Zu viele Charaktere? Angst vor Verwirrung?
Hi,
Ich schreibe gerade ein Buch. Eine Dystopie. Aber ich hab Angst, dass ich zu viele Figuren habe.
Es gibt die Hauptperson, ihre beste Freundin, ihren Adoptivater (stirbt), ihren Halbbruder und vier Freunde bzw. Verbündete. Und die sind alle wichtig und irgendwie auch Hauptfiguren.
Bzw. sind nur zwei von den Verbündeten wirklich wichtig. Aber die anderen kann ich leider auch nicht streichen, da sie die Freunde von dem einen sind und es nicht passen würde, wenn er allein wäre.
Das heißt sie sind halt jetzt die ganze Zeit dabei und laufen irgendwie so mit und haben nur eine Funktion: die Freunde von dem anderen sein.
Was soll ich tun? Umbringen kann ich sie ja auch nicht, das würde ihren Freund viel zu sehr traumatisieren.
Findet ihr dass das zu viele Charaktere sind? Das sind leider nur die Hauptcharaktere, es gibt auch noch zwei Bösewichte und ein paar andere die für die Handlung wichtig sind. Ich will den Leser einfach nicht verwirren.
Würdet ihr so etwas lesen oder wäre euch das zu viel? (Es ergibt alles Sinn, wenn man die Geschichte kennt)
5 Antworten
Ich finde das eigentlich nicht zu viel! :)
Es kommt nur darauf an, wie du die Figuren dem Leser vorstellst. Alle auf einmal wird auf jeden Fall ziemlich überwältigend wirken, aber wenn nach und nach welche dazukommen und die Figuren alle so unterschiedlich sind, dass man sie sich merken kann, dürftest du kein Problem haben.
Das mit den zwei Freunden ist aber noch eine andere Sache. Kannst du das etwas genauer beschreiben? Eigentlich ist es schon besser, wenn jede Figur eine eigene Aufgabe hat außer „Freund von xy“. Warum genau braucht diese Figur denn unbedingt zwei Begleiter? Könntest du die beiden nicht eventuell in eine Figur zusammenfassen?
Vom Figurenglossar würde ich persönlich eher abraten, das wirkt doch eher überwältigend auf den Leser und man merkt es sich ohnehin nicht direkt. Wenn alle Figuren wichtig und einzigartig sind, brauchst du das nicht unbedingt :)
Da gibt es andere Bücher mit viel(!) stärkere Besetzung. Kommt natürlich drauf an. In einer 5 Seitigen Kurzgeschichte vielleicht zu viele. In einem 500-Seiten HP mäßigem Buch viel zu wenig :D
Achte nur darauf sie nicht alle gleichzeitig zu präsentieren. In jedem Kapitel (sollte es in Kapiteln organisiert sein) ein paar neue Charaktere. Wenn Du dem Leser im ersten Kapitel 8+ Charaktere um die Ohren knallst, dann haben sie die Hälfte schon vergessen.
Du kannst ja ganz vorne, oder ganz hinten einen Glossar einbauen, wo du alle Personen auflistest und kurz beschreibst, wer sie sind.
Das Führen zahlreicher Charaktere ist eine komplizierte Aufgabe für den Schriftsteller. Um deine Frage im letzten Satz zu beantworten: Nein, das würde ich sicher nicht lesen. Zum einen ist ein Hobbyschriftsteller üblicherweise nicht in der Lage, besagter Aufgabe gerecht zu werden, die Qualität ist also absehbar mangelhaft. Zum anderen beunruhigt es mich generell, wenn ein Hobbyautor sein Werk als "Dystopie" bezeichnet (das ist ohnehin ein ganz grauenhaftes Wort), und auch dahingehend kenne ich kein Beispielwerk, das irgendwie "funktioniert" hätte.
lg up
Ist eine Dystopie nicht ein Genre? Ich hätte das jetzt so definiert, dass es in der Zukunft spielt. Und der Bösewicht ist immer das "System". So wie in Tribute von Panem. Nur dass es bei mir halt nicht so gut ist, deshalb kann ich verstehen dass du es nicht lesen würdest 😅 aber ich übe ja noch
"Dystopie" ist ein sehr umstrittener Begriff in der modernen Literaturgeschichte, der von vielen Fachleuten abgelehnt wird. Irgendwann kamen mal ein paar Leute auf die Idee, gewisse Utopien (abgeleitet von Thomas Morus' Roman "Utopia"), die negative Szenarien aufzeigten, als Dystopien zu bezeichnen. Ausgehend von der griechischen Wortherkunft kam man dann in Bedrängnis, da Dystopie nicht das Gegenteil von Utopie ist. Also ersann man als Gegenstück noch die Eutopie. Diese Unterteilung wurde in der Fachwelt jedoch nicht allzu gern gesehen, weswegen sie irgendwann auch wieder in der Versenkung verschwand. Während die Eutopie nach wie vor verschwunden ist, hat sich die Dystopie neuerdings wieder aufgerafft, jedoch eher als schwammiger Begriff der Pop- und Trivialkultur, der alles umfasst was irgendwie vage mit einer düsteren Zukunft zusammenhängt. Und das entspricht nicht der ursprünglichen Definition des Utopie-Genres. (Dies nur zur Hintergrundinfo.) Dein Werk kann und will ich hier nicht bewerten. Aber als Anfänger empfiehlt es sich jedenfalls, mit einem überschaubaren Personenarsenal zu arbeiten, ja. lg und viel Erfolg. up
Am besten du schreibst die namen und Steckbriefe vorne oder hinten im buch auf, damit auch jeder beim lesen auch nachschlagen kann
Hoffe konnte helfen
Stimmt, das ist sicher eine gute Idee. Danke !