Worum geht es im Shinto(ismus)?

4 Antworten

Ich glaube, wir aus dem Westen können im Ganzen wohl nie so recht ermessen, was Shintoismus bedeutet.

Die für mich wichtigsten Punkte sind: Der Glauben an die Beseeltheit. Das betrifft nicht nur die Natur, sondern auch "Dinge" wie Puppen oder Kuscheltiere, die von Gläubigen in Japan "gebraucht" nicht verschenkt oder weggeschmissen werden, was den darin lebenden Geist verärgern würde, sondern im Schrein (gegen kleine Spende, es gibt ja keine Kirchensteuer...) verbrannt werden, damit die "Seele" aufsteigen kann.

Zweiter wichtiger Punkt: Die Bedeutung von Erneuerung. So gibt es einen Schrein (die Bezeichnung "Tempel" in der Überschrift ist falsch, Tempel sind buddhistisch, Schreine gehören zum Shintoismus, oft befinden sich aber beide auf dem selben Gelände), der alle 20 Jahre abgerissen und neu gebaut wird:

https://www.welt.de/reise/Fern/article164612188/Dieser-Tempel-wird-alle-20-Jahre-neu-errichtet.html

Das setzt sich fort bis in den Hausbau, der in Japan nicht auf 100 Jahre, wie bei uns ausgelegt ist, sondern auf wesentlich kürzere Lebensdauern, so dass das Haus (z.B. nach dem Tod eines Bewohners = Belastung durchs Leiden) abgerissen, das Grundstück von einem Shintopriester symbolisch mit einem Papierwedel mit Wasser gereinigt und neu gebaut werden kann. Vielleicht fallen in Japan auch deshalb Grundstück- und Gebäudeeigentum oft auseinander.

LwStb 
Fragesteller
 30.01.2019, 06:30

Also hat es auch etwas mit Erneuerung und Reinheit zu tun. Dankeschön 😊

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Das wichtigste Prinzip des Shintoismus ist der Verantwortungsbewusste Umgang mit sich, anderen, dem Land und Besitztümern.

Im Shintoismus gibt es mehr als 2 Millionen verschiedenen Götter, die sogenannten Kami, wobei "Gott" da etwas weit interpretiert ist. Es handelt sich dabei um (in der Mythologie meist) unsichtbare Geistwesen, welche mit uns in dieser Welt leben und welche sich an Pflanzen, Tiere, Landschaften und Objekte binden, also dort sozusagen wohnen.

Solange man sie respektvoll und mit Umsicht behandelt, tun sie laut Mythologie Gutes. Ein Kami eines Flusses zum Beispiel sorgt für viele Fische die man angeln kann.

Vernachlässigt man sie, beginnen sie laut Mythologie ebenfalls ihre "Aufgabengebiete" zu vernachlässigen. So würde sich oben genannter Fluss-Kami nicht mehr um die Fische kümmern, die sich entweder zu intensiv vermehren oder Fressfeinde wie Bären anlocken.

Und verärgert man sie sogar, dann werden sie destruktiv. So würde der Fluss-Kami laut Mythologie dann den Fluss über die Ufer treten lassen oder die Fische mit Parasiten versehen damit alle krank werden die davon essen.

Das betrifft jedoch nicht nur Flüsse und Landschaften, sondern auch Tiere und normale Gegenstände. Die Botschaft ist sozusagen: Behandle andere/s gut, dann wirst du gut behandelt.

Von daher finde ich, ist der Shintoismus eine sehr schöne Religion. Vor allem auch weil diese Dinge bis heute tatsächlich praktiziert werden. Anders als bei anderen Religionen die hauptsächlich Wasser predigen und Wein trinken.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Recherchen und Forschungen

Shintoismus ist eine Naturreligion, entstanden um 600 vor Chr.

Es gibt geschätzt 600Mio. Gottheiten, aber die wichtigsten wären die Sonnengöttin Amaterasu, Sturmgott Susanoo, Izanami & Izanagi & Mondgott Tsukuyomi usw.

Shintoismus ist nicht wirklich eine Religion, es wurde mündlich überliefert und es gibt keine heiligen Schriften(Koran,Bibel etc.)

Shintoismus ist Diesseitsbezogen, d.h. es gibt kein Jenseits, kein Leben nach dem Tod.

PS: Keine Japanerin & kein Japaner der Welt würde sich als "Shintoist" bezeichen, da der Shinto keine richtige Religion ist--> man ist eben ohne Bekenntnis, man befolgt nur shintoistische & buddhistische Riten.

(Außer natürlich die, die Priester/Mönch oder sonstwas sind)

Den Kaiser verehren & die Natur zu schätzen, ist meiner Meinung nach das wichtigste im Shintoismus.

UTurnRush  29.01.2019, 18:03

PS: 600 nach Chr, verschrieben.

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LwStb 
Fragesteller
 29.01.2019, 19:12

Danke.

Einiges davon wusste ich schon, aber es waren auch Infos dabei, die gut zu wissen sind, die ich noch nicht kannte( ungefähre Entstehungszeit; geschätzte Anzahl der Kami: Japaner/innen würden sich nicht als Shintoisten bezeichnen und das wichtigste:Was so das Wichtigste im Shinto ist)

Also eine sehr informative Antwort von dir😊

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Es geht um Naturgeister und Götter, sogenannte Kami's. Diese stecken so ziemlich überall drin, Bäume, Flüsse, Berge usw.

Das sind aber keine allmächtigen Kreaturen, wie die monotheistischen Götter, sondern haben sehr menschliche Züge.

Man bittet die Kami meistens um Hilfe und bringt ihnen dafür kleine Geschenke und Opfer dar.

LwStb 
Fragesteller
 29.01.2019, 17:48

Dankeschön

Gibt es noch irgendwelche wichtigen Dinge, außer zu Schreinen zu gehen und Kami's um Hilfe zu bitten. Irgendeine Art „Ziel“?

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UTurnRush  29.01.2019, 17:49
@LwStb

den Kaiser verehren & die Natur zu schätzen, und (kein Muss) Schreine besuchen.

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Banzai247  29.01.2019, 17:50
@LwStb

Hm, eigentlich nicht so wirklich. Der Weg ist das Ziel, das Leben im Einklang mit seiner Umgebung (und da gehören sowohl Menschen als auch Kamis dazu) zu verbringen.

EDIT: Eigentlich eine sehr schöne und auch sehr aktuelle Religion.

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SacreVacheSacre  29.01.2019, 17:56
@UTurnRush

Der Kaiser (auch tenno genannt) gilt als ein Nachfahre eines sehr wichtige Kami, der Sonnengöttin amaterasu, deswegen wird der verehrt.

und das oberste Ziel ist die Harmonie

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