Wie schreibe ich eine traurige Stelle in einer Geschichte?

6 Antworten

bei einer traurigen szene sollte die szene für sich sprechen. also, es muss nicht unbedingt sein, dass du benennst, wie traurig es ist. auch schlichte worte können die entsprechende stimmung auslösen. was du da reinbringen willst, ist ja traurig.

schreib deine szene einfach runter und schau, wie sie wirkt. denk nicht, wie sie werden soll, sondern lass deine worte einfach raus.

manchmal ist es übrigens besser, eine stelle auf später zu verschieben. vielleicht biste grade nicht in der richtigen stimmung. man muss das buch nicht der reihe nach schreiben. eine so zentrale stele braucht einen besonderen rahmen. warte auf regenwetter, auf die nacht., was dir halt helfen könte.

Am besten kannst du solche Situationen mit Traurigkeit, Verzweifelung, Alleinsein, Hoffnungslosigkeit um- und beschreiben. Wie fühlt sich die Hauptdarstellerin? Beschreib ihre Emotionen, vielleicht kannst du dich in ihre Lage versetzen. Wie würdest du dich fühlen? Was würdest du machen? Welche Pläne hat das Mädchen jetzt, welche Möglichkeiten stehen ihr offen? Stell dir vor, du befindest dich in einem Land, das dir völlig fremd ist, du kennst keinen, bist alleine.

Ich hoffe, du findest einige Ansätze;)

LG vom Polarfuchs

Wenn du nicht weißt, wie du etwas schreiben sollst, dann habe ich einen ernstgemeinten Rat: lass es.

Der Inhalt ist dabei sogar zweitrangig. Ein guter Autor kann auch das Telefonbuch so schreiben, dass es interessant zu lesen ist.

In der Situation, die du beschreibst, kommt es in erster Linie darauf an, wie die Story geschrieben ist. Ich schieße mal eben aus der Hüfte:

Endlich! Freitag. Genauer gesagt, Freitag abends. Bald würde es 19 Uhr sein, bald würde ich Kurt wieder sehen. Wir hatten uns bei Alfredo verabredet, unserem Lieblingsitaliener. Ich freute mich. Die Zeit mit Kurt war einfach immer wieder schön. Das war wie Urlaub. Wenn er mich aus seinen hellblauen Augen ansah, ein paar nette Worte sprach, wenn wir auch nur mal beisammen saßen, das war stets besonders. Hmm, was sollte ich anziehen? Ich stand vor meinem Kleiderschrank und überlegte. Die blaue Hose oder doch lieber den beigen Rock, den Kurt so gar nicht mochte? Ich lächelte, ja, der Rock, das würde Kurt zu lustigen Bemerkungen motivieren. In bester Laune ging ich ans Telefon, das in meine Vorbereitungen hinein schrillte. "Ja, ich bin dran,. Jennie, was gibt es". Hanne war am anderen Ende: "Kurt ist vor einer halben Stunde tödlich verunglückt."

Denk kurz nach wie sie reagieren könnte. Ich meine, sieht sie wie er stirbt? Dann würde sie wahrscheinlich schreien, und versuchen ihn zu retten oder so, ist ja klar, oder erfährt sie es nur? Dann ist es natürlich was anderes. Hast du selber Erfahrung mit sowas? Wenn ja denkst du vielleicht daran. Außerdem ist ein plötzlicher Tod immer ein Schock, den muss die Szene rüberbringen. Der Leser muss selbst erst einmal geschockt über die Nachricht sein. Denk über den Zustand deiner Heldin nach und wähle auch deinen Schreibstil entsprechend. Wichtig ist auch, dass sich die gesamte Szene aussschließlich um diesen Verlust dreht, der Schock und der Schmerz müssen den Kern bilden. Die Heldin muss vor allem eine Reaktion zeigen, die der Leser nachvollziehen kann, weil er selbst vielleicht ähnlich gehandelt hätte. Trotzdem hast du viele Möglichkeiten. Hier vielleicht ein paar Beispiele:

  1. Sie fühlt sich komplett leer und hohl, kann gar nicht glauben was passiert ist, will es nicht wahrhaben, sie kann nicht weinen, ihre Gedanken scheinen eingefroren zu sein, vielleicht kreisen sie um einen einzigen Satz wie "Er ist tot." Er hört sich für sie vollkommen leer und sinnlos an, sie bekommt halt erstmal einen totalen "Stillstand", weil sie es nicht gleicht verarbeiten kann, zu sowas passen kurze, aussagekräftige Sätze und ein nüchterner Schreibstil.

