Zur Ruhe kommen?

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Das Beste ist, es so zu sagen, wie Du es hier formuliert hast: Du brauchst Zeit für Dich und musst nach unendlich stressigen Jahren erst einmal zur Ruhe kommen. Weitere mögliche Formulierungen: Du sehnst Dich nach Zeit, in der Du nicht mit jemandem sprechen musst, in der Du für Dich allein Stille genießt und es auskosten kannst, dass Du keine Verpflichtungen mehr hast. Du brauchst das Kontemplative, In-Sich-Gekehrte und musst die Bereitschaft zur Kommunikation erst ganz langsam wieder ausbilden. Du bist völlig ausgebrannt und erschöpft und musst Dich körperlich und geistig erholen. Und Du spürst das erst so richtig jetzt, wo die Veränderung durch die Rente da ist. - Ich drücke sehr die Daumen, dass Eure Freunde so einfühlsam sind, um das zu verstehen. (Dein Mann könnte sich natürlich in der ersten Zeit auch allein mit den Bekannten treffen, wenn er möchte.)

Sage es einfach ganz direkt und so wie hier, und so wie es in Wirklichkeit ist - du brauchst jetzt zunächst einfach etwas Zeit, dich mit den neuen Gegebenheiten zu akklimatisieren und kannst jetzt nicht einfach Abschied nehmen und sofort ins Neue einsteigen nach 46 Jahren an vorderster Front im Berufsleben. Andere mögen es verstehen oder nicht.

Das ist ein Unterschied wie Tag und Nacht, ich habe das bei meinem Opa damals hautnah miterlebt - er war als Rentner erstmal depressiv und erst dann wieder glücklich, als er wieder stundenweise mehrere parallel ausgeübte Jobs als Handelsvertreter, Taxifahrer, Spielhallenaufsicht und Gerichtsübersetzer hatte, die er mit 84 Jahren noch ausübte. Man muss die Lage kennen, um sie zu verstehen - und bei meinem Opa war es so, dass ihm die Arbeit, sein Publikum und der natürliche Stress fehlten.

Wenn diese Personen es nicht akzeptieren (wahrscheinlich können sie es nicht und fehlen ihnen die Anknüpfungspunkte; ich habe solche Verständnislosigkeit, was ich gar nicht negativ, sondern objektiv meine bei typischen Fabrikarbeitern gemacht, die nach Stechuhr schaffen und sich selbst als Maßstab für alles andere nehmen, auch nicht empathisch genug für andere und deren Standpunkte sind), würde ich ihnen genau das mitteilen und den Kontakt erstmal einstellen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Ich habe selber 46 Jahre gearbeitet und war heilfroh, endlich in Ruhestand gehen zu können. Quasi, wie Urlaub.

Du willst zur Ruhe kommen? Verständlich, der Job wird ausgeblendet und beim Runterkommen werden dir deine Freunde und Bekannten helfen. Warum beziehst Du sie nicht mit ein. Die werden das beschleunigen, von deinem Beruf in den Ruhestand zu wechseln. Runterkommen = Trübsal blasen?? Deine Freunde werden dich in deinen Ruhestand aktiv begleiten! Nimm es an und sei dankbar dafür.

"dass ich noch unbedingt Zeit für mich selbst benötige?" Zum wehleidigen Grübeln? Für Depressionen, weil dich niemand mehr braucht? Vertrau auf deine Freunde und mach mit!

Dir wirklich alles Gute

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Lebenserfahrung aus gefühlt 100 Jahren

Scooby1988 
Beitragsersteller
 17.08.2024, 20:38

Sicherlich hast Du mich falsch verstanden oder ich habe mich nicht richtig ausgedrückt. Ich blase kein Trübsal, verfalle auch nicht in Depressionen, sondern bin heilfroh, dass ich die aktive Arbeitsphase hinter mich gebracht habe. Deine Antwort finde ich ein wenig anmaßend. "Weil mich niemand mehr braucht" - woher weißt Du das? Danke trotzdem für Deine Antwort.

Sturmy  18.08.2024, 18:13
@Scooby1988

Sorry dafür! "Weil mich niemand mehr braucht" Das ist nicht wörtlich gemeint - man wird schon gebraucht, nur nicht mehr in dem Maße, wie im Beruf. Hängt natürlich auch vom Job ab. Renteneintritt bedeutet erstmal Leerlauf und Neuorientierung, wobei Freunde helfen können. (Bin lange genug in Rente, um das zu Wissen)

Dir alles Gute

Scooby1988 
Beitragsersteller
 18.08.2024, 20:47
@Sturmy

Alles ist gut - danke für Dein "sorry". Mein Mann ist schon seit über 20 Jahren zuhause, da er EU-Rentner ist. Er ist zwar gehbehindert und benötigt Hilfe, aber wir haben schon Pläne gemacht, was wir uns anschauen wollen. Aber eben nur wir. Für Dich zur Erklärung: mir hängen einige unserer Kontakte zum Halse raus, weil ich mir dort immer nur anhöre, wie schlecht es ihnen geht usw. usf. Da ich in der Wohnungswirtschaft gearbeitet habe, war das "besorgen" von günstigem Wohnraum natürlich auch immer ein Thema und ich die Anlaufstelle. Auch Kontakte zu diversen Ämtern wurden sehr gerne in Anspruch genommen. Kurz und knapp: mir gehen diese Menschen auf den Keks. Das hatte ich jeden Tag an der Arbeit und möchte einfach zur Ruhe kommen. Das ist kein Geben und Nehmen, sondern nur ein Nehmen. Vielleicht kannst Du mich jetzt ein wenig besser verstehen?

