Woher stammt die Redensart "Eine Meise haben"

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Die Redensart eine Meise (unterm Pony) haben ist als spezifizierte Variante von einen Vogel haben anzusehen. Die Bedeutung ›nicht ganz bei Verstand sein; eine fixe Idee haben; närrisch sein‹ geht auf einen alten und verbreiteten Volksglauben zurück, demzufolge Geistesgestörtheit durch Nisten von Tieren im Kopf verursacht wird.

nach altem Volksglauben nisten in den Köpfen Geistesgestörter Vögel; Piepmatz = umgangssprachlich für Vogel

umgangssprachlich, salopp; nach altem Volksglauben nisten in den Köpfen Geistesgestörter Vögel; Piepmatz = umgangssprachlich für Vogel

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Eine Meise haben
So sagt man etwa, dass jemand »eine Meise hat«. Hier schwingt das Bild des Vogels mit, der sich im Kopf des Betroffenen eingenistet hat. Die im Volksglauben verankerte Formulierung »einen Vogel haben« und die Geste des Vogelzeigens stützen den Metaphergebrauch.
Etymologisch allerdings hat der Begriff mit gefiederten Kreaturen nichts zu tun. Hans Peter Althaus schreibt in seinem Buch Chuzpe, Schmus und Tacheles (2004), dass in hessischen Dörfern, in denen Juden und Christen oft eng beieinander lebten, Ausdrücke wie »Mase machen« (Aufhebens machen) und »Maserchen verzähle« (Schnurren erzählen) geläufig waren.
Sie enthalten mit dem jiddischen »maase/maise« ein Wort, das ursprünglich für eine Erzählung stand, bei Juden aber semantisch zu unnützem Gerede und Getue erweitert wurde. Die Übertragung der Dialektformen ins Hochdeutsche als »Meise machen« und »Meiserchen verzählen« führte dann zu der Redewendung »eine Meise haben«.

https://www.juedische-allgemeine.de/article/print/id/12015

Nein, die Wissenschaft ist da anderer Ansicht: Vgl. Christoph Gutknecht: "Macke, Meise und Meschugge: Wenn's am deutschen Verstand hapert, helfen jiddische Begriffe.", in: Jüdische Allgemeine Zeitung, 67. Jg., Nr. 2 v. 12.01.2012, S. 18.