Was wird hier eiq. dargestellt? Was meint der Karikaturist?

Das Lichten eines Hochwaldes - (Deutschland, Geschichte)

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Zu sehen ist ein Waldgebiet, mit bewachsenem Boden. In der Mitte erhebt sich ein langer Schlagbaum in die Höhe. Auf einem hohen Pfosten ist eine Grenztafel mit einem Wappen angebracht, als Hoheitszeichen eines Staates. Auf engem Raum ist das Gebiet mit weiteren Schlagbäumen und Grenztafeln bedeckt, ein Gewirr, das kaum noch Durchkommen erlaubt. In der höchsten Gegend weht eine Fahne mit einem Doppeladler. Auf dem Boden liegen Schilde (zum Teil mit Wappen) und auf einigen Kronen. Einiges scheinen eher Überreste zu sein. Das Ganze wirkt verschlafen und wenig benutzt.

Dynamik bringt ein Mann auf der linken Seite hinein. Die Beine weit auseinandergestemmt schwingt er mit erhobenen Armen eine mit beiden Händen geführte große Axt. Seine langen Haare und sein zur Arbeit freigelegter, nur noch oben befestigter Mantel flattern nach hinten. Auf seinem Gewand ist in Brusthöhe ein Doppeladler abgebildet. Offenbar will er den Schlagbaum zertrümmern. Er sieht aus wie ein Streiter, möglicherweise gehören der Schild und das Schwert, die neben ihm am Boden liegen zu ihm und er hat sie abgelegt, um mit beiden Armen dir nötige Wucht zustandezubringen. Die Überschrift „Das Lichten eines Hochwaldes“ zeigt, welche Aufgabe er sich vorgenommen hat. Das Verb „lichten“ bedeutet „hell machen“, „erhellen“, „(einen Wald) von (unnötigen) Bäumen befreien“, „ausholzen“, „dünner machen“.

Der Deutsche Bund (1815 – 1866) hatte kein eigentliches gemeinsames Wappen, behelfsweise wurde das Wappen des Kaisertums Österreich (ein Doppeladler), aber ohne die Reichsinsignien, benutzt (Österreich war eine führende Macht im Deutschen Bund). Am 9. März 1848 wurde von der Bundesversammlung der Doppeladler zum Zeichen des Deutschen Bundes erklärt, wohl um der auf eine Einigung zielenden deutschen Nationalbewegung, für die ein Adler als Symbol Deutschlands selbstverständlich war (Kaiser hatten als Zeichen ihrer Gewalt und der Reichsidee einen einköpfigen Adler verwendet, dann kam im Wappen des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation ein Doppeladler vor), Wind aus den Segeln zu nehmen.

Im Deutschen Bund gab es eine Vielzahl deutscher Einzelstaaten (darunter eine erhebliche Anzahl kleiner Fürstentümer) mit entsprechend vielen Landesgrenzen. Deutschland war damit von einem Gewirr an Zollschranken durchzogen. Die Einzelstaaten kassierten jeweils eigene Einfuhr-, Ausfuhr- und Durchgangszölle. Dies störte Handel und Verkehr und behinderte die Entwicklung eines einheitