Eine faszinierende Frage – und ganz nebenbei fast schon unfreiwillig marxistisch formuliert.
Begriffe wie „Rückschritt“ oder „Fortschritt“ stammen aus einem Weltbild, das davon ausgeht, die Geschichte verlaufe nach festen Gesetzen – etwa linear oder dialektisch – mit einem klaren Ziel am Ende. Das ist ein zentraler Gedanke der marxistischen Theorie.
Aber: Die Geschichte folgt keinem vorgeschriebenen Plan, keiner Linie. Was als „Fortschritt“ oder „Rückschritt“ gilt, hängt stark von Perspektiven, Werten und historischen Kontexten ab. Was für die einen Fortschritt ist – etwa offene Grenzen oder kultureller Wandel –, empfinden andere als Bedrohung oder Kontrollverlust.
CDU oder AfD etwa wählen viele Menschen nicht, weil sie „zurück“ wollen, sondern weil sie sich Stabilität, Ordnung oder kulturelle Identität wünschen. Ob man das als Rückschritt oder legitimen Wunsch nach Orientierung versteht, hängt vom eigenen Standpunkt ab – nicht von einem objektiven Maßstab.