Wer weißwas über sogenannte "Streichholz-/Zündholzmädchen?

1 Antwort

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

http://de.wikipedia.org/wiki/Streichholz Mach Dich hier mal schlau, da steht auch was zur Geschichte.

"Schwefelhölzer" gehörten zu den Artikeln, die vor Einrichtung industrieller Produktion in Heimarbeit hergestellt wurden. Heimarbeit war mühsam, schlecht bezahlt und oft gefährlich, wie im Fall der Zündhölzer. Arme Leute hatten aber oft keine andere Möglichkeit, sich ein bißchen Geld zu verdienen. Zündhölzer aus der Heimarbeit wurden entweder an Großhändler geliefert (Akkordarbeit, also für Stücklohn) oder selbst verkauft. Das taten nicht nur Mädchen, sondern auch Jungen und andere Familienmitglieder. Wer zuhause blieb, arbeitete weiter an der Produktion. Über die Preise kann ich ad hoc nichts sagen. Schwefelhölzer waren als extrem kurzlebige Güter selbstverständlich total billig und brachten kaum den Lebensunterhalt für einen Mehrpersonenhaushalt zustande. Die Menschen, die auf solche Heimarbeit angewiesen waren, waren bitter arm, lebten ungeheuer schlechten Häusern oder Wohnungen und litten Hunger und Kälte die meiste Zeit ihres Lebens. Viele andere Artikel wurden auf die gleiche Weise hergestellt oder verkauft, z. B. Ansteckblumen für den Herrenrock, Schnürsenkel, Hampelmänner und so weiter. Du solltest Dich für Deine Recherche vielleicht auf die allgemeinen Lebensbedingungen der frühen Industriezeit konzentrieren, darunter findest Du dann auch die vielen unsäglich schrecklichen Lebens- und Arbeitsbedingungen der Heimarbeiter. Gruß, q.

Australiabelle 
Fragesteller
 21.05.2011, 11:12

Danke erstmal für die Antwort. Weißt du auch, wo die Kinder früher die Streichhölzer verkauft haben? Sind sie einfach durch die Straßen gelaufen und haben gefragt, wer eins kaufen will, oder wie lief das genau ab?

Australiabelle;)

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quopiam  21.05.2011, 18:51
@Australiabelle

Straßenhändler/innen hatten meist einen kleine Bauchladen voll mit ihren Waren oder einen Korb mit dem, was sie verkaufen wollten. "Schwefelhölzer" waren üblicherweise gebündelt und mit Papier umwickelt. Man verkaufte sie an den Straßenecken, in Eingangsbereichen großer öffentlicher Gebäude (z. B. am Bahnhof) oder an Brücken, Posthalten und dort, wo sich viele Menschen aufhielten, um irgendwohin zu gehen, anzukommen oder sich zu treffen, z. B. Kirchenvorplätze, Theater- und Opernhauseingänge, vor den Türen großer Wirtschaften, auf Marktplätzen und so weiter. Eben da, wo man erwarten würde, unter vielen Menschen auch ein paar Kunden zu finden, die gerade Zündhölzer (oder etwas anderes brauchen). Du mußt Dir das ungefähr so vorstellen wie heute die Rosenverkäufer überall Kunden suchen - nur, daß man damals nicht in die Restaurants und Gebäude hineindurfte als bitter armer Mensch.

Die Kinder und Erwachsenen standen bei jedem Wetter auf der Straße und priesen ihre Waren an: "Schwefelhölzer, gute, feine Schwefelhölzer! Wollen Sie Schwefelhölzer kaufen!?" Und so weiter. H. C. Andersen beschreibt das in seinem Märchen ganz gut und fängt auch die Atmosphäre einer kalten Nacht ein, in der ein armes Mädchen seine Zündhölzer immer noch nicht verkauft hat.

Die Käufer waren Raucher, Pfeifen- und Zigarrenraucher, später auch Zigarettenraucher. In Privathaushalten kaufte man selten Zündhölzer, das Ofenfeuer ging sowieso fast nie aus und viele Leute hatten ein sogenanntes "Feuerzeug", ein Eisenwerkzeug mit einem Feuerstein und Zunderschwamm, das sie griffbereit liegen hatten. Gruß, q.

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