über 10 Jahren. Ich kann einiges spielen, es dauert aber sehr lange, bis ich einfache Stücke kann und viele Stücke werde ich nie können.

Schaut man sich mal eine Doku über Anne-Sophie Mutter an, sieht man, wie sie schon mit 6 Jahren oder so, nach einem Jahr Unterricht, auf einem Niveau spielen konnte, das ich nie erreichen werde. Sowohl bezogen auf den Ton als auch das Anspruchsniveau der Stücke.

Das ist halt Talent oder Begabung: Es fiel ihr deutlich leichter als bspw. mir, sich der Geige anzunähern, schöne Töne zu produzieren, Lagen zu spielen usw. Hätte ich im gleichen Alter angefangen, wäre ich ein Jahr später immer noch bei einfachen Kinderliedern in der ersten Lage gewesen. Und ich habe jetzt wie gesagt deutlich über 10 Jahre geübt, nicht immer täglich, aber oft zwischen ein und drei Stunden am Tag und auftreten könnte ich selbst mit einfachen Stücken immer noch nicht.

Ja, man kommt weiter, wenn man beharrlich übt, es kann auch Spaß machen, man merkt aber deutliche Unterschiede im Lernfortschritt und im Ergebnis von sehr talentierten/ begabten Menschen und weniger oder gering talentierten/ begabten Menschen. Das ist keine Schande, man muss nicht überall brillieren, man kann auch Hobbys haben, in denen man nur unteres Mittelmaß ist!

LVFLVF  01.08.2024, 15:30
@Tasha

Gut geschrieben , ganz deiner Meinung.

Was Bob Ross da sagt ist eine Marketing Strategie um Leute zu motivieren und beizubehalten .

MarSusMar  01.08.2024, 15:33
@Tasha

Geige ist was absolut anderes, als zu schreiben.

Andrastor  01.08.2024, 15:33
@Tasha

Es ist einfach: Du hast eben nicht die nötige Begeisterung.

Wenn du diese hast, würdest du praktisch nichts anderes tun wollen als zu üben, besser zu werden und neue Lieder zu lernen.

Zudem vergleichst du dich mit einem extremen Ausnahmefall bei dem fraglich ist wie viel dieses "Talents" Zwang von Seiten der Eltern ist.

Aber es ist einfach leichter zu sagen "ich hab kein Talent" um die Schuld an der Sache auslagern zu können.

Jein, man braucht beides: Talent und Übung

Man braucht die Ideen, die Geschichte , das Gefühl für die Story etc aber genauso braucht man die Kenntnisse wie sich etwas aufbauen soll , die Wörter, die Schreibweise, verschiedene Stile und genauso die Übung wie man etwas am besten in Schriftform verdeutlicht .

Jein, man braucht beides: Talent und Übung

Ganz klar wenn man z.B. zwei Holzfüße hat kann man nicht Fußballspielen aber wenn man geeignete Füße hat kann man sich verbessern