Welches Metrum hat das Gedicht "Als mich die Kommunisten holten"?
Ich brauche für eine Interpretation von "Als mich die Kommunisten holten" von Martin Niemöller das korrekte Metrum. Ich habe auch schon überlegt, ob es kein festes Metrum gibt, bin aber zu keinem richtigen Entschluss gekommen. Hier noch das Gedicht:
Als die Nazis die Kommunisten holten, habe ich geschwiegen; ich war ja kein Kommunist.
Als sie die Sozialdemokraten einsperrten, habe ich geschwiegen; ich war ja kein Sozialdemokrat.
Als sie die Gewerkschafter holten, habe ich geschwiegen, ich war ja kein Gewerkschafter.
Als sie mich holten, gab es keinen mehr, der protestieren konnte.
4 Antworten
Es gibt kein Metrum.
Doch es gibt andere lyrische Mittel, die es zu entdecken gilt =)
Ich weiß nicht, ob Niemöller den Text als Gedicht aufgefasst hat. Sicher ist, dass er einprägsam formulieren wollte.
Dafür brauchte er kein bestimmtes Metrum einzuhalten. Einprägsam wird der Text durch Wiederholungen und Parallelismus. Der zweite Effekt dieses Textaufbaus ist, dass die Schlussaussage sich stark vom vorhergehenden Text abhebt. Das unterstützt das unausgesprochene Argument: Wenn ich rechtzeitig protestiert hätte, hätte ich nicht nur etwas für andere getan, sondern auch für mich.
Der dritte Effekt ist, dass der identische Mittelteil der ersten drei Zeilen "habe ich geschwiegen; ich war ja kein" automatisch dafür sorgt, dass dort auch der Rhythmus der 3 Zeilen übereinstimmt. (Das ist freilich banal; aber das führt dazu, dass der Text einprägsamer ist als manches Gedicht. Ob er als Gedicht gedacht war oder nicht.)
Wusste ich das mir die Hölle bevorstand! Der einzige Trost: Hoffentlich kauft mich die BRD ab.
Als rhythmisch völlig Talentloser fällt mir das auch immer sehr schwer. Hier würde ich zu Anapäst tendieren, also 2 x unbetont, 1 x betont:
Als die Nazis die Kommunisten holten, habe ich geschwiegen; ich war ja kein Kommunist.
Ansonsten würde ich an deiner Stelle die Bedeutung des Metrums völlig relativieren! :-) Hier schreibt ja kein versierter Lyriker ein Gedicht, sondern ein Katholik, der das Gedicht selber immer wieder situativ verändert hat! :-) Insofern steht hier die inhaltliche Aussage über jeder Formerwägung. :-)