Wenn es zu einem geeigneten Preis eingesetzt werden kann, technisch beherrschbar, in ausreichendem Maße verfügbar und gefahrlos nutzbar ist...

...dann kommt das auch irgendwann. Was dem Menschen möglich ist, macht er auch.

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Ich hab mich mal kurz hingesetzt und 10 Minuten vor mich hingedichtet:

Das Schöne

Es gibt auf unserer weiten Welt ganz sicherlich
Sehr vieles was uns nützt, und was uns sehr erfreut,
Doch wenn wir uns ganz ehrlich fragen, ist dies heut:
Was schön ist, und was wir als hässlich anseh’n schlicht.

So manches kann man ziemlich praktisch ja nur nennen,
Während ein anderes nützlich und ertragreich ist.
Manches ist überflüssig, einfach lästiger Mist,
Den wir am liebsten häufen würden und verbrennen.

Andres erscheint uns schön, zum Beispiel eine Blume,
Obwohl die einfach nur auf ein Insektchen wartet.
Ich frage mich, gereicht dem Menschen das zum Ruhme,

Wenn er als ein Ästhet der Biene gleichgeartet?
Nein, schön ist einfach – wurd’ im Traum mir beigebracht –
Was die Kultur ein kleines Stückchen reicher macht.

Abgesehen davon, dass diese Zeilen trotz der "Maßhaltigkeit" ganz gewiss kein Meisterwerk sind, sondern schnell hingeschmierter Schrott, muss ich Dir noch sagen, dass die sechshebige Zeile eher atypisch für ein klassisches Sonett ist.

Warum? Weil sich eine sechshebige Zeile in zwei gleiche Hälften teilen lässt und dadurch zum Leiern neigt. Im Barock hatte diese Zweiteilung den Zweck, geschickt den Gegensatz von Leben und drohendem Tod nebeneinander stellen zu können.

Beispiel:

Heute noch stolz zu Pferd / morgen vom Tod umfangen
Heute noch hoffnungsvoll / doch bald im trüben Bangen
usw.

Aber das klassische Sonett muss "sonare", also singen. Und das kann der fünfhebige Jambus besser. Deshalb wurde er auch von den meisten großen Sonettdichtern bevorzugt. z.B Petrarca, Shakespeare, Mickiewicz.

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Das ist vermutlich ein ähnlicher Effekt, wiedass man seine Tennisspielfähigkeiten verschlechtert, wenn man ausgiebig Tischtennis spielt – und umgekehrt.

Jedes Organ gewöhnt sich an bestimmte Bewegungsabläufe, wenn man sie ihm immer wieder abverlangt. Es entsteht eine Art Automatismus (wie beim Autafahren bei der Bedienung der Pedale).

Bei Dir bestand bisher ein "Leisepfeifautomatismus" der Lippen, der hat sich jetzt in einen "Lautpfeifautomatismus" umgewandelt.

Der menschliche Organismus ist eben eines der wandelbarsten Dinge, die es gibt. Glücklicherweise!

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Man kann sich auf unterschiedliche Weise über jemanden lustig machen.

Gutwillig, dann macht man zwar einen Witz über ihn, über den er aber durchaus noch mitlachen kann.

Ironisch, dann ist der Witz schon etwas stärker, und mancher Zartbesaitete fühlt sich dann schon unwohl.

Zynisch, dann hat der Witz etwas absichtlich Verletzendes und legt Schwächen auf eine Art blos, die denjenigen möglicherweise sehr verletzen, zuweilen auch vernichten können.

Du kannst also jetzt selbst entscheiden, obn Du beispielsweise die Fragen von GF-Usern, der täglich ihren Pimmel messen und dazu Fragen hier öffentlich machen, die keinen Menschen interessieren, gutwillig, ironisch oder zynisch beantworten willst.

Ich persönlich neige zu Letzterem.

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Liebeslied

Kein Rauschen in den Wipfeln. Keine Blätter,
die Sonnenlicht in Gitter wandeln. Fern
am Abstrichhimmel hinsiecht weiß ein fetter
Talgmond. Ein Dach verschluckt den letzten Stern.

Speiübel ist der Nacht von schlechten Träumen.
Ein Liebesbrief – die Tinte blutet – treibt
durch Gossen unter nasslackierten Bäumen,
Seufzer, die gurgelnd sterben. Kälte bleibt.

Ich spüre, dass selbst die Platanen frieren,
die Horizonte schrumpfen, wollen mich ersticken.
Die Welt hat nur noch fest verschlossene Türen,
vergeblich suche ich sie aufzudrücken.

Und da – nimm es so hin, wie ich es sage –
trifft mich dein Blick so wie das scheue Licht
des ersten Sterns, der nach dem trüben Tage
durch das weit aufgespannte Dunkel bricht.

(Selbstgeschrieben)

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Der Brexit hilft weder England, noch Deutschland, noch Europa.

Er hilft nur einer Reihe von Nostalgikern auf der britschen Insel, sich nicht mehr als das zu fühlen, was sie sind, eine Gruppe von Insulanern, sondern als Angehörige eines (leider längst vergangenen) weltweiten British Empire.

