Philosophie Klausur Beckermann Roth Willensfreiheit?

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Ansgar Beckermann ist ein Fachphilosoph im Bereich "Philosophie des Geistes". Sein sehr bekanntes Buch aus der Reihe der de Gruyter Studienbücher mit dem Titel: "Analytische Einführung in die Philosophie des Geistes" ist wohl sein Hauptwerk. Aber er hat sich auch zum Freiheitsbegriff geäußert und sich klar gegen die Position von Gerhard Roth, einem neurophilosophisch orientierten Biologen abgesetzt.  Gerhard Roth, 1942 in Marburg geboren, ist einer der führenden deutschen Neurobiologen und leitete viele Jahre das Institut für Hirnforschung an der Universität Bremen. Bekannt wurde er durch seine Bücher "Das Gehirn und seine Wirklichkeit", "Fühlen, Denken, Handeln" und "Aus Sicht des Gehirns".

Beckermanns These - zusammengefasst - lautet: Wir können frei sein, auch wenn unsere Entscheidungen auf neuronalen Prozessen beruhen.

Viele Neurowissenschaftler bestreiten, dass wir über einen freien Willen verfügen. Eines ihrer Argumente lautet, dass unsere Entscheidungen gar nicht von uns selbst, sondern von unseren Hirnen gefällt werden. Als starke Stütze werden hier meist die Libet-Experimente angeführt. Wer so argumentiert, setzt aber voraus, dass es eine Konkurrenz zwischen mir und meinem Hirn gibt. Und diese Annahme wiederum beruht auf einem Cartesischen Verständnis von Personen: Da gibt es auf der einen Seite meinen Körper, zu dem auch mein Hirn gehört, und auf der anderen Seite mich; vielleicht sogar mein Ich. Doch dieses Verständnis ist falsch, und Willensfreiheit setzt nicht voraus, dass mein Ich Entscheidungen fällen kann unabhängig davon, was in meinem Hirn vorgeht. Vielmehr beruht Willensfreiheit darauf, dass ich zwei Fähigkeiten besitze: die Fähigkeit, vor dem Handeln innezuhalten und zu überlegen, und die Fähigkeit, dem Ergebnis dieser Überlegung gemäß zu handeln. Diese Fähigkeiten kann ich aber auch besitzen, wenn meine Entscheidungen auf neuronalen Prozessen beruhen.

Roth dagegen ist der Meinung, dass es keine Freiheit gibt, sie ist eine biologisch sinnvolle Illusion, die dem Menschen das Gefühl gibt, Macht (Autorität) über seine Entscheidungen zu haben. Tatsächlich aber ist der Mensch durch seine Vorerfahrungen, durch genetische Determinanten, durch tausende von kleinen bahnenden oder hemmenden Partialerlebnissen so vom Unbewussten her bestimmt, dass er schließlich bewusst das Gefühl bekommt er habe sich frei entschieden. 

Vielen vielen Dank

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