Wie ist es eigentlich dazu gekommen, dass man das Englische Wort "country" nicht so ausspricht wie das Wort count, das da drin steckt?

6 Antworten

"Country" stammt aus dem altfranzösischen Wort "cuntrée", und das bedeutet "Land gegenüber". Spricht man das altfranz. Wört "neu-englisch" aus, kommt die heutige Aussprache von "country" heraus!  (mit dem kurzen a- Laut) .

"count" (z.B. der Graf)  kommt auch aus dem Altfranzösischen, aber vom  Wort "conte". Der Vokal im Wort ist(war)  also ein anderer und ist länger.


Du musst dich einfach von der Vorstellung verabschieden, dass im englischen gleiche Buchstabengruppen auch immer die gleiche Aussprache haben.

Vergleiche: enough, although, through, cough (Jedes Wort wird anders ausgesprochen.)

Hier das Gedicht "The Chaos" zur Unregelmäßigkeit der englischen Aussprache:

https://youtube.com/watch?v=IJ3oC6sVP6k

Die Expertenerklärung, wieso "country" wie kantri, "count" aber wie "kaunt" ausgesprochen wird, von User "Bswss" genügt voll und ganz, wenn man dem Klang der Worte nachlauscht ...

Aber: Wir dürfen hier nicht, wie in seiner Antwort geschehen, beim Altfranzösischen stehenbleiben. Das sind Halbheiten. Denn es hilft alles nichts. Wir müssen zurück zu den Quellen. Nur dann finden wir eine etymologisch befriedigende Antwort.  

Also: ad fontes!

Die Frage des Threadstarters ist nämlich gar nicht so dumm, wenn er einen Zusammenhang sieht zwischen "country" und "count".  

Lateinisch "contra" bedeutet bekanntlich "gegen". Im deutschen Wort "Gegend" steckt dieses Wort "gegen" = das, was dem Betrachter gegenüber ist. Dieselbe Bildung steckt in "country" und afrz. "cuntrée". Darin ist das lat. Wort "contra" mit derselben Bedeutung enthalten wie das "gegen" in "Gegend".

Der englische "count" (Graf) kommt hingegen vom lateinischen "comes", was in der ursprünglichen Bedeutung "Gefährte" bedeutete, daraus wurde aufgrund einer Amtsbezeichnung - das muss jetzt nicht vertieft werden - irgendwann eine Bezeichnung für etwas, was in den modernen Sprachen "comte" und "count", also "Graf" heißt. Nun steckt aber erkennbar im "comes", dem Gefährten, das Wort "cum" = mit, also der "mit" dem man ist, mit dem man etwas unternimmt usw.

Jetzt haben wir die Sache also so weit präpariert, dass wir über engl. "country" zum lateinischen "contra" (gegen) und über engl. "count" zum lateinischen "cum" (mit) gekommen sind.

Schauen wir nun genauer hin. Was ist denn eigentlich dieses "con" in "contra"? Vielleicht doch so etwas wie ein "cum"? So ist es! Im archaischen, vorklassischen Latein hieß "cum" nämlich "com", bedeutete aber ebenfalls schon "mit". Das "-tra" in "contra" ist eine Form des Suffixes "-ter", wie man es im Lateinischen gerne hat, z. B. in dem Sprichwort "plenus venter nun studet libenter" (Voller Bauch studiert nicht gern). Ursprünglich bedeutete "com-tra", weil es ja von "com" = "cum" = "mit" stammt, "verglichen mit", erst später bildete sich die Bedeutung von "contra" = "gegen" heraus.

Da haben wir es also: Das englische "country" und der englische "count" haben eben doch dieselbe Wurzel, nämlich lateinisch "cum".

Ich bin kein Latein-Experte, muss also glauben, was Du  detailliert geschrieben hast. Trotzdem kommt mir die "gemeinsame Wurzel" der beiden Wörter doch etwas "TIEF" hergeholt vor - zumal die vilen romnscihen Wrter in der englsichen Spache fast immer durch die NORMANNEN hineinkamen.  Französsich ist also doch wichtiger als Latein in der englischen Sprachgeschichte.

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@Bswss

Es gibt eigentlich drei Gründe, wie die lateinischen Wörter in die Englische Sprache kamen:

Erstens: Die Römer. Britannien war römische Provinz. Ein wunderbares Beispiel: Im Wallis in Helvetien (so heißt heute noch kein Kanton in der Schweiz) war eine Legion stationiert, die später nach Britannien versetzt wurde. Das waren die Waliser. Die Region heißt heute noch "Wales".

Zweitens: William the Conqueror

Drittens: Gelehrte, die Latein konnten.

Man darf aber den Einfluss des Lateinischen nicht überschätzen. Germanien war auch römische Provinz. Die Römer haben aber weder in Germanien noch in Britannien so Fuß gefasst, dass die Sprache der (mehr oder weniger) eroberten Völker romanische Sprachen geworden wären. Anders als z. B. in der Provinz Dakien, wo die Sprache der Urbevölkerung verschwand. Das Land heißt heute Rumänien, rum. "România", da steckt "Rom" schon im Namen.  Deutsch und Englisch sind germanische Sprachen, daran ändert im Englischen der große Wortschatz mit lat. Wurzeln nichts.  

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@ErnstPylobar

Gut erklärt. Nur zur Ergänzung: das englische Wort "wales" ist mit dem deutschen Wort "welsch" verwandt, das soviel wie "fremd" bedeutet. In der Schweiz spricht man auch heute noch von einem "welschen Charme", wenn eine Frau z.B. einen französischen Akzent hat, oder allgemein einen französisch anmutenden Charme besitzt. Im 19.Jhdt. wurde "welsch" im Deutschen noch recht oft benutzt (auch bei R. Wagner).

Der "Walensee" in der Ostschweiz war früher eine Sprachgrenze Schweizerdeutsch/Rätoromanisch ("Welschensee").

Oder man sehe das Wort "Kauderwelsch".

In England sind natürlich die Waliser die "Welschen", da sie eine andere (in diesem Falle keltische) Sprache sprechen (diese heißt "Welsh" auf Englisch, und "Cymraeg" auf Walisisch).

   

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Bswss hat das sehr gut erklärt. Letztendlich verhält es sich hier ähnlich wie bei der Aussprache der beiden US-Staaten Kansas und Arkansas.