Auch Zwerge möchten sich mal für einen Atemzug der Weltgeschichte als Riesen fühlen.

Mich macht der Brexit traurig, denn ich habe England und die Engländer immer als liebenswert erlebt. Und auch ihren schwarzen Humor habe ich immer geliebt, sie sollten ihn eben nur nicht im politschen Bereich einsetzen.

"Always look on the wise side of life".

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Dramenanalyse ist mMn einfacher weil...

Eine Dramenanalyse halte ich persönlich für leichter, weil bei einem Drama im Gegensatz zum Gedicht keine schwer entschlüsselbaren Metaphern in Anwendung gekommen sind. Es geht beim Drama mehr um die Analyse des Inhaltes und der Funktion der Protagonisten (auch zueinander), während Gedichte oft zum Teil nur Vermutungen zulassen, was den Inhalt oder die Bedeutung angeht.

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Kompliziert ist diese Frage keineswegs.

Wenn jemand "at" statt @ schreibt, will er verhindern, dass jemand durch einen bloßen Klick zu seiner Email-Adresse gelangt.

Damit wird vorallem in Impressa ein Teil lästiger Meileingänge verhindert. Z.B. bei GF.

"The dot" heißt auf englisch "der Punkt" und wird auch im englischen Sprachraum immer dann gesagt, wenn ein "Punkt" bei einer Web- oder Mailadresse gemeint ist. Wer "in Deutschland "dot" statt "Punkt" sagt, hat eben in diesem Fall die amerikanische Sprechweise übernommen.

Wenn zum Beispiel eine Mailadresse "treffpunkt.lyrik@xyz" lautet, würde ich den zweiten Punkt auch als "dot" aussprechen, damit der andere nicht denkt, dass ich ein Stotterer bin.

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Ich schick Dir mal einen Vorschlag "wo" ich mir gerade ausgedacht habe:

Schreib doch statt "Sonnenuntergang" "Heraufdämmern der Nacht" oder "Verschwinden der Sonne hinter dem Horizont".

Da wir gerade beim Begriff "Hotiziont" sind – ich empfehle Dir dringend eine Erweiterung Deines grammatikalischen Horizontes. :-)

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Meine Eltern sind tot.

Mein Vater ist nach dem Krieg gestorben, als ich 14 war. Ich habe getrauert, obwohl ich aus heutiger Sicht die Tragweite des Geschehens damals gar nicht wirklich verstanden habe.

Meine Mutter ist mit 95 gestorben als ich 60 Jahre alt war. Ich habe zwei Tage und drei Nächte an ihrem Sterbebett gesessen und ihre Hand gehalten, das hat ihr etwas bedeutet, was ich daran bemerkt habe, dass sie jedesmal meine Hand zustimmend gedrückt hat, wenn ich mal raus musste und gesagt habe, dass ich sofort wieder bei ihr bin.

Ich habe ihr die Ruhe gegönnt, die ihrem letzten Atemzug folgte. Bis heute fast 20 Jahre danach, bin ich noch an jedem Tag dankbar für das, was sie mir an Fantasie, Selbstvertrauen, positiver Weltsicht und literarischem Verständnis mitgegeben hat.

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Es gibt einen völlig unbedeutenden Ort in Deutschland mit ein paar hundert Einwohnern, von dem aus zufällig ein Schloss zu sehen ist, das bei einer chinesischen Love-Soap im Hintergrund zu sehen war.

Seitdem wird dieser Ort von tausenden Chinesen überschwemmt, die nichts weiter dort wollen, als ein Hochzeitsfoto schießen, bei dem der gleiche Hintergrund zu sehen ist. Dabei trampeln sie eine einzige Wiese nieder, von der aus dieser Hintergrund aus der gleichen Perspektive zu sehen ist, wie in der Soap. Dann machen ein Foto und reisen wieder ab.

Der einzige, der davon profitiert, ist eine Profi-Fotografin, die diese Fotos schießt und verkauft.

Wer kein relevantes Leben führen kann, der braucht eben ein paar Fantasierequisiten, um es aufzuhübschen.

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Lass ihn gewähren, irgendwann kommt er wieder zu sich.

Mit meinem Bruder war das genau so, er ist als Student in die Zeit hineingeraten, in der es schick war, sich zum Kommunismus zu bekennen und in der die Studenten mit der Mao-Bibel in der Hand demonstriert haben und Ho-tschi-minh geschrien haben.

Ich (5 Jahre älter) habe da schon als Kreativdirektor in einer großen internationalen Werbeagentur gearbeitet. Für ihn war ich der verachtenswürdege, konsumbefürwortende Kapitalistenknecht.

Als er vor 20 Jahren an Krebs litt und im Sterben lag, war er froh, dass der "Kapitalistenknecht" auf dieser letzten Reise seine Hand gehalten hat.

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Dass Fremde das etwas seltsam finden, ist vielleicht nachvollziehbar. Aber die eigene Familie sollte es mittlerweile begriffen haben.

