Willensfreiheit laut Wilhelm Vossenkuhl (Philosophie)?

1 Antwort

Möglicherweise hat der Herr Vossenkuhl Recht, und es gibt einige wenige Leute, welche die hohe Kunst der freien Willensausübung beherrschen. Jedoch hat die simple Auswahl zwischen mehreren Handlungsalternativen wenig mit freiem Willen zu tun. Es gibt einen gewissen Spielraum, ja, aber das bereits als Freiheit zu bezeichnen, halte ich für maßlos übertrieben. In den allermeisten Fällen unterliegst du äußeren Einflüssen, von denen du dich nicht unabhängig machen kannst.

Selbst bei Alltagsentscheidungen wie einem Kinobesuch gibt es viele äußere Faktoren, von denen du dich beeinflussen lässt: die Rezension eines Kritikers, Freunde und Bekannte, die dich einladen, sogar das Wetter an einem bestimmten Tag kann für die Entscheidung eine Rolle spielen.

Außerdem triffst du eine solche Entscheidung meistens noch in einer Situation, in der es relativ entspannt zugeht. Oft herrschen jedoch Zeitnot oder eine andere Zwangslage vor, in der die Freiheit der Entscheidung schon erheblich mehr eingeschränkt ist.

Schließlich gibt es auch brenzlige Situationen, in welchen Zeitnot und Zwangslage miteinander kumulieren, und du eigentlich nur ein automatisches Programm abspulst, um aus der Misere wieder herauszukommen. Zum Nachdenken darüber, ob du das, was du gerade tust, auch wirklich willst, kommst du da meistens gar nicht mehr.

Deswegen halte ich es nicht für gerechtfertigt, aufgrund eines geringfügigen Handlungsspielraums, den ein Mensch hat, schon von einem freien Willen zu reden.