Also, Melbourne ist eine sehr schöne Stadt. Für mich persönlich würden aber einige Dinge fehlen, wie ein guter Strand oder stabileres Wetter. Das Wetter in Melbourne ist sehr wechselhaft, und die Strände sind nicht so schön wie in Sydney oder anderswo in Australien. Deshalb, und auch wegen ein paar anderer Gründe, wäre Melbourne für mich eher eine europäischere Stadt, wie Berlin oder Hamburg, wofür ich nicht extra das Land wechseln wollen würde. Wenn ich schon nach Australien gehe, dann mit Sicherheit nach Sydney. Ist halt meine eigene Meinung und Gefühl dazu. Wenn ich ein gutes Jobangebot in Melbourne hätte, würde ich vermutlich nicht ablehnen, aber aus eigenem Antrieb heraus würde mich die Stadt nicht so reizen.
- In Australien sind die Gehälter hoch, aber auch die Lebenshaltungskosten. Ob du insgesamt langfristig gesehen dort mehr vom Geld hast als hier in Deutschland, ist von vielen Faktoren abhängig.
- Das Auswandern ist sehr kompliziert und nichts, was man mal eben so macht. Was einige junge Leute machen, ist ein Work and Travel, das bedeutet nicht, dass man ausgewandert ist, sondern dass man damit in Australien reisen und arbeiten darf.
- In Australien gibt es zwar einige gut bezahlte Jobs, die sind aber oft körperlich anstrengend. Es ist auch nicht garantiert, dass man sofort so einen gut bezahlten Job bekommt. Es kann sein, dass du dort länger nach einem Job suchst oder sogar unterbezahlte Arbeiten annehmen musst. Bevorzugt werden manchmal auch britische Backpacker, da sie besser Englisch können.
- Australien ist als Auswanderungsland beliebt, da es ein wohlhabendes Land mit wärmerem Klima ist. Durch die englische Sprache ist es für die meisten Deutschen zudem eher zugänglich. Auch die kulturelle Nähe spielt für viele eine Rolle, nicht wenige haben dort sogar Familie.
Das ist sehr typabhängig. Manche Menschen vermissen, wenn sie woanders sind, sofort die alten Routinen und Leute aus ihrem alltäglichen Umfeld. Dann kriegen sie schnell Heimweh. Andere lassen sich von ihrer Abenteuerlust überwältigen, sodass sie gar nicht mehr auf dem Schirm haben, eines Tages wieder zurückzukehren.
So oder so kann es immer wieder zu Momenten kommen, in denen dir etwas fehlt, das Zuhause ist. Da die Entfernung groß ist, wäre es angemessen, sich vorher gut Gedanken zu machen, ob man so eine Reise antreten möchte. Wenn ja, muss man sich keinen großen Druck auferlegen. Dort ist das Leben nicht großartig anders.
Man darf natürlich auch mal Tage haben, an denen man emotional ein bisschen niedergeschlagen ist und das Zuhause vermisst. Die Frage ist eher: Wie viel hältst du aus? Notfalls gibt es immer die Möglichkeit, zurückzukehren. Deshalb solltest du genug Geld haben, um notfalls einen spontanen Flug nach Hause zu buchen.
Der Vorteil von so einem Auslandsjahr ist ganz klar, dass man neue, interessante Aspekte des Lebens kennenlernt, was dich als Person reifer und selbstständiger machen kann.
Die türkische Bevölkerung begegnet den gleichen Zeitgeist wie auch alle anderen auf der Welt. Die Bildung in der Türkei hat in den letzten Jahren massiv zugenommen. Viele können sich jetzt selbstständig informieren und unabhängiger entscheiden, was für sie glaubenstechnisch Sinn ergibt.
Dies kann dazu führen, dass sich einige dazu entscheiden, nicht mehr an Religionen und/oder an Gott zu glauben. Es kann aber auch sein, dass einige gerade deshalb sich mehr für Religion und Gott interessieren. Die türkische Gesellschaft ist vielfältiger und diverser geworden. Menschen trauen sich individuellere Lebenswege zu gehen. Die Gesellschaft wird nicht "atheistischer", aber diejenigen, die mit dem Glauben nichts anfangen können, haben heute die Möglichkeit, dies auf eine angemessene Weise zu kommunizieren.
