Wie ist die Aussage von Jérome Pétions zu deuten/erörtern?

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Jérôme Pétion war 1789 – 1791 als gewählter Abgeordneter des Dritten Standes Mitglied der verfassungsgebenden Nationalversammlung, 1791 – 1792 Bürgermeister von Paris, 1792 – 1794 Abgeordneter im Nationalkonvent.

Jérôme Pétion schrieb am 6. Februar 1792 in einem Brief an François Buzot:  

La bourgeoisie et le peuple réunis ont fait la révolution; leur réunion seule peut la conserver.“

Mit der Bourgeoisie (bourgeoisie) ist das wohlhabende Bürgertum gemeint. »Bourgeois« ist die Bezeichnung für einen Bürger in wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Hinsicht, während »Citoyen« die Bezeichnung für einen Bürger in politischer Hinsicht ist.

Mit dem Volk (peuple) ist das einfache Volk gemeint, vor allem die Unterschicht.

Pétion erinnert an die Anfänge der Revolution 1789, als sowohl wohlhabende Bürger als auch einfaches Volk zur Revolution beitrugen. Er meint, nur ihre Einheit, also eine Zusammenarbeit von wohlhabenden und armen Bürgern für das Allgemeinwohl, könne die Revolution bewahren (beschützen und aufrechterhalten). Es gebe ein gemeinsames Interesse.

Die Betonung der Wichtigkeit einer Einheit zeigt eine Besorgnis Petions, die Revolution sei bedroht und es könne nicht ausreichende Einigkeit zwischen wohlhabenden und armen Bürgern bestehen.

Er versteht die Revolution als gemeinsame Erhebung des Dritten Standes. Anscheinend hält Pétion die Revolution für gefährdet durch Mitglieder der ehemals privilegierten Stände Klerus und Adel, die ihre Privilegien wiedergewinnen wollen, und andere Gegener der Revolution. Es gab Spanungen durch Emigranten in Nachbarländern und als bedrohlich empfundene Erklärungen von Österreich und Preußen.

Am 17. Juli 1791 war die Nationalgarde gegen eine Menschenmenge auf dem Marsfeld von Paris vorgegangen, die für eine endgültige Absetzung des Königs nach seinem Fluchtversuch demonstrierte. Solche Auseinandersetzungen sind schlecht für eine Einigkeit, wie Pétion sie wünscht.

Pétion hält eine möglichst einige Frontstellung der Revolutionäre gegen ihre Gegner für notwendig. Zum Hintergund der Radikalisierung kann festgestellt werden, wie er einerseits für Entschlossenheit eintritt, andererseits eine breite Grundlage in der Bevölkerung wünscht, die Einheit betont und vermeiden möchte, was sie stört (gedacht werden kann an einseitige Handlungen, Abneigungen und auf die eigene Gruppe beschränkte Gefühle).

Bei einer Erörterung kann als eine richtige Erkenntnis die Notwendigkeit ausreichender Einigkeit eingeschätzt werden. Sehr scharfe Auseinandersetzungen innerhalb der Revolutionäre und fehlende Berücksichtigung von Teilen der Bevölkerung konnten schädliche Folgen haben und die Revolution, die ja auch Gegner hatte, in Gefahr bringen. Die praktische Umsetzung eines Grundsatzes, der einen guten Eindruck macht, ist nicht einfach, wenn starke Meinungs- und Interessenunterschiede vorkommen. Es tritt das Problem auf: Welcher genaue politische Kurs wird in einer konkreten Situation als der einer Einheit vertreten und erhält viel Zustimmung?