"Kulturelle Aneignung"?
Hey, ich lerne seit knapp 1,5 Monaten jetzt Japanisch und ein "Japanischer" Junge aus meiner Klasse ist jetzt super sauer auf mich. Er kann keinen einzigen Satz auf Japanisch und ist nur 25% wegen seiner Mutter Japaner und als ich zu ihm meinte, das shichi 7 bedeutet ist er sauer geworden und meinte das Nana richtig ist, dann hab ich ihm gesagt, ja das stimmt, es gibt kunyomi und Onyumi und hab ihm das sogar gezeigt, ich habe aber im Moment erst die Aussprache "shichi" für 7 gelernt. Er hat mir dann noch gesagt "du nervige Möchtegern Japanerin, du kennst dich doch null mit der Kultur aus. " Was haltet ihr davon?
9 Antworten

Ich finde es super, dass du eine neue Sprache lernst, dass macht smarter und erlaubt einem auch den kulturellen Austausch wenn man in solchen Ländern Urlaub macht. So wie nicht alle Deutsche Englisch sprechen so sprechen auch nicht alle Japaner Englisch. Der Austausch ist somit auf japanisch ermöglicht. Es ist garantiert eine interessante Sprache und auch ein kulturell und geschichtlich sehr interessantes Land. Solange du nicht die ganze Zeit am Klugscheißen bist und auch Kritik einstecken kannst wenn du einen Fehler machst (soll ja Vorkommen beim Sprachenlernen :) dann sehe ich keine Problem hier. Viel Spaß noch beim lernen.

Eine Sprache zu lernen ist keine kulturelle Aneignung. Es dient der kulturellen Verständigung. Und er ist ja auch nicht "besser", denn er lernt sicher auch Englisch, ist aber weder Brite noch Amerikaner noch, etc.
Ich glaube viel eher, dass er sich in seinem Stolz und seiner Identität bedroht fühlt. Schließlich ist er derjenige von euch beiden, der einen direkten Bezug zu dieser Sprache und ihrer Kultur hat. Er möchte vielleicht selbst gern die Sprache seiner Mutter /ihrer Familie sprechen können, konnte sich selbst vielleicht aber nie dazu aufraffen. Und jetzt kommst du daher, ohne japanischen Hintergrund und kannst ihm sogar etwas über seiner Kultur erklären. Und das kränkt ihn vielleicht in seinem Stolz.
Außerdem hat er sich wahrscheinlich zu viel online herumgetrieben, wo die seltsamsten Dinge (manche berechtigt, manche völlig unberechtigt) als "kulturelle Aneignung" bezeichnet werden. Wahrscheinlich ist ihm die tatsächliche Bedeutung des Begriffs nicht einmal klar.
Es interessiert ihn aber auch nicht, weil er auf dein Lernen emotional reagiert. Er hat wahrscheinlich das Gefühl, er müsste es viel besser wissen als du. Und stellt nun fest, dass er es eben nicht weiß. Einer Kultur dem Hintergrund nach anzugehören, bedeutet nicht, dass man Experte dieser Kultur ist. Aber womöglich sieht er das so. Eventuell auch durch den aktuellen Onlinediskurs.

Er kennt sich auch nicht mit der Kultur aus. Ganz ehrlich? Er kennt nur seine Familie hier und war bestimmt schon in Urlaub in dem Land wo seine Familie lebt aber das ist nicht zu vergleichen mit dem tatsächlichen Leben in dem Land und sich mit der Kultur auskennen wie ein Einheimischer.
Rede nochmal mit ihm. Frage ihn was ihn stört. Vielleicht klärt sich dann etwas

Kulturelle Aneignung sagt man, wenn Teile der Mehrheitsgesellschaft etwas von einer unterdrückten Minderheit übernehmen und aus dem Kontekt reissen und damit dafür sorgen, dass diese Kultur nicht mehr als Kultur dieser Gesellschaft wahrgenommen werden. Eine Fremdsprache zu lernen, um zu kommunizieren ist das NIE und Japan ist auch keine unterdrückte Minderheitsgesellschaft.
Ob du eine Spache lernst, WEIL du die Kultur kennst oder UM sie besser kennenzulernen ist dabei völlig egal, wobei man ohne Sprache eine Kultur nicht wirklich kennenlernen kann. aber es ist schön und positiv, wenn man sich mit anderen Kulturen auseinandersetzt und das darf jeder, solange das nicht abwertend gemacht wird.
Kurz gesagt, der Typ sabbelt Müll, vermutlich aus Neid oder warum auch immer. Du hast zwei Ohren, eines damit etwas reingehen kann und das andere, damit es auch wieder raus kann.

Das ist doch Unsinn. Du kannst lernen, was immer du willst. Das geht niemanden was an.