Frag sie doch mal, ob sie Dich auch dauernd zum Reden auffordern würden, wenn Du von Geburt an taubstumm wärst. Ob es ihnen denn so schwer fällt, zu akzeptieren, dass Du eben ungern viel redest. Und dass das nicht bedeutet, dass Du an Ihnen desinteressiert bist oder sauer auf sie.

Mein Urenkel ist auch so ein stiller, der sich gern in sich und seine eigene Fantasie zurückzieht. Und seine Schwester ist der extrovertierte sich ständig in Bewegung befindliche plappernde Hüpffloh.

So ist das eben. Jeder Mensch ist (zum Glück) anders. Und manchmal ist er eben auch eine Insel.

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Weil die Dichter der Klassik die "alten Griechen" fast mystisch überhöht haben.

Das ist so ähnlich, wie wenn die Boulevard-Presse heute Dieter Bohlen oder andere Trällerer als Pop-Titanen oder Pop-Giganten bezeichnet.

Klar gab es bei den "alten" Griechen seinerzeit einige bedeutende Philosophen. Sehr bedeutende. Aber das einfache Volk war eine überschaubare Gruppe von Fischern und Bauern, auf die vielleicht das Adjektiv "fleißig" zutrifft, "edel" aber wohl eher weniger.

Auch die vielgepriesene Erfindung der "Demokratie" muss angesichts der damaligen Fremdenfeindlichkeit, die sich im Begriff "Barbaren" für alle Nichtgriechen ausdrückt, hinterfragt werden.

Fazit: Immer schön auf dem Teppich bleiben.

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Bei Stars, die sehr viele Autogramme geben müssen, macht das oft im Management eine Hilfskraft im Akkord, die die Unterschrift des Promionenten am besten imitieren kann. Die Prominenten selbst haben oft gar nicht die Zeit, hundert Unterschriften zu machen.

Ich habe sogar schon in einer Talkshow erlebt, dass ein Star das zugegeben hat.

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Es gibt zum Glück Dinge, die nicht gesetzlich geregelt sind. Kein Mensch muss danke sagen, keiner muss den anderen anlächeln, keiner muss dem anderen die Türe aufhalten, keiner muss einem alten Mütterchen mit Rollator den Platz in der S-Bahn freimachen.

Mann kann auch nicht betraft werden, wenn man all das nicht macht. Man verzichtet aber freiwillig auf ein Schmiermittel im gesellschaftlichen Umgang miteinander.

Wenn das alle machen würden, wären wir am Ende eine verbiesterte Gesellschaft vion missmutigen Rentnern, die grußlos ihre Vörhänge zuziehen und von denen keiner am Ende mehr weiß, ob sie noch leben oder schon längst einsam in ihrter Wohnung verfaulen.

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Das "dünne Fell" ist lediglich das Gegenteil von "ein dickes Fell haben" und soll ihre eigene Sensibilität und Dünnhäutigkeit in ihrer Liebesbeziehung zu Klaus von Dohnanyi benennen.

Das "Fell" als tierischer Bestandteil hat da nur eine untergeordnete, sogar eine eigentlich vernachlässigbare Bedeutung.

Eine Tiermetapher wäre z.B.

Deine Liebe, dieser reißende Tiger, hat mein Herz gefressen.

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Es bezieht seine sprachliche Wirkung eben aus anderen Quellen.

z.B ist das folgende Gedicht von Franz Hohler, das keinen Reim und kein Metrum hat, weit "wirkungsvoller".......

Könntest du

Kameramann

das nächstemal

wenn du den Hunger filmst

und auf die Fliegen zoomst

an den Augen des äthiopischen Kindes

könntest du dann

deine Kamera sinken lassen

und statt dessen

die Fliegen vertreiben?

Danke.

........ als z.B.

folgendes, das Reime und Metrum besitzt:

Ich liebe Dich, mein kleiner Hase,.
und schenk Dir heute eine Vase.
weil Du so schön bist wie die Sonne,
wenn ich Dich anseh fühl ich Wonne.

Manchmal bist du ein ferner Stern,
dann hätt' ich 'ne Rakete gern,
um froh zu Dir durchs All zu fliegen,
und neben Dir zum Schmusen liegen.

Es gibt so etwas wie einen inneren Rhythmus, der durch Metaphern und ihre Stellung innerhalb des Textes herbeigeführt wird, und eben nicht durch sauber gereimte Banalitäten.

Brecht konnte – wie viele andere seiner Gedichte beweisen – sehr gut reimen und ein Metrum durchhalten, wenn er darauf verzichtet hat, wusste er genau warum.

Bei dem von Dir benannten Brecht-Gedicht würde kunstvolle Reimerei das Obdachlosen-Szenario zu einer Art verbalem Ruhelager machen, in das man sich – durch die Worte ergötzt – hineinlegen könnte. Das aber will Brecht eben nicht. Man soll dabeistehen und sich mit ihm über die Ungerechtigkeit der Welt erregen.

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