  2. Sie wird wütend. Sie will den Tod ihres Freundes nicht wahrhaben und entlädt ihre Wut, ihre Verzweiflung und Trauer in einem totalen Anfall, sie schreit, weint vielleicht, tobt vor Wut und Schmerz, die Szene muss flammend sein, ihr Zorn spürbar, emotionsvolle, lange Sätze, detailreiche Beschreibung ihrer Gefühle, sowas ist gut und packt den Leser.

Natürlich ist es vollkommen dir überlassen wie sie reagiert, oder ob sie es verarbeiten kann, kommt auch auf ihren Charakter und ihr Temperament an. Auf jeden Fall muss in der Szene erkennbar sein, dass sie sich verloren fühlt, allein gelassen, in einer fremden Welt, und dass sie nicht weiß, was sie nun tun soll, der Leser muss sich von dem Gefühl angesteckt fühlen, als hätte er selbst gerade diesen Verlust erlitten, stell dir am besten beim Schreiben vor du wärst die Heldin. Was würdest du tun? Vielleicht schreibst du diesen Punkt aus der Ich-Perspektive, das ist auch immer gut um Gefühle zu verdeutlichen.

Hoffe ich konnte dir ein bisschen helfen

LG Glacie

P.S.: Kleiner Tipp, eine Sezene ist am besten wenn du nicht schreibst "Sie war sehr traurig." sondern die Reaktion für sich sprechen lässt, sodass es viel näher am Leser stattfindet. (z.B. ein Satz wie: "Für einen Moment war sie wie gelähmt. Sie konnte nicht verstehen was sie da gehört hatte, wollte es nicht, langsam breitete sich in ihrem Inneren eine riesige Leere aus, sie fühlte sich als hätte jemand sämtliche Kraft aus ihr herausgesogen...", solche "sprachlichen Bilder" sind sehr gut)

Also jetzt ohne die ganze Vorgeschichte die ich ja nicht kenne würde ich sowas in der Art schreiben.. Ich nehme den Namen Timo für den besten Freund ;D

Das Telefon fiel mir aus der schweißnassen Hand. Ich taumelte ein paar Schritte zurück. Nein. NEIN! Was soll das? Das ist alles ganz falsch. Er kann nicht einfach davon gehen. Nicht der Mensch den ich am meisten brauche. Den ich schon so lange kenne. Ich rannte. Ich wusste nicht genau wohin, aber ich musste weg. Weg von hier. Timo! Ich muss zu Timo. Ich muss ihn aufhalten. Er darf nicht gehen. Es ging alles so schnell. Die Bäume flogen an mir vorbei. Ich blieb nicht stehen. Wenn ich stehen bleiben würde, könnten mich meine Beine nicht mehr tragen. Ich muss jetzt durchhalten. Zwei Autos blieben erschrocken stehen als ich über die Straße rannte. Ich hörte nur ein Rauschen in meinem Ohr. Wo würde ich Timo überhaupt finden? Mein Tempo verlangsamte sich. Ich kam in die Realität zurück. Ich weiß nicht wo er ist. Es ist zwecklos. Ich kann nichts mehr tun. Es ist zu spät. Ich hab ihn verloren. Tränen strömten über mein Gesicht. Ich hab ihn verloren. Für immer. Er ist nicht mehr da. Er kommt nicht mehr zurück. Timo ist tot.

So würde ich das schreiben (: LG bienemaja776