Ich bin selber nonbinär. Ich kann es auch gar nicht beschreiben dieses Gefühl aber ich hab da jedes mal so einen inneren krampf in mir wenn jemand mich als Mädchen bezeichnet oder ich meinen deadname als Namen angeben muss. Es ist als ob sich etwas in mir einfach weigert. Ich hab dazu auch früher irgendwann mal einen Tagebuch Eintrag geschrieben. Ich stelle ihn hier einfach mal rein weil er das zimlich gut beschreibt:
Ich bin non-binär. Und das ist nicht einfach ein Wort, das ich mir ausgesucht habe, weil es gerade passt – es ist ein Versuch, etwas zu benennen, das ich schon sehr lange in mir spüre.Ich habe mich nie ganz als Mädchen gefühlt. Als Kind wurde ich oft gefragt, ob ich ein Junge oder ein Mädchen bin. Ich sagte „ein Mädchen“, aber eigentlich nur, weil ich das Gefühl hatte, das sagen zu müssen. Es fühlte sich nicht richtig an, aber ich wusste nicht, wie ich es sonst hätte ausdrücken sollen.Ich erinnere mich daran, dass ich lieber wie die Jungs sein wollte – mutig, frei, wild. Ich habe Fußball gespielt, mich gehauen, war schneller als viele andere. Und trotzdem war da dieses Unwohlsein. Wenn ich sagte: „Ich bin kein Mädchen“, kam sofort die Rückfrage: „Also ein Junge?“ Und ich wusste keine Antwort. Ich wusste nur, dass keins von beidem passt.Diese Unsicherheit blieb, auch als sich mein Leben veränderte. Als der Bolzplatz gegen Schulflure und Mädchengruppen eingetauscht wurde. Ich versuchte, in diese Rolle zu passen – das Mädchen mit den gekämmten Haaren, das leise lacht. Ich strengte mich an. Schminke, Kleidung, Verhalten – alles drehte sich darum, irgendwie „richtig“ zu wirken.Aber tief in mir war ich das nicht. Ich war nie ganz das eine oder das andere. Ich war immer irgendwo dazwischen.Ich erinnere mich an einen Moment mit meinen Freundinnen. Ich fragte sie: „Fühlt ihr euch wirklich als Frau, wenn ihr tief in euch hineinspürt?“ Für sie war die Antwort klar: Ja. Und ich merkte, dass meine Unsicherheit nicht geteilt wurde. Ich war enttäuscht – nicht von ihnen, sondern weil ich hoffte, meine Zweifel wären normal.Ich hatte so viel gelesen, so viele kluge Theorien über Geschlecht und Identität. Aber als ich da saß, vor Menschen, die mich seit Jahren kennen, fand ich keine Worte.Heute, nach langem Suchen, finde ich langsam welche. Ein Wort, das mir hilft, mich selbst besser zu verstehen, ist „non-binär“. Es ist nicht perfekt, aber es gibt mir Halt. Es beschreibt ein Gefühl, das ich lange nicht einordnen konnte.Ich habe mich in viele Richtungen ausprobiert. Habe versucht, weiblicher zu wirken. Habe versucht, härter, größer, kräftiger zu erscheinen. Ich habe mich geschminkt und ich habe mich versteckt. Ich habe versucht, jemand zu sein, der ich nicht war – einfach nur, um irgendwo hineinzupassen.Aber heute weiß ich: Ich bin all das. Ich bin weich und stark. Ich bin laut und leise. Ich bin Wärme und Widerstand. Ich bin das ungeschminkte Gesicht, die schwarzen Nägel, der Blick, der sucht und beobachtet. Ich bin ich.Non-binär zu sein bedeutet für mich, einen Raum zu haben, in dem ich existieren darf – ohne mich ständig erklären oder beweisen zu müssen. Es ist kein endgültiges Ziel, sondern ein Weg, mich selbst zu akzeptieren.Auch mein Name hat sich verändert – ich nenne mich Riley. Nicht, um zu provozieren oder mich abzugrenzen, sondern weil dieser Name sich mehr nach mir anfühlt. Wenn jemand meinen alten Namen sagt, fühlt es sich an, als würde man über jemand anderen sprechen. Riley passt besser. Es hilft mir, mich selbst ernst zu nehmen.Ich erwarte nicht, dass alle sofort alles verstehen. Ich wünsche mir nur, dass gesehen wird: Ich bin nicht verwirrt. Ich bin nicht störrisch. Ich bin einfach jemand, der versucht, sich selbst zu finden – zwischen all den Normen und Erwartungen, zwischen den Kategorien, in denen ich keinen Platz finde.