Sturmy  19.08.2024, 18:35
@Scooby1988

Ja, jetzt verstehen wir uns gut. Meine Frau hat 47 Jahre in einer Wohnungsgenossenschaft gearbeitet. Kontakte zu Ämtern und als Anlaufstelle für alle! Wenn wir heute einkaufen gehen, treffen wir immer Mieter, um die sich meine Frau gekümmert. Da hört man dann Sprüche, seit sie da weg sind läuft da alles nur noch schief. Blocken und abwimmeln, geht nicht anders. Nachdem sich rumgesprochen hat, das meine Frau in Rente ist, haben Nachfragen stark nachgelassen. Das reguliert sich von selber.

Von mir persönlich weiß ich das Gleiche. Habe im Handwerk als Radio/Fernsehtechniker gearbeitet und immer schlecht verdient. Zwangsläufig ergibt sich daraus eben "Schwarzarbeit". Habe vor 15 Jahren das ganze stark reduziert. Das Telefon ununterbrochen. Dann sind die Leute auf eine tolle Idee gekommen. Wenn er nicht kommt, bringen wir das Gerät eben hin!! Da standen dann drei TV Geräte und zwei Stereo Anlagen mit Namen und Telf.Nr. versehen! Das nervt dann richtig.

Man kann auch sagen, das der Übergang zur Rente nicht überall positive Resonanz erzeugt.

" wie schlecht es ihnen geht usw." Das stimmt auf jeden Fall, gestöhnt wird immer und zu jedem Thema. Wenn man hört, das eine Familie nur noch drei Mal in Urlaub fahren können, statt wie sonst vier Mal. Das trifft bei mir nur auf Unverständnis.

Wenn man mal überlegt, das wir in Berufen gearbeitet haben, die direkten Kontakt mit Endverbrauchern hatten, quasi unser gesamtes Leben, sollte man mehr Verständnis für den Ruhestand erwarten.

Da hilft nur klare Ansage und blocken. Es dauert ein wenig, bis der Dümmste es begriffen hat. Definitiv ein Nein, an alle die Nerven.

" wir haben schon Pläne gemacht, was wir uns anschauen wollen" Prima, das hatten wir auch schon mal gemacht. Die Gesundheit hat alles zerstört. Meine Frau, letztes Jahr mit Hinterwandinfarkt ganz ganz knapp überlebt und ist aktuell wieder im Krankenhaus. Ich hab Arterienverkalkung in den Beinen und bin erst vor 2 Wochen wieder nach Hause gekommen! Da nützen die schönsten Planungen nichts, wenn die Gesundheit nicht mitspielt.

Euch alles Gute für die Zukunft.

Scooby1988 
Beitragsersteller
 20.08.2024, 17:37
@Sturmy

Danke Dir für Deine sehr ausführliche Antwort. Es tut mir leid, dass Deine Frau erkrankt ist und Du ebenfalls. Irgendwie ähneln sich unsere "Lebensläufe" sehr. Es ist kurios: mein Mann hat auch im Handwerk gearbeitet, nebenbei Autos und Motorräder repariert. Ebenso wie bei Dir - als er gesund war, war er ein gefragter Mann. Als er nicht mehr konnte, hat niemand mehr nach ihm gefragt. Bei Dir ist es ja noch krasser, dass die Geräte einfach vor die Tür gestellt wurden! Das ist an Dreistigkeit nicht zu überbieten. Deiner Frau und Dir wünsche ich alles, alles Gute. Mein Mann hatte 2004 einen Hinterwandinfarkt und er hat ebenso Arterienverkalkung in beiden Beinen. Ihm wurden vor einigen Jahren mehrere Stents gesetzt. Deshalb schrieb ich, das viele Dinge überein stimmen. Wir machen kleine Pläne, denn es kann am nächsten Tag schon wieder alles ganz anders sein. Ich wünsche Euch alles Gute und danke Dir herzlichst.

Sturmy  20.08.2024, 18:10
@Scooby1988

Es ist schon erstaunlich, wie sich Lebenswege ähneln und die Erkenntnis, das sich alles wiederholt.

Euch nochmal alles Gute und maximal mögliche Gesundheit.👍

Nein, ich brauche Zeit für mich und möchte den Eintritt in die neue Lebensphase in Ruhe und für mich angehen.

Wobei ich der Meinung bin, dass alles nach dem "Nein" optional ist. Wenn die Leute das nicht akzeptieren wollen, ist das erstmal deren Problem.

Aber vielleicht tut ja auch etwas Abwechselung gut. Ihr werdet ja jetzt keine Wanderung machen , dann lade die zum Kaffee ein dann bist du in ein paar Stunden durch... oder macht eine kleine Radtour und trefft euch im Biergarten..


Scooby1988 
Beitragsersteller
 17.08.2024, 17:27

Eben das kann ich derzeit noch nicht. Ich hatte den ganzen Tag Menschen um mich herum, dazu noch das Telefon. Ich bin quasi nach den ganzen Arbeitsjahren "übersättigt" von Gesprächen usw. und sehne mich danach, einfach mal die Stille zu genießen.