Wo besteht ein Zusammenhang zwischen Machtmotivation und Ziel?

1 Antwort

Hallo MarieB21,

jetzt frage ich mich erst einmal, wie du auf diese Frage überhaupt gekommen bist. Ich hoffe, meine Antwort wird trotzdem auf dein Anliegen passen, wenn nicht, darfst du gerne im Kommentar nochmal nachfragen.

Zuerst einmal gibt es einen Zusammenhang zwischen Motivation und Ziel. Motivationen entstehen aufgrund der Motive, also der Bedürfnisse. Eine Motivation wirkt immer. Sie wirkt sich auf die selektive Wahrnehmung aus, auf die Energie, mit der wir eine Aufgabe bewältigen, auf die Emotionen, die wir haben, wenn etwas gut klappt oder schief läuft, von dem wir meinen, dass es dem Motiv, also dem Bedürfnis hinter der Motivation dienlich wäre.

Aufgrund von Motivation bilden wir manchmal Ziele. Der Unterschied ist, dass Ziele bewusste Bilder odet Pläne sind, einer Motivation erfolgreich nachzugehen. Eine Motivation kann sehr ausführlich und stark zu Zielen führen, die auch bewusst verfolgt werden, es kann aber auch sein, dass bestimmten Motivationen nur intuitiv nachgegangen wird, häufig sogar unbewusst. Vielleicht wird ein Bedürfnis auch verdrängt, dann äußert es sich in entstellter Weise, also z. B. in Träumen, in Versprechern, oder in krassen Fällen in Form körperlicher Beschwerden, die keine körperliche Ursache haben.

All das kann auf alle Motivationen zutreffen, auch auf die Motivation, Macht zu haben.

Unter dem Machtmotiv verstehen Psychologen die Motivation, vieles oder bestimmte, persönlich wichtige Dinge steuern zu können. Es wird unterschieden vom Dominanzmotiv, worunter Psychologen die Motivation verstehen, Macht über andere Menschen auszuüben.

In jedem Fall sind die Motivationen unterschiedlich ausgeprägt. Es gibt Menschen mit einem starken Machtmotiv aber schwachem Dominanzmotiv, oder einem starken Dominanzmotiv und einem schwachen Anschlussmotiv etc. Meist dominiert bei einem Menschen eines der fünf soziogenen Motive, diese sind:

Anschlussmotiv (Anschluss zu finden)

Intimitätsmotiv (Anderen Menschen nahe zu sein)

Leistungsmotiv (Dinge gut zu können, viel zu wissen etc.)

Machtmotiv (siehe oben)

Dominanzmotiv (siehe oben)

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung
MarieB21 
Fragesteller
 10.11.2022, 15:50

Ich danke dir sehr für deine Antwort, das hat mir weitergeholfen. Schwierig zu verstehen finde ich nur, welche genauen Zusammenhänge zwischen Ziel und besonders der Machtmotivation bestehen.

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Amadeus2000  10.11.2022, 17:25
@MarieB21

Die Zusammenhänge, die für die einzelnen soziogenen Motivationen spezifisch sind, sind, soweit ich weiß, besonders die unterschiedlichen Emotionen je nach Ausgang eines Verhaltens, das einem Ziel entsprach.

Verfolgt jemand ein Ziel aufgrund seines Leistungsmotivs, so ist die Emotion meist Stolz, wenn er sein Ziel erreicht und Scham, wenn er es nicht erreicht. Bei Macht weiß ich es zwar nicht, würde aber tippen, dass derjenige ein gewisses Gefühl der Sicherheit empfindet, wenn er sein auf Machtmotivation beruhendes Ziel erreicht, und soweit ich gelesen habe ist Wut die Emotion, die dem Zustand entspricht, dass ein auf Machtmotivation gesetztes Ziel nicht erreicht wurde. Ich könnte mich irren, müsste ich nochmal nachlesen.

Emotionen haben wiederum Einfluss auf unser Denken und auch auf unser Lernen. Der Begriff "Lernen" bezieht sich in der Psychologie auch z. B. darauf, dass jemand bestimmte Erfahrungen macht, die sein zukünftiges Verhalten und seine Motivation prägen. Das heißt, ob Ziele der Machtmotivation erreicht wurden oder nicht, wirkt sich, entsprechend der dadurch ausgelösten Emotion wiederum auf die Machtmotivation aus.

Wenn also jemand erfahren musste, dass ein auf Grundlage der Machtmotivation gesetztes Ziel nicht erreicht wurde und deshalb wütend wurde, der setzt sich für das nächste Mal, typisch für den Zustand der Wut, vielleicht ein einfaches Ziel, dass keine Störung zulässt, sozusagen "mit Gewalt" erreicht werden kann. Wobei das wiederum damit zusammenhängt, welchen Handlungsplan zur Verwirklichung er sich macht. Dieser Absatz ist allerdings jetzt Spekulation meinerseits. Die Einzelheiten weiß ich nicht mehr.

Ich lese auch gerade, dass aufgrund Untersuchungen angenommen wird, dass

[...] diese beiden Motivationssysteme [Antizipation von Affektwechseln und das Setzen und Verfolgen von Zielen] nicht notwendig miteinander synchronisiert sind und daher unabhängig voneinander Verhalten regulieren.

Und weiter:

Neuere Studien zeigen, dass es einen Unterschied macht, ob eine Person ein Ziel verfolgt, das mit der eigenen Motivstruktur im Einklang steht (motivkongruentes Ziel) oder das mit den eigenen Motiven unvereinbar ist (motivinkongruentes Ziel). [...] die Verfolgung motivkongruenter Ziele [gelingt] besser und ist meist auch erfolgreicher als die Verfolgung motivinkongruenter Ziele.

Aber:

Forschungen von Schultheiss (2001) weisen darauf hin, dass die bildhafte Vorstellung der Verfolgung und der Verwirklichung von Zielen eine Methode ist, die eine Synchronisierung von Motiven und Zielen erlaubt.

Spezielle Zusammenhänge zwischen, nicht Motivation und Zielen allgemein, sondern Machtmotivation und Zielen im speziellen, finde ich in diesem Buch leider nicht, auch nicht im Kapitel "Macht und Dominanz".

Dort steht allerdings, bezogen auf Dominanz, dass es entscheidende Unterschiede bei Motivation und Zielsetzungen gibt, zwischen Menschen, die einen verantwortungsbewussten und solchen, die einen nicht so verantwortungsbewussten Stil haben, mit ihrem Dominanzmotiv umzugehen.

Quelle: Müsseler Hrsg.: Allgemeine Psychologie. Berlin 2008.

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