Woran erkenne ich, welche Stufen wohin müssen?

2 Antworten

Hallo pianogirl,

Woran erkenne ich, welche Stufen wohin müssen?
  • Es ist nur zum Teil müssen, weil es nur eine sinnvolle Möglichkeit gibt. Oft gibt es mehrere gute Möglichkeiten.
  • Ihr sollt maximal halbtaktig die Harmonien wechseln. Das ist eine hilfreiche Vorgabe. Gehe also im ersten Schritt die Melodie durch und notiere zu jedem halben Takt alle Möglichkeiten, die es gibt bzw. die Du siehst. Bei dieser Melodie sind das eine oder zwei oder sogar drei.
... aber oft gibt es auf den ersten Blick mehrere Möglichkeiten. Woran erkenne ich das also?
  • Im nächsten Schritt siehst Du, welche Harmoniefolgen sich langweilig wiederholen würden und entscheidest Dich jeweils für eine bzw. die andere.
  • Es klingt einfallslos und penetrant, auf jede Eins und Drei die Harmonie zu wechseln. Es gibt mehrere Stellen, wo man ganztaktig wechseln kann. Zudem verleiht der Wechsel von ganz- und halbtaktigen Akkordwechseln der Harmonisierung Lebendigkeit.
Bei den letzten beiden Takten hab ich im übrigen einen Quartsextvorhalt der Dominante, der sich auf die 3. Zählzeit auflöst und am Ende natürlich die Tonika. Stimmt das?

Ja, das ist gut.

Quartsextvorhalt... Wir haben aber noch mündlich die Info bekommen, dass einer vorkommt...

Quartsextvorhalte kommen nie in einer Melodie vor. Sie sind eine Möglichkeit der Harmonisierung, es gibt jedoch immer auch andere Möglichkeiten.

Du hast Dich bereits mit der Melodie beschäftigt. Überlege einmal, ob das für Dich brauchbare Anregungen sind:

  • Ihr sollt Tonstufen bestimmen. Es ist keine Vorgabe, dass immer der Grundton im Bass stehen soll. Probiere also im 1. Takt die 5. Stufe mit der Terz im Bass. Ebenso in Takt 10.
  • Die Takte 6 bis 9 kann man durchgehend ganztaktig harmonisieren, das verleiht diesem Abschnitt eine schöne Ruhe: Takt 6 I - Takt 7 II - Takt 8 V4/6, Takt 9 V3/5.

LG
Arlecchino

Arlecchino  09.01.2024, 22:11
Nach der Dominante muss doch immer die Tonika kommen, oder?

Nein. Es kann u. a. auch die Tonikaparallele sein, auch wenn sie hier durch die Vorgaben ausgeschlossen ist.
Was nicht ausgeschlossen ist, ist eine Elipse: I - V - IV - V - I.

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pianogirl393 
Fragesteller
 09.01.2024, 22:55
@Arlecchino

Und ob das für uns aktuell okay ist, werd' ich auch nachfragen, denn bisher haben wir eigentlich nur die Kadenz 1,4,5,1 besprochen und noch keinen Fall gehabt, bei dem wir nach der Dominante was anderes als die Tonika hatten. Aber das würde natürlich mehr Möglichkeiten bringen.

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pianogirl393 
Fragesteller
 09.01.2024, 22:52

Genau, ich überprüfe immer erstmal den Tonvorrat der Melodie und schaue dann, in welchen Akkorde viele der Töne vorkommen.

Ja, also er hat uns eben gesagt, dass wir einen in der Harmonisierung einbauen sollen.

Und wir müssen in der Klausur eben wirklich nur die Funktionen hinschreiben, aber das Ganze nicht in Noten notieren (außer eben an den Stellen, wo er es extra hinschreibt, aber in dem Fall waren es ja nur die Hornquinten, die mit der Harmonisierung an sich erstmal nichts zu tun hatten, das war ja nur Anwenden der Hornquinten 😅)

Okay, ich habe mittlerweile Rückmeldung von meinem Tonsatzlehrer bekommen und anscheinend benutze ich die 2. Stufe nicht richtig. Das haben wir aber auch noch nicht im Unterricht besprochen und die anderen Schüler waren auch genauso verwirrt wie ich.

