Ich persönlich habe in meinem Freundeskreis mindestens 50% deutsche Freunde, wenn nicht mehr.
Weder interessiert mich ihr Essverhalten, noch ihr Trinkverhalten.
Wenn wir irgendwo essen sind und sie bestellen sich einen Schweinebraten, dann ist mir das vollkommen recht: Es interessiert mich nicht, ob er nun Schweinefleisch oder Gott weiß was isst.
Dazu sei gesagt, dass ich hier geboren und aufgewachsen bin und das auch mit der deutschen Kultur.
Das ich diese verinnerlicht habe, bedeutet aber nicht, dass ich die deutsche Kultur missachte, wenn ich kein Bier trinke und kein Schweinefleisch esse oder Muslim bin.
Eben diese deutsche Kultur brachte mir auch bei, dass man andere Lebensweisen tolerieren sollte.
Ich kenne einige Frauen in meinem Freundeskreis, die sich freizügig anziehen: Und einige Deutsche, die sich darüber aufregen ("Die laufen bald schon nackt herum"):
Mich persönlich interessiert das nicht. Ich bin allgemein kein Mensch, der Frauen obszön hinterherschaut, ich finde sowas primitiv und dementsprechend ist der Kreis der Frauen, die mein Interesse wecken nicht im Ursprung ihre Freizügigkeit.
Wie eine Kultur rechtswidrig sein kann, ist mir schleierhaft: Wenn du deine eigene Kultur im Übrigen durch Bier trinken und Schweinefleisch essen definierst, ist das sehr traurig, du solltest dich mehr mit deiner Kultur beschäftigen: Sie ist sehr viel mehr als das. Und das meine ich nicht in diesem "Sei stolz drauf" Sinne, verdammt, worauf soll man immer stolz sein? Sei stolz auf dies, sei stolz auf das: Die deutsche Kultur ist in Teilen verdammt geil, muss man nicht leugnen, aber Stolz sollte man in erster Linie auf eigene Taten sein: Das man die deutsche Kultur trotzdem interessant finden kann, spricht für sich: Man sollte sich aber auch mit den Schattenseiten beschäftigen, die hat im Übrigen auch jede Kultur. Das übertriebener Stolz auf irgendeine Kultur und deren unendliche Glorifizierung nie gut endet, zeigt die Vergangenheit.
Flüchtlingen bringt man zum Beispiel oft die Poesie bei, ich hatte einen Freund, der als Flüchtling hierher kam und sich perfekt mit der Grammatik und auch deutscher Dichterkunst auskannte, weil er das so interessant fand: War vor der Flüchtlingswelle.
Das Deutschland arm wird, wage ich sehr zu bezweifeln: Wir leben hier gut und ich bin froh, dass ich hier aufwachsen durfte: Ich mag dieses Land. Hier kann man aus den ärmsten Verhältnissen kommen und trotzdem was aus sich machen, man kriegt hier eine Chance: Und gerade deshalb verdient dieses Land Generationen, die voller Akademiker und vor allem hart arbeitender Menschen gleich welchen Berufes sind. Ein paar seiner Menschen mag ich nicht, weil sie mich nicht mögen, obwohl sie mich nicht kennen: Oder weil sie über meine vermeintlichen Ansichten reden, die sie nicht kennen, weil sie mich nicht kennen. Wir müssten mehr miteinander und weniger übereinander reden, dann wären viele Dinge anders: Deshalb schreibe ich hier gerade. Und mir ist bewusst, dass mit einigen nicht geredet werden kann, weil Hopfen und Malz verloren ist, aber hier gibt es bestimmt auch einige, die diese Worte erreichen.
Was du tun kannst:
Beschäftige dich mit deinen eigenen Ansichten etwas mehr und hinterfrage. Wenn du mich fragst, treffen diese Dinge nicht im Ansatz zu, aber hey, ist nur meine Meinung. Ich will dir keine Ansicht aufzwingen, sondern gebe nur meine Sicht der Dinge als Ausländer preis, ist für dich vielleicht auch mal interessant. Ich weiß ja, dass man sowas ungern mit einem Ausländer unter 4 Augen bespricht.
Ich persönlich möchte diese Kultur jedenfalls nicht "absetzen" lol. Ich mag sie in weiten Teilen - auch wenn ich kein Bier trinke oder Schwein esse, die deutsche Literatur ist genial, von anderen Dingen ganz zu schweigen: Ihr habt es so gut in diesem Land: Das solltest du dir in erster Linie bewusst machen. Ich persönlich bin auch nicht mit Flüchtlingen einverstanden, die hier kriminell werden und Straftaten begehen, aber trotzdem finde ich persönlich es auch nicht fair, wenn man diese dann mit anderen in einen Topf wirft, nur weil sie Muslime oder Ausländer sind: Ist Blödsinn, muss ich dir glaube ich nicht beweisen.
Ich persönlich würde mir von dir und anderen, die so denken nur wünschen, dass ihr mehr mit den Leuten redet, die Inhalt eurer Gespräche sind: Redet man immer nur über die Leute, so kommen Fakten oder Ansichten raus, die mit der Realität wenig zu tun haben und das ist das Kernproblem.
Bei Flüchtlingen hat man das momentan besonders einfach, die können kein Deutsch: Über die kann man herziehen wie man will, die armen Schweine verstehen nichts, haben kein Sprachrohr und sind jetzt halt die Sündenböcke: Vor einigen Jahrzehnten waren es die Italiener, Türken, Araber und Gott weiß wer.
Und ich sage auch nicht, dass man sich nun vor Bahnhöfe stellen und klatschen soll: Seid einfach freundlicher zueinander. Über kriminelle Flüchtlinge rege ich mich auch auf, genau wie über kriminelle Deutsche oder kriminelle Ausländer, am meisten über Kriminelle aus meinem eigenen Land: Fällt nämlich alles auf mich zurück. Den Flüchtlingen geht es sicherlich nicht anders.
Letztendlich sind wir aber alle Menschen und anderen Menschengruppen dann sowas zu unterstellen, halte ich für sehr hoch gegriffen.