Wie schlüssig sind seine Argumente?
3 Antworten
Das ist ein Paradebeispiel für weltfremde Schönwetter-Rhetorik, die in der Realität schlicht zerschellt:
Integration ohne Steuerung? Wie soll Integration gelingen, wenn die Zuwanderung weiterhin unkontrolliert bleibt? Integration setzt Steuerung voraus – wer das leugnet, hat die sozialen Brennpunkte der letzten Jahre schlicht verdrängt.
Rückläufige Zahlen? Selbst bei „rückläufigen“ Zahlen reden wir immer noch von jährlichen Größenordnungen, die ein Mittelstands-Ort nicht verkraften könnte. Und wer die Vergangenheit kennt, weiß: Solche Zahlen sind nicht konstant, sondern zyklisch.
Europäische Solidarität? Deutschland war jahrelang der Zahlmeister einer fehlgeleiteten Asylpolitik. Jetzt die Rückkehr zur Vernunft als „unsolidarisch“ zu brandmarken, ist intellektuell unredlich.
NS-Vergleiche? Wer ernsthaft das individuelle Asylrecht von damals mit heutiger Migrationspolitik gleichsetzt, verharmlost die Einzigartigkeit der Shoa. Politische Instrumentalisierung historischer Verbrechen ist unanständig und ein Bankrott jeder sachlichen Debatte.
Diese Argumentation ist moralisch überladen, faktisch schwach und historisch höchst fragwürdig. Deutschland braucht Steuerung, nicht Naivität. Punkt.
Grapy
Sehr schlüssig. Was Dobrindt und Merz da machen wurde seit Tag 1 von allen Seiten in Europa kritisiert (u.A. auch Polen). Man muss nicht links sein, um das als das einzuordnen was es ist: Schwachsinnige Symbolpolitik.
Ich schätze Maurice Höfgen zudem sehr. Er schafft es meiner Meinung nach sehr gut, als progressiver Ökonom komplexe volkswirtschaftliche Zusammenhänge in einfachen Worten zu erklären und seine Bewertungen des politischen Tagesgeschehens empfinde ich meist als sehr fundiert.
Wer komplexe Zusammenhänge „einfach erklärt“, lässt in der Regel genau das weg, was die Realität kompliziert macht.
Das ist ein pauschales Totschlagargument. Wissenschaftlicher Konsens basiert zum Glück darauf, dass nicht einer Recht hat, sondern dass man Meinungen und Einschätzungen (besonders bei Ökonomen) vergleichen und bewerten kann. Einen Ökonomen, der schon wissenschaftlicher Mitarbeiter im Bundestag war und Experte auf seinem Gebiet ist als "TikTok-Ökonomen" zu diffamieren ist Quatsch.
Ein handlungsunfähiger Staat, der nur noch Probleme „analysiert“, aber keine klaren Maßnahmen trifft, ist kein Zeichen von Vernunft, sondern von politischer Bankrotterklärung
Und dass ein Staat keine Maßnahmen treffen darf steht wo in meiner Antwort? Wenn man hier wirklich ein Problem erkannt hätte und es politisch angehen möchte, dann kann man internationale Abkommen nachverhandeln oder an einer guten nationalen Umsetzung der GEAS-Reform arbeiten. DAS sind produktive Maßnahmen. Strenge Grenzkontrollen und Racial-Profiling im Schengen-Raum hingegen nicht.
Teils, teils.
Einigen seiner Argumenten würde ich zustimmen, z.B. dass Deutschland bei seinen EU-Nachbarn mit voreiligen Aktionen anecken könnte.
Andere Argumente sind dagegen etwas weit hergeholt oder einfach nicht komplett realisierbar: zwar sollte man einen Fokus auf Integration von Menschen mit ausländischem Hintergrund legen, allerdings ist das leichter gesagt als getan - denn erschreckend viele dieser Leute verwehren sich militant dagegen.
Diese angebliche "Bringschuld" gegenüber quasi dem ganzen Rest der Welt nur wegen der eigenen NS-Vergangenheit halte ich dagegen für bescheuert und unangebracht....
Ach, da haben wir sie wieder, die TikTok-Ökonomen-Logik: Wer komplexe Zusammenhänge „einfach erklärt“, lässt in der Regel genau das weg, was die Realität kompliziert macht. Und was Symbolpolitik angeht: Ein handlungsunfähiger Staat, der nur noch Probleme „analysiert“, aber keine klaren Maßnahmen trifft, ist kein Zeichen von Vernunft, sondern von politischer Bankrotterklärung