Solange Muslime in Deutschland leben, solange wird auch muslimisches Leben zu Deutschland gehören. Ich sage bewusst muslimisches Leben und nicht einfach Islam, weil es nicht den einen Islam gibt. Es gibt verschiedene Strömungen, Auslegungen und kulturelle Hintergründe. Und Menschen, die ihren Glauben im Rahmen des gesellschaftlichen Zusammenlebens ausleben, ohne sich selbst oder anderen zu schaden, gehören ganz klar zu Deutschland.
Viele vergessen dabei, dass Muslime keine einheitliche Gruppe sind. Manche beten fünfmal am Tag, andere gar nicht. Manche fasten im Ramadan, andere nicht. Manche sehen sich eher kulturell geprägt, andere sehr religiös. Und ja, es gibt auch strenggläubige Muslime, die beten, fasten, sich an religiöse Gebote halten und trotzdem friedlich leben, arbeiten, Verantwortung übernehmen, die Gesetze achten und ein Teil dieser Gesellschaft sind. Das schließt sich nicht aus.
Muslimisches Leben zeigt sich nicht nur in der Moschee. Es zeigt sich auch im Alltag, in der Familie, auf der Arbeit, im Umgang mit anderen, im Mitfühlen, in der Sprache, in der Haltung. Es ist kein Widerspruch, religiös zu sein und gleichzeitig offen, respektvoll und rechtstreu zu leben. Frömmigkeit heißt nicht automatisch Abgrenzung. Das Problem ist nicht der Glaube selbst, sondern wie er gelebt wird.
Deshalb ist es wichtig, genau hinzusehen. Es gibt nicht den Muslim, sondern sehr viele verschiedene Lebensrealitäten. Und wer hier lebt, sich einbringt, niemandem schadet und Verantwortung übernimmt, gehört dazu, egal ob gläubig oder nicht, konservativ oder liberal.
Taqiyya ist ein Begriff, der eigentlich aus dem schiitischen Islam kommt und mit dem sunnitischen Islam nicht viel zu tun hat. Es bedeutet, dass man seinen Glauben verbergen darf, wenn man in Lebensgefahr ist oder verfolgt wird. Also nicht einfach lügen aus Spaß oder um jemanden reinzulegen, sondern wirklich nur in extremen Situationen.
Hygiene.
Mich haben die ritualisierten Waschungen, die als eine Form des Gottesdienstes anerkannt werden, sehr begeistert. Dazu gehören neben den regelmäßigen Ganzkörperwaschungen auch das mehrmalige Waschen von Gesicht, Händen, Armen und Füßen. Der häufige Kontakt mit Wasser, das spirituell als Symbol für Reinheit gilt, spielt dabei eine zentrale Rolle. Auch angenehme Düfte werden hoch geschätzt. Diese Wasch- und Pflegerituale werden bereits Kleinkindern beigebracht und gehören somit zum Standardwissen unter Muslimen. Auch die Sauberkeit in Innenräumen ist sehr wichtig, deshalb ziehen die meisten Muslime die Schuhe aus, bevor sie das Haus betreten, und auch Gebetsräume werden nur mit sauberen Füßen betreten.
Natürlich gibt es einen Unterschied zwischen dem Idealzustand und der Realität, nicht jeder einzelne Muslim hält sich konsequent an diese Hygieneregeln.
Was ich etwas schade finde, ist, dass Sauberkeit im öffentlichen Raum, insbesondere in vielen muslimischen Ländern, nicht so strikt verfolgt wird wie in den anderen genannten Lebensbereichen. Leider sind öffentliche Plätze, aber auch die Natur und Flüsse, häufig stark vermüllt. Hier fehlt es oft am nötigen Bewusstsein.
Die Türkei ist ein Vielvölkerstaat. Es gibt Menschen mit europäischen Wurzeln, also zum Beispiel Griechen, Bosniaken, Albaner, Bulgaren oder Roma. Dazu kommen arabische, kurdische, armenische, jüdische, georgische, tscherkessische, abchasische, lasische, tschetschenische und assyrische Vorfahren. Diese Gruppen haben sich im Laufe der Jahrhunderte mit den ursprünglich türkischen Völkern vermischt, die damals aus Zentralasien nach Anatolien gekommen sind.
