Wie mit durch Inkontinenz verursachte Scham umgehen?
Hallo :)
ich muss hier eine etwas intimere Frage stellen. Mit meinen 25 Jahren leide ich unter einer Reizblase. Ich war schon mehrfach bei einem Urologen. Organisch ist alles in Ordnung. Es gab das ein oder andere schlimme Erlebnis. Der Urin lief einfach in die Unterhose und Hose. Groß mitbekommen hat das bis jetzt niemand, weil ich diesen Unfall immer verstecken konnte.
Da jetzt ein neuer Lebensabschnitt bevorsteht, tritt das ungewollte Wasserlassen wieder häufiger auf. Erst ist es während eines Vorstellungsgespräches passiert, dann schaffe ich es nicht rechtzeitig auf der Autobahn eine Toilette zu finden. Wieder war die beiche Hose etwas nass. Es fing einfach an zu laufen. Danach konnte ich es zwei Stunden ohne Probleme halten.
In letzter Zeit bin ich wieder sehr nervös. Alte Wunden kommen wieder hoch. Ich befinde mich schon seit einem Jahr in Therapie. Nun ist mein Selbstbewusstsein durch das nun wieder hervorgetrene Problem wieder ganz unten. Das Leiden nimmt wieder zu. Wie kann ich diese ganze Sache mit Humor nehmen und wieder an Selbstvertrauen gewinnen? Gibt es eventuell Bücher von Betroffenen zu diesem Thema?
Liebe Grüße
Mensch1256
1 Antwort
Hallo Mensch1256,
die Ursache einer solchen Scham mag nach meiner Ansicht eher in einem gesellschaftlichen No-Go eines solchen beobachtbaren Moments liegen - wobei die nasse Kleidung allenfalls sehr umständlich und in vielen Situationen nur "doof" sein mag.
Der Moment mag aus welchen Gründen auch immer Dich hin und wieder überraschen - doch bleibt der Fluss der Wasser, wie ich gerne sage, immer etwas ganz Natürliches. Damit betrachten wir nur noch die Überraschung als solches - und auch der gegenüber braucht es keine Scham zu geben.
Eigenes Beispiel: Vor kurzem hatte auch mich aus gesundheitlichen Gründen der eine oder andere Wasserfall eher überrascht - und das auch einmal an einer belebten Bushaltestelle. Zu dem Zeitpunkt, denn ich hatte mit solcher Überraschung gerechnet, hatte ich einen Slip für die Wasser getragen. Da wurde der Moment in seiner Überraschung eher lustig - auch wenn mich diese gesundheitliche Sache schon beschäftigt hatte. Später davon meiner Frau erzählt hatten wir beide herzlich gelacht.
Da liegt auch schon das Stichwort auf der Hand: Du kannst für solche Momente immer einen Slip für die Wasser (Inkontinenz-Slip landläufig gesprochen) tragen. Der darf dann eine entsprechende Kapazität, wie sie Dir hinreichend ist, haben. So ein Slip ist Unterwäsche und trägt sich auch so und mit allem Komfort. Er nimmt die Wasser mit und trägt damit der Überraschung wie auch der Wasserlogistik Rechnung. Später wirfst Du ihn mit allem Wasser einfach in den Abfall.
Egal, ob so ein Slip jetzt die Körperregion etwas akzentuiert - da schaut niemand hin. Und wenn, dann bemerken die Leute das einfach und gehen weiter - dann einfach verschmitzt schmunzeln. Und wenn mal jemand etwas sagen oder fragen sollte, kannst Du das alles ganz rational erklären.
Es gab oder gibt noch eine Werbekampagne eines Herstellers solcher Slips in den sozialen Medien mit dem #uups. Das mag einen an einen eher lustigen Song erinnen - und etwas, was überraschend passiert, vielleicht abwertend wahrgenommen sein mag, in eine etwas andere Richtung des bewussten damit Umgehens sowie Natürlichkeit lenken. Damit darfst Du in einem solchen Moment innerlich sagen: Wasserfall - und Schmunzel. Und das bleibt dann Dein Geheimnis.
Ich trage solche Slips hin und wieder auch aus praktischen Gründen - und denke einfach schon gar nicht mehr daran, wenn ich irgenwo bin. Und im Moment trage ich sie umso mehr noch, da ich dem "Frieden" in der Folge der gesundheitlichen Situation nicht ganz traue.
Werfe jegliche Scham über Bord, denn die Scham gehört nicht Dir. Dir gehört jeglicher Freiraum, Dich zu entfalten - und auch darin eingeschlossen so mancher mal überraschende Moment der Wasser. Und so ein Moment der Wasser darf ja auch generell lustig sein - ob jetzt ganz bewusst geschehend oder warum auch immer überraschend.
Mit vielen lieben Grüßen
EarthCitizen