Wie gehe ich vor bei Sofortkündigung nach Strompreiserhöhung?
Hey Leute,
heute Morgen musste ich feststellen, dass mein Stromanbieter, bei welchem ich seit Jahren Kunde bin, die Frechheit besitzt, demnächst den Arbeitspreis von 25ct/kwh auf fast 80ct/kwh zu erhöhen, weswegen ich nun definitiv wechseln möchte bevor dies in Kraft tritt. Jedoch bin ich mir etwas unsicher, wie ich am besten vorgehe.
Meines Wissens nach habe ich das Recht auf Sofortkündigung bei einer Preiserhöhung, sollte ich jedoch zuerst die Kündigung klären oder erst mit einem neuen Anbieter in Kontakt tretten? Oder wäre es einfacher ein Vergleichsportal (z.B. Check24) für den Wechsel zu nutzen? Lohnt sich das, oder ist es besser dies selbst mit den Anbietern abzuklären?
Bisher war ich eigentlich sehr zufrieden mit meinem Anbieter, weswegen dies nun mein erster Wechsel wäre. Entsprechend würde jede Hilfe sehr gelegen kommen, vorallem da es sich ja um eine ausserfristliche Kündigung handelt und ich etwas verloren bin in der Situation.
2 Antworten
Melde Dich einfach bei einem anderen Anbieter an.
Die Fristen ergeben sich aus dem EnWG.
Bisher war ich eigentlich sehr zufrieden mit meinem Anbieter,
... und wurdest wohl munter über all die Jahre abgezockt. Aber gut. Du warst zufrieden.
Die Erhöhung auf fast 80 Cent geschieht bei Dir genau aus diesem Grund. Man glaubt, nachdem, Du jahrelang treu warst, wirst Du auch blind auf diese Erhöhung eingehen. Da haben sie aber Pech gehabt.
Wenn Du jetzt sofort die Kündigung aufgrund der Preiserhöhung hinschickst, machst Du nichts verkehrt. "Schlimmstenfalls" würdest Du in die Grundversorgung kommen, aber die Grundversorgung ist derzeit häufig die günstigste Art, um an Strom zu kommen. Zum Beispiel verlangt unser Grundversorger derzeit 33 Cent je kwh und ich habe dort noch einen auslaufenden Jahresvertrag über 37 Cent. Somit demnächst günstiger nur wegen des Ablaufs des Vertrags.
Wenn Du anschließend über Check24 oder Verivox oder anderweitig einen Stromanbieter findest, der Dir geeignet erscheint, kannst Du von solchen Portalen aus natürlich einen Vertrag anfragen und beim Punkt "Kündigung des bisherigen Vertrags" wirst Du immer gefragt, ob der neue die Kündigung vornehmen soll oder ob Du bereits gekündigt hast, bzw. das selbst machst. Insofern völlig unproblematisch.
Also 1. Schritt: Jetzigen Vertrag wegen der Preiserhöhung kündigen
dann 2. Schritt: Prüfen, wie hoch der Preis Deines Grundversorgers für die Grundversorgung ist (das wird häufig versteckt). Aus der Grundversorgung kannst Du immer kurzfristig in einen Vertrag beim gleichen Versorger oder woanders hin wechseln.
Schließlich 3. Schritt:
Suche nach einem Anbieter, der günstiger ist als Dein Grundversorger auf einem der genannten Portale. Aber Achtung, beherzige folgende Punkte:
- Nur einen Vertrag für max. 12 Monate abschließen
- Keinen Vertrag mit Vorkasse fürs ganze Jahr. Nur welche mit normaler monatlicher Zahlung
- Keinen Vertrag, indem Du ein bestimmtes Kontingent kaufst (Risiko der Insolvenz und dann hast Du gezahlt und fällst in die äußerst teure Ersatzversorgung
- Die günstigsten Angebote sind meist von irgendwelchen, manchmal ziemlich problematischen Anbietern. Wenn ich jetzt gerade auf das Angebot bei check24 schaue, würden die ersten 6 Anbieter sofort raus fallen. Grundsätzlich bevorzuge ich entweder die Angebote der großen 4, sofern sie gerade günstig sind (Vattenfall, EON, RWE, ENBW oder von Stadtwerken, die überregional anbieten). Weitere bekannte Anbieter, denen man trauen kann sind z. B. Montana, NEW, Volkswagen, Lichtblick. Viel Glück und wie man sieht, gibt es doch einige Angebote unter 40 Cent.
Zumindest beim Strom bist Du offenbar noch nicht in die Falle getappt und die drastische Preiserhöhung fällt im Moment völlig aus dem Rahmen, weil eigentlich überall die Preise sinken. Ich glaube einfach, dass sie Dich nicht mehr wollen und Dich direkt zur Kündigung drängen.
Grundversorgung war immer so ziemlich das Teuerste, aber Anfang letzten Jahres hat sich das gedreht. In der Grundversorgung können die Anbieter die Preise schnell an neue Gegebenheiten anpassen und müssen nicht so "auf Vorrat" einkaufen. Das macht sie in diesen Zeiten flexibel und deswegen bieten sie jetzt günstiger an, als wenn man einen Zeitvertrag abschließt. Das ist zumindest mein Eindruck.
Meine Erfahrung: Seit rund 20 Jahren wechsle ich für mehrere Zähler regelmäßig die Stromanbieter und so konnte ich schon viele Erfahrungen mit den unterschiedlichsten Anbietern sammeln.
Vielen lieben Dank für die ausführliche Antwort! Bei mir hieß es immer, dass man so schnell wie möglich aus der teuren Grundversorgung raus sollte, das ist also ein rechter Schock für mich, dass die nun tatsächlich günstiger sein sollen. Da werde ich mich mal schlau machen, ob dass bei mir zutrifft.
Und auch danke für die tollen Tipps! War immer recht aufmerksam, wenn es um Verträge, und vorallem Vertragsänderung, geht, weswegen ich bisher selten in diese Fallen getappt bin, aber doch gut immer aufzufrischen :)