Da der Islam fast zwei Milliarden Menschen umfasst, ist die Antwort: ja. Es gibt homophobe Muslime, es gibt queere Muslime und es gibt Muslime, die queere Menschen respektieren.
Aus islamischer Perspektive, also wenn es um die Frage geht, was genau als Sünde gilt, scheiden sich die Geister und verschiedene Positionen werden deutlich. Die Tendenz geht zwar in Richtung Homofeindlichkeit, aber diese war bis vor wenigen Jahren auch in Europa weit verbreitet und ist es in Teilen bis heute noch.
Das Thema ist komplex, weil es immer wieder Muslime geben wird, die auf bestimmte Schriftstellen hinweisen, die Homosexualität verbieten. Dabei wird jedoch oft vergessen, dass hinter jeder Diskussion ein Mensch steht mit Gefühlen, Bedürfnissen und einem eigenen Leben. Was dabei passiert, ist, dass der Mensch in seinem ganzen Sein stigmatisiert wird und in gewisser Weise sogar entmenschlicht. Das aber ist mit den Werten des Islam nicht vereinbar.
Ja, es gibt diese Tendenzen. Aber bei genauerem Hinsehen wird deutlich, dass Hass und Diskriminierung im Islam keinen Platz haben sollten. Wenn es um sexuelle Richtlinien geht, muss man sich mit den islamischen Positionen auseinandersetzen. Dabei orientieren sich viele an den Meinungen der großen Gelehrten, die sich ihr Leben lang mit dem Islam beschäftigt haben. Unabhängig davon, welcher Meinung man am Ende folgt, sollte man niemals aus einer islamischen Regel einen Aufruf zu Hass, Ausgrenzung oder Gewalt ableiten.
Ich denke, es wird in der Türkei etwas Ähnliches geben wie damals in Deutschland nach Merkels Abgang. Natürlich handelt es sich um eine ganz andere Dimension, aber das Grundprinzip ist vergleichbar. Auch in Deutschland war es so, dass nach vielen Jahren CDU-Regierung die neue Regierung, also die Ampel, erstmal mit den Versäumnissen der Vergangenheit konfrontiert war. Das war herausfordernd, aber notwendig.
In der Türkei könnte dieser Übergang noch intensiver ausfallen. Wenn Erdoğan irgendwann abtritt, wird die neue Regierung sehr viel aufzuarbeiten haben. Vor allem im Hinblick auf Menschenrechte, Demokratie und internationale Beziehungen. Diese Phase wird wahrscheinlich nicht leicht sein und könnte das Land kurzfristig auch destabilisieren, weil sich innerhalb kurzer Zeit sehr viel verändert. Aber genau diese Veränderung wird nötig sein, damit sich die Türkei langfristig stabilisieren und wieder glaubwürdig positionieren kann.
Der Islam entstand in einer Zeit, in der gesellschaftliche Strukturen sehr unterschiedlich zur heutigen Welt waren. Viele Regelungen, insbesondere zum Schutz von Frauen, spiegeln die damalige soziale Realität wider, eine Realität, in der es für eine alleinstehende Frau oft lebensgefährlich war, ohne familiären oder sozialen Schutz zu leben.
Heute jedoch sind die Lebensbedingungen in vielen Teilen der Welt, etwa im Westen, deutlich sicherer, rechtlich geregelter und individueller. Daraus ergibt sich die Frage, inwiefern traditionelle islamische Normen sinngemäß in die heutige Zeit übertragbar sind.
- Im Islam wird großen Wert auf örtliche Gepflogenheit, Sicherheit, Verantwortung und Schutz der Würde gelegt.
- Das Ausziehen einer Frau ist nicht grundsätzlich verboten. Entscheidend sind die Absicht (niyya), die Umstände und die Sicherheit.
- Der Schutzgedanke darf nicht in Kontrolle oder Einschränkung münden, wenn eine Frau in der Lage ist, selbstständig, sicher und verantwortungsbewusst zu leben.
Sydney ist meiner Meinung nach die schönste Stadt der Welt.
- Eine kulturell sehr durchmischte und vielfältige Stadt. Man begegnet vielen Kulturen und Nationen, kann verschiedene Restaurants besuchen, die sehr authentisch je nach Richtung zubereiten.
