Denkt ihr der Beruf Lehrer ist schön?
32 Stimmen
15 Antworten
Hallo,
mein Traumberuf war immer Lehrer, was sich aber aus diversen Gründen, auf die ich hier nicht weiter eingehen möchte, nicht ausgegangen ist. Und so habe ich mich schon vor 4x Jahren umentschieden und bin kein Lehrer geworden.
Ich persönlich würde heute zumindest an einer staatlichen Schule in Deutschland kein Lehrer mehr werden oder sein wollen.
AstridDerPu
Eines darf man nicht übersehen: Der Beruf des Lehrers wirkt von außen betrachtet cool und mit viel Freizeit. Sobald man aber drin ist, merkt man, dass man eine Wochenarbeitszeit von bis zu 6o Wochenstunden hinlegen muss (Gymnasiallehrer in der Abizeit auch durchaus mal 70 Wochenstunden) und nie, wirklich nie im Unterricht mal eine ruhige Kugel schieben kann. Der Beruf ist schön, aber sehr, sehr arbeitsreich - und das wird in letzter Zeit eher noch schlimmer als besser.
Oh weh! Ja - das sind Vorbilder die den Kindern bestimmt nicht guttun werden! Meine Lieblingslehrer waren immer Leute denen man Respekt entgegen brachte, weil sie eine eben respektable Einstellung hatten. Wie aber soll man als Heranwachsender solche Leute respektieren?
Ich bin zwischen 1956 und 1970 zur Schule gegangen. Nur wenigen Lehrern konnte ich echten Respekt entgegen bringen. Die anderen waren ehemalig Nazis, die ihre Gesinnung auch an uns auszulassen versuchten.
Es ist erstaunlich, dass wir trotz dieser Zustände mehrheitlich anständige Menschen geworden sind. Ich vermute, dass von meinen ehemaligen Mitschülern kaum einer die AfD wählt.
In meiner Dienstzeit als Lehrer sind mir die Schüler mit viel Respekt begegnet. Davon zehre ich heute noch. Es liegt viel an der Persönlichkeit des Lehrers, und die lässt sich nicht so einfach formen.
Sehr richtig! Denkst Du, dass Ihr aus Opposition heraus das Euch vermittelte Weltbild nicht übernommen habt? Sehr interessant! Über eine Antwort würde ich mich freuen. Schön, dass Du ein zufriedener Lehrer bist und Du über eine erfüllende Dienstzeit berichten kannst! L. G. B.
Ich denke schon. Es war gar nicht mal das Weltbild, sondern das Auftreten dieser Lehrer, die alles dransetzten, um Angst zu verbreiten. Es wurde auch hemmungslos zugeschlagen.
Natürlich spielte eine gewisse gefühlte Opposition eine Rolle: eben gegen das Autoritäre, die sexuelle Unterdrückung (ab 15), den Vietnam-Krieg. Man hat ja auch gesehen, dass es in den Großstädten Leute gab, die sagte: "So nicht!" Das hat sicher auf uns abgefärbt, natürlich nicht bei allen Schülern.-
Ich danke Dir für Deine Antwort! Ich glaube, dass der Beruf des Lehrers sehr erfüllend sein kann, wie man ja auch an Deinem Beispiel sehen kann! Heute aber ist es ungleich schwerer, weil auch die Struktur als solche große Fragen aufwirft. Wenn 30 % und mehr der Schüler Sprachdefizite aufweist, wie will man den anderen in der gleichen Geschwindigkeit wie den schwächsten noch gerecht werden? Ich denke, dass ist unmöglich! Als Lehrer mit einem Anspruch an sich selbst, muss daran kranken. Ich wünsche Dir noch einen schönen Abend! L. G. B.
Vielen Dank für die ermutigende Antwort. - Heutige Lehrer werden teilweise mit Forderungen konfrontiert, die schlichtweg nicht erfüllbar sind. Man muss dann und wann den Mut haben und gegenüber der Schulaufsicht erklären: Es geht nicht.
Was wäre aus der Sicht eines Insiders - Dir - nötig und möglich, um ein derartiges Ungleichgewicht ( zum Beispiel Sprache )zu überwinden? Ich weiß, dass Du ein Buch darüber schreiben müsstest! Nur ein paar Stichpunkte!
Sprachförderung: Man muss gezielt Unterricht in Deutsch als Fremdsprache durchführen. Dazu braucht man natürlich eine richtige Ausbildung. Der Studiengang wird nicht besonders stark nachgefragt. Es soll aber auch auf der Schülerseite in den Brennpunktgebieten eine starke Ablehnung von Schule und natürlich auch dem Deutschunterricht geben. Wie man an diese Schüler herankommt, weiß ich nicht. Zu Beginn meiner Laufbahn habe ich 4 Jahre lang Klassen mit türkischen Schülern unterrichtet, mit mäßigem Erfolg.