Hatte bei Takt 6-9 auch nur auf die erste Zählzeit die Harmonien verändert, aber hatte in Takt 9 mich noch nicht zwischen 2 und 5 entschieden, weshalb ich beides dastehen lassen hab. Aber nach der 2 muss wohl anscheinend immer die 5 kommen und dann kann man erst wieder zur Tonika wechseln und das war mir nicht bewusst (zumindest erschließen ich das jetzt aus der Korrektur meines Lehrers).

Mein Lehrer hat überall, wo ich die 2. Stufe benutzt hab (war nur zweimal), hingeschrieben, dass ich lieber die Dominante benutzen sollte. Also musste man die 2 anscheinend doch nicht benutzen.

Werde da aber morgen nochmal sicher nachfragen, weil er bei einer anderen Aufgabe zwar nichts als falsch markiert hat, mir aber trotzdem ne Alternativlösung gegeben hat, weil meine wohl nicht optimal war, obwohl ich keinen großen Unterschied zwischen seiner und meiner Lösung sehe, und ich sowieso noch auf Nummer sicher gehen will, damit ich weiß, ob ich's wirklich verstanden hab.

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Beim 5. Ton H würde ich meistens die I. Stufe E-Dur nehmen. Eine Quinte zwischen Oberstimme und Bass ist normalerweise schöner als eine Oktave, die mehr für den Schluss vorbehalten ist. Und wie du richtig schreibst: nach der Dominante darf keine Subdominante folgen, nach der Tonika stehen beide Möglichkeiten offen (Subdominante oder Dominante).
Im 7. Takt gibt es ein paar Gründe, doch mal die V. Stufe zu nehmen: Für die Abwechslung (vorher war schon ein ganzer Takt der Ton H mit der I. Stufe), und es folgt in der Melodie der Ton A, der besser in die V. Stufe passt als in die I. Stufe.
Das A ist die Dominantseptim, die V. Stufe kann zum Dominantseptakkord erweitert werden. Generell kann deswegen beim 4. Ton A auch die V. Stufe H-Dur verwendet werden.
Wenn du die II. Stufe (und die hinzugefügte Sexte bei der IV. Stufe u.ä.) rauslässt, gibt es übrigens oft nur eine Möglichkeit:
2. Ton: V. Stufe, 3. Ton: I. Stufe, 6. Ton: IV. Stufe
Der Quartsextvorhalt ist natürlich auch möglich, das hast du richtig erkannt.

pianogirl393 
Fragesteller
 09.01.2024, 20:26

Genau, wenn wir nur die Hauptfunktionen haben, fällt es mir eigentlich auch leicht, aber in dieser Aufgabenstellung stand ja, dass man auch die 2. verwenden darf (und ich verstehe das als "soll", sonst stünde es wohl kaum da) und diese tausend h's haben mich auch verunsichert 😅

Und ich mein, es macht ja keinen Unterschied, ob man am Ende 1,5,1 oder den Quartsextvorhalt schreibt. Wir haben aber noch mündlich die Info bekommen, dass einer vorkommt, und wo eignet er sich besser als am Schluss?

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c7sus4  10.01.2024, 07:39
@pianogirl393

Du kannst das bestimmt besser einschätzen, ob ihr die II. Stufe verwenden sollt oder dürft. Wenn du die II. Stufe verwenden sollst, kannst du sie in Takt 7 und Takt 9 auf Zählzeit 1 einsetzen und auf Zählzeit 3 die V. Stufe. Die II. Stufe ist die Subdominantparallele und passt als Vertreterin der Subdominante gut vor der V. Stufe.
Der Melodieton H im Fis-moll-Dreiklang ist dann ein Vorhalt. Für solche Aufgaben würde es sich lohnen, die verschiedenen Möglichkeiten für akkordfremde Töne zu studieren (Durchgang, Wechselnote, Vorhalt, Antizipation).
Stimmt, am Schluss passt der Quartsextvorhalt sicher am besten.

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pianogirl393 
Fragesteller
 10.01.2024, 12:00
@c7sus4

Ja, wir hätten die 2. Stufe wohl nicht zwingend benutzen müssen 😅 Wäre natürlich gut gewesen, wenn unser Lehrer uns lieber diese Information gegeben hätte.

Das mit den verschiedenen Dissonanzen, die vorkommen können, haben wir schon gelernt, nur manchmal ist es schwierig, einzuschätzen, was jetzt die Dissonanz ist, vor allem, wenn beide Töne mal auf einer betonten Zählzeit vorkommen.

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Arlecchino  09.01.2024, 20:35

Hast Du gesehen: "Harmoniewechsel nur auf den betonten Zählzeiten"?

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