- Wettertechnisch ist das genau mein Ding. Es gibt einen langen Sommer, wobei auch da das Wetter wechselhaft sein kann, so kann es auch im Sommer mal etwas kühler sein und regnen. Der Winter ist relativ kurz und dauert ungefähr 3 bis 4 Monate, das mir absolut ausreicht. Es ist also wechselhaft mit einer deutlichen Tendenz zu viel Sonne und Sommer.
- Natur ist einzigartig schön. Sydney ist vermutlich die Stadt, mit den schönsten Stränden weltweit. Es gibt definitiv nicht viele andere großen Städte, die so schöne und so viele Strände haben. Außerdem hat man in erreichbarer Nähe schöne Berge, Wälder, Nationalparks und einen Wasserfall.
- Ich habe die Menschen dort sehr freundlich, locker und tolerant erlebt.
- Gibt ein großes kulturelles Angebot mit Bezug auf regelmäßige Konzerte, eintrittsfreie Museen oder das weltbekannte Opernhaus.
- Die Stadt ist fußgängerfreundlich, man kann auch ohne Auto mit öffentlichen Verkehrsmittel günstig von A nach B.
- Da Englisch Amtssprache ist und weltweit von vielen Menschen gesprochen wird, entstehen kaum sprachliche Barrieren, das erleichtert die Verständigung und fördert eine international offene Atmosphäre.
Die Frage, ob man dort gut leben kann, ist allerdings schwer zu beantworten. Die Stadt ist sehr teuer, und es gibt eine Immobilienkrise. Insgesamt ist die Stadt auch nicht besonders klug geplant: Es gibt überdimensionale Wohngebiete mit Einfamilienhäusern, in denen es nichts anderes gibt, und man sich entweder ein Auto kaufen muss oder sich an lange Busfahrten gewöhnt. Auch der Zuzug aus dem Ausland nach Australien, insbesondere nach Sydney, ist nicht leicht. In Australien gibt es leider einen Unterschied, ob man in den ländlichen Raum zieht oder direkt in beliebte Städte wie Sydney, dafür gelten unterschiedliche Visaregelungen. Zum Reisen ist es jedenfalls eine tolle Stadt, sofern man das nötige Kleingeld hat. Wenn man dort leben will, muss man die jeweiligen Faktoren berücksichtigen.
Australien hat ziemlich strenge Einwanderungsgesetze. Da werden meistens diejenigen bevorzugt, deren Qualifikationen gerade gebraucht werden. „Gut ausgebildet“ ist dabei relativ. Es kommt eben darauf an, ob die eigene Ausbildung anerkannt wird und auf dieser „Skilled Occupation List“ steht. Das betrifft nicht nur klassische akademische Berufe wie Arzt oder Ingenieur, sondern auch praktische Berufe, wie zum Beispiel Handwerker. Man kann einfach im Internet nachsehen, welche Berufe aktuell gefragt sind.
Es gibt aber auch ein paar Hintertürchen, etwa wenn man über ein Studentenvisum oder durch eine Heirat einwandert. Diese Wege sind aber meistens ziemlich teuer. Schon allein der Visumantrag kostet eine Gebühr, die man auch nicht zurückbekommt, falls man abgelehnt wird. Und beim Studentenvisum kommen zusätzlich noch sehr hohe Studiengebühren dazu.
Auf diese Weise sind in den letzten Jahren viele Einwanderer nach Australien gekommen, die entweder wohlhabend, gut qualifiziert oder beides sind. Viele von ihnen konnten es sich leisten, teure Immobilien zu kaufen, und das hat wahrscheinlich dazu beigetragen, dass die Immobilienpreise gestiegen sind. Aber dazu möchte ich mich nur mit Vorsicht äußern, da ich absolut kein Experte für Wirtschaft und Immobilien bin.
Ich würde aus einer emotionalen Perspektive antworten. Die formalen Voraussetzungen für ein Visum kann man überall nachlesen.
Wichtiger finde ich: Gerade mit einer psychischen Erkrankung sollte man in einer stabilen Verfassung sein. Stabil heißt nicht, dass die Psyche perfekt sein muss. Kein Mensch ist komplett einwandfrei. Aber bevor man auswandert, sollte man ehrlich für sich reflektieren, ob man bereit dafür ist.