Was meinst Du mit "mäßig"? Hattest Du den Eindruck, dass diese Schüler einer Subkultur angehörten, in denen sie die Sprache nicht brauchten? Welche hämmende Wirkung auf die anderen! Ich denke, dass man zu gunsten der anderen diese Schüler separieren muss, obwohl mir klar ist, was das wiederum für eine Wirkung hätte! Das ist alles furchtbar!
Mit "mäßig" meine ich den Erfolg des Unterrichts. Viele Schüler machten die Aufgaben im Unterricht einfach nicht, störten oder beschäftigten sich mit anderen Dingen, so dass viel Zeit für Disziplin verloren ging. - Die Eltern haben den Schülern auch nicht vermittelt, dass sie nun in Deutschland eingewandert sind und sich mit der Sprache beschäftigen müssen. Die Politik hat sich damals immer dem Gedanken an eine Einwanderungsgesellschaft verweigert. Das hatte natürlich auch Rückwirkungen auf die Schüler.
"Separieren", die Pädagogik nicht es Differenzieren, stößt personell an die Grenzen. Zum Glück hatte ich im zweiten Jahr einen türkischen Kollegen, der mich unterstützte.
Vielen Dank für den Einblick zu dem Thema! Wir werden sehen, wie es weitergeht. Besser wird es vermutlich nicht. Wenn ein Flüchtlingssrtom versiegt, wird es einen neuen geben. Mir ist nur extrem aufgefallen, dass viele "unserer Kinder" erhebliche Probleme mit Sprache haben. Von Rechtschreibung will ich nicht reden. Wenn man sich vor Augen führt, wie das Leben eines Flüchtlingskindes aussieht...! Schulisch ein echtes Problem.
Ja, auch hier geborene Kinder haben Probleme mit der Sprache. Inzwischen wird aber auf Sprache mehr Wert gelegt. Eigntlich dürften Studenten keine sprachlichen Fehler machen, aber das Gegenteil ist der Fall.
Das Flüchtlingskind hat wenig Unterstützung durch die Eltern. Das schlägt sich natürlich im Spracherwerb nieder. Zu allem Unglück hat die deutsche Sprache ihre Tücken: 3 Geschlechter usw. Es gibt allerdings auch Kinder, die schnell in die deutsche Sprache hineinwachsen. Es kommt darauf an, mit wem sie spielen, ob sie in einem Verein sind usw.
Ja - die deutsche Sprache ist kompliziert! Leider scheint es so zu sein, als dass die entsprechenden Lehrer die Vorzüge nicht vermitteln! Ich finde, dass Deutsch ein wunderbares Instrument ist, weil es kaum eine andere Sprache gibt, die exakter ausdrücken kann, wovon man spricht! Natürlich kann ich kein chinesisch! In englisch und französisch ist es aus meiner Sicht nicht möglich, sich so auf den Punkt ausdrücken zu können, wie auf deutsch. Das Volk der Dichter und Denker hat unmittelbar mit der Sprache zu tun.
Im Englischen geht schon einiges. Dass hier natürlich deutsche Sprachkenntnisse immer wieder gefordert werden, wird so bleiben. Die Sache ist und bleibt natürlich mühsam.
Ja- sehr schade! Wir brauchen ja die Zuwanderung! Sie muss nur anders gestaltet werden.
Völlig richtig. Wir haben uns beide von der Ausgangsfrage entfernt: Ist der Beruf des Lehrers schön? Wenn man den Lehrer bei seinen Aufgaben nicht im Regen stehen lässt, ist er schön.
Er hat auch Langzeitwirkung. Am Montag fuhr ich mit den Fahrrad den Radweg entlang. Plötzlich rief jemand: "Herr XY, kennen Sie Ihren alten Schüler nicht mehr?" Er war vor 20 Jahren mein Schüler, und wir unterhielten uns, als wäre er erst gestern in meinem Unterricht gewesen.
Ja- wir haben uns etwas entfernt, war aber aufschlussreich für mich! Ja - ich glaube auch, dass das ein schöner und befriedigender Beruf sein kann, gerade wenn sich Menschen positiv an Dich erinnern.
Woher kommt dein Interesse? Möchtest du Lehrer werden? - Obwohl ich zufrieden zurück blicke, hätte ich unserer Tochter den Lehrerberuf nicht empfohlen. Es liefen damals so viele Dinge schief, dass man es wirklich nicht empfehlen konnte.
