Einerseits: Ja, die Boomer-Generation hat durch jahrzehntelange politische Bequemlichkeit, Wirtschaftswachstum um jeden Preis und eine „Nach mir die Sintflut“-Mentalität viele Probleme geschaffen oder verschärft: Klimakrise, soziale Ungleichheit, eine überalterte Rentenstruktur, ein kaputtgespartes Bildungssystem und die Erosion des Mittelstands. All das trifft jetzt die nachfolgenden Generationen mit voller Wucht. Während viele Boomer in ihren abbezahlten Immobilien sitzen und sich fragen "Warum will diese Jugend heutzutage nicht mehr arbeiten?"
Andererseits: Verantwortung ist nie ganz eindimensional. Auch innerhalb der Boomer-Generation gab und gibt es kritische Stimmen, engagierte Menschen, auf die man nur nicht gehört hat. Dass es den Klimawandel gibt und er eine soziale und ökonomische Gefahr darstellt, Bildung eine der wichtigsten Investitionen für unsere Wirtschaft ist und dass eine zukunftsfähige Industrie sich weiterentwickeln muss, ist schon lange bekannt. Und trotzdem ist nicht jede schlechte Entwicklung allein ihre Schuld - sie ist auch ein Produkt systemischer Trägheit und politischer Kurzsichtigkeit, was man nur zum Teil den Boomern zuschreiben kann. Denn ob das unter den künftigen Generationen wirklich besser laufen wird, ist die große Frage. Die eigentliche Tragik liegt wahrscheinlich darin, dass eine ganze Generation von Chancen profitiert hat, aber es versäumt, diese für kommende Generationen zu sichern.