Wenn man einmal dort ist, kommt man nicht einfach schnell zurück. Eine Rückreise nach Deutschland ist teuer und nicht spontan machbar.
Was die medizinische Versorgung betrifft: Australien hat grundsätzlich alles, was wir hier auch kennen. Die beiden Medikamente, die genannt wurden, gibt es dort auch.
Ich hatte während meiner Australienreise den Eindruck, dass einige meiner depressiven Symptome mit der Zeit nachließen, weil bestimmte Belastungen aus dem Alltag, an die ich in Deutschland gewöhnt war, wegfielen. Gleichzeitig traten neue Herausforderungen auf, die ich so vorher nicht kannte. Eine veränderte Umgebung kann Einfluss auf die psychische Verfassung haben, im positiven wie im negativen Sinn. Bei einer Schizophrenie könnten die vielen neuen Eindrücke dazu führen, dass andere Symptome stärker hervortreten. Deshalb sollte man sich als psychisch erkrankte Person nicht nur medizinisch absichern, sondern auch mental darauf einstellen, dass die Erkrankung sich unter veränderten Bedingungen anders zeigen kann.
Townsville ist kein Dorf, aber auch keine Mega-City. Es kann natürlich nicht mit einer Metropole wie Sydney oder Melbourne mithalten, ist aber auch nicht so abgelegen und bedeutungslos wie viele Kleinstädte Richtung Outback, wobei selbst die spannend sein können.
Die Stadt liegt eher isoliert. Australische Städte darf man nicht mit europäischen vergleichen. In der Nähe gibt es kaum Orte, die man einfach mit den Öffis erreicht. Das ist typisch für Queensland, das generell nicht dicht besiedelt ist.
Genau das sehe ich aber als Vorteil. So kann man die Natur besser genießen. Townsville ist umgeben von Meer, Bergen und Inseln. Man kann wandern gehen, im Meer schwimmen oder Magnetic Island erkunden, wo es Buchten, Koalas und Schnorchelspots gibt. Das tropische Klima ist heiß und feucht, ohne richtigen Winter.
Es gibt keine Reizüberflutung. Du musst selbst aktiv werden. Wenn du die Angebote wahrnimmst, wird dir nicht langweilig. Vielleicht bietet Townsville nicht so viel wie eine Millionenstadt, aber es ist trotzdem ein Ort, wo du viel machen kannst. Wenn du willst.
Das trifft eventuell auf einige zu, aber nicht auf alle. Ich bin zum Beispiel türkischstämmig und habe kaum türkische Freunde. Wobei sich in letzter Zeit mein Kontakt zu anderen Türkischstämmigen intensiviert hat, weil wir einige Dinge teilen. Ich fühle mich da auf eine bestimmte Weise verstanden, was ich von anderen nicht kenne. Aber insgesamt habe ich viele verschiedene Freunde, unabhängig von Herkunft und Geschlecht.
Könnte daran liegen, dass die USA und Australien ohnehin schon gute Beziehungen haben. Die große Entfernung und fehlende wirtschaftliche Spannungen kommen hinzu, weshalb es vielleicht nicht die erste Priorität ist.
Insgesamt ist Australien ein guter Partner am anderen Ende des Pazifiks, und ich denke, dass es im Interesse liegt, dass das erst einmal so bleibt. Sofern die Annexionspläne Grönlands und Kanadas überhaupt ernst gemeint sind und jemals umgesetzt werden, weiß man natürlich nicht, ob da irgendwann an dritter oder vierter Stelle nicht doch noch von der Annexion Australiens die Rede ist. Das ist aber Spekulation.
Das ist eine sehr große Frage. Da ich Australien schon einmal besucht habe und mich schon seit längerer Zeit damit beschäftige, kann ich mit Sicherheit sagen, dass Australien und Deutschland in Bezug auf die Lebensqualität insgesamt sehr ähnlich sind. Neuseeland würde ich im Vergleich erst einmal außen vor lassen, weil es in vielerlei Hinsicht anders strukturiert ist als Australien. Insgesamt ziehen deutlich mehr Menschen von Neuseeland nach Australien als umgekehrt, was darauf hindeuten könnte, dass Australien in bestimmten Bereichen bessere Bedingungen bietet.
Beim Hausbau ist Deutschland definitiv überlegen, was Bauqualität und Energieeffizienz angeht. Ästhetisch gefallen mir australische Häuser oft besser, aber das ist natürlich eine sehr subjektive Einschätzung. Die Infrastruktur in den australischen Metropolen ist vergleichbar mit deutschen Großstädten, im ländlichen Raum merkt man aber deutliche Unterschiede: Dort muss man mit sehr weiten Strecken rechnen, und es ist nicht selbstverständlich, dass man sich zu Fuß oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln gut bewegen kann. Beim Gesundheitswesen hatte ich den Eindruck, dass Australien Vorteile bietet, weil man oft ohne lange Wartezeiten direkt Arzttermine bekommt. Allerdings kann ich nicht im Details auf die Krankenversicherungen eingehen, eine kurze Recherche verdeutlichte mir dass nicht alle Kosten übernommen werden wie wir es aus Deutschland kennen.
Ich hatte damals auch überlegt, ob ich nach Kanada oder Australien gehen sollte. Da sich meine Freunde für Australien entschieden hatten, schloss ich mich ihnen zunächst an, obwohl es eigentlich eher meine zweite Wahl war. Im Nachhinein war ich sehr froh darüber, denn das, was man sich im Vorfeld vorstellt, und die tatsächliche Realität eines Landes können sehr unterschiedlich sein.
Es gibt einige grobe Faktoren, an denen du dich orientieren kannst. Zum Beispiel kann es in Australien sehr heiß werden. Wenn deine Haut besonders sensibel ist, würde ich von längeren Australienreisen eher abraten, es sei denn, du bist daran gewöhnt, konsequent Sonnenschutz zu verwenden und ihn ernst zu nehmen. Die Natur in Australien ist, je nach Region, entweder tropisch oder trocken. In Kanada hingegen ist das Klima dem unseren ähnlicher, wobei es dort, soweit ich weiß, häufiger Wetterextreme gibt. Insgesamt haben beide Länder jedoch vieles gemeinsam. Vielleicht hilft es dir, Reiseberichte zu lesen oder dir YouTube-Vlogs von Reisenden anzusehen.
Ich weiß von zahlreichen Türkei-Türken sowohl aus meinem Bekanntenkreis als auch von Verwandten, dass sie der türkischen Regierung gegenüber kritisch eingestellt sind. Dass viele, die nicht in der Türkei leben, Präsident Erdogan loben, könnte damit zusammenhängen, dass er sich auf internationaler Bühne durchsetzen kann und schnelle Entscheidungen trifft, was auf den ersten Blick Kompetenz suggeriert. Dass hinter diesen Entscheidungen jedoch undemokratische Prozesse stehen können und viele Menschen in der Türkei möglicherweise gar nicht hinter der Regierungspolitik stehen, bleibt zunächst oft unsichtbar.
Deshalb würde ich mir grundsätzlich wünschen, dass sich Menschen, die außerhalb eines Landes leben, nicht in dessen innenpolitische Angelegenheiten einmischen. Zumindest sollte dies als Grundsatz gelten. Wenn jedoch potenzielle und beliebte Präsidentschaftskandidaten ohne nachvollziehbare Gründe inhaftiert werden und sogar der Anwalt, der diesen vertreten sollte, ins Gefängnis kommt, dann läuft etwas gewaltig schief.
Es gibt so etwas wie Gerechtigkeit, und wenn Menschen gegen Recht und Gesetz handeln, sollte dies immer kritisiert werden. In diesem Fall fügt sich die Berichterstattung auch in das Meinungsbild der deutschen Medien ein, weshalb viel darüber berichtet wird. Allerdings sehe ich es ebenfalls kritisch, dass andere Länder wie etwa Israel oder die USA bei Menschenrechtsverstößen oft nicht denselben öffentlichen Aufschrei hervorrufen.
Insgesamt sollte man stets hinterfragen, was die deutschen Medien berichten, genauso wie man Medienberichte grundsätzlich, egal aus welchem Land, mit einer gesunden Portion Skepsis betrachten sollte. Dennoch sollte es möglich sein, die türkische Regierung für offensichtliche Verstöße gegen Menschenrechte klar zu verurteilen.