Nein - dafür ist es deutlich zu spät! Mein Sohn hatte Schwierigkeiten durch Kinder mit Migrationshintergrund! Er wurde tatsächlich erpresst. Das sind relativ häufige Einzelfälle, die ich auch nicht überbewertet habe! Das Lernen war durch den zu hohen Ausländeranteil deutlich verlangsamt. Ich interessiere mich dafür, weil ich es wahnsinnig schade finde, dass sich die Kinder vermutlich auch schlecht fühlen mit den Verhältnissen. Ich blicke positiv auf meine Schulzeit zurück und freue mich bis heute, wenn ich etwas lernen kann.
Das mit deinem Sohn ist wirklich schlimm. Ich hatte auch von solchen Vorfällen gehört.
Ja - war heftig! Die Polizei 👮♀️ erklärte, dass erst etwas "nachweisbares" passieren müsse! Selbst die stecken den Kopf in den Sand - wie kann man von Lehrern erwarten, dass sie sich gegen soetwas wehren?! Ich habe das dann selbst in die Hand genommen, mit dem Erfolg, das die Polizei bei uns auf der Matte stand. Inoffiziell haben die sich bedankt, weil den "Mitschülern" Originalton " endlich jemand Einhalt geboten " hat! Wie traurig 😢, wenn Kinder sich fürchten, zur Schule zu gehen!
Einfach nur fürchterlich. In unserer Stadt hat sich auch einmal ein Vater eine unverschämten Burschen vorgenommen, der seinen Sohn angespuckt hat. Ich bin gegen Gewalt, aber das hat geholfen.
Du hast grundsätzlich natürlich Recht! Gewalt sollte nicht als Lösung dienen, aber auch das hat gewisse Grenzen! Wer meine Familie angreift, sollte sich nicht wundern! Das waren Kinder! Ich bin rein physisch recht eindrucksvoll ! Ich habe nur dafür gesorgt, dass die verstehen, dass diese Grenze besteht! Hat geklappt - wer weiß, ob ich denen noch einen Gefallen getan habe, in dem ich Ihnen gezeigt habe, dass das auch anders geht.
Das dürfte individuell unterschiedlich sein - dem einen dürfte der Beruf Freude bereiten und/oder sogar erfüllen, jemand anderes empfindet den Beruf aufgrund verschiedener Faktoren ggf. als "nicht schön".
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Ich war 36 Jahre lang Gymnasillehrer für Mathematik und Physik.
Da ich schon im 2. Jahr als Studienrat z.A. zum Stundenplaner der Schule ernannt wurde, waren dann die folgenden 6 Jahre sehr anstrengend. Sobald ich dann meine Unterrichtskonzepte für alle Jahrgangsstufen hatte, wurde es viel einfacher. Mit der Zeit hat sich dann auch ein Vertrauensverhältnis zwischen mir und meinen Schülern entwickelt. Ab diesem Zeitpunkt habe ich meinen Beruf geliebt. Manche Schüler sind später zu Freunden geworden.
Nach Aussagen von mit mir befreundeten Kollegen, die noch im Dienst sind, hat sich das Klima an der Schule aber seither erheblich verschlechtert. Der Druck von einerseits der Eltern und Schüler und andererseits der Ministerialbehörden führt zu einem Verhalten der Lehrer, das vor allem durch Arbeits- und Stressvermeidung bestimmt ist. Das ist kein guter Zustand. Ich weiß nicht, ob ich, unter den augenblicklichen Umständen, wieder Lehrer werden wollte.
Für einige Menschen kann es der Traumberuf und eine Herzensangelegenheit sein, den Kindern und Schülern etwas mit Leidenschaft beibringen zu wollen, wie die Frau Geier, die Griechisch-Lehrerin aus dem Radio heute, die ihre ganze Klasse zum Griechen zum Essen eingeladen hatte, weil der Notendurchschnitt der Klasse irgendwo zwischen 1 und 2 lag.
Es gibt Lehrer, die können die Schüler abholen und richtig motivieren. Leider gibt es nicht so viele von denen.
Vieles hängt auch von der Klasse ab. Manchmal hat man eben nur Idioten, wo Hopfen und Malz verloren ist.
Durch die verzerrte Außenwirkung (angeblich viel Freizeit) kommen verhängnisvolle Entscheidungen zustande. Da glaubt ein sog. "Quereinsteiger", er hätte als Lehrer mehr Freizeit und könnte über die Zeit außerhalb der Schule absolut frei verfügen.
Ein anderer '"Quereinsteiger" wurde in einem Einstellungsgespräch gefragt, warum er denn jetzt Lehrer werden wollte. Seine Antwort: "Ich habe genug in meinem Leben gearbeitet und will es jetzt mal etwas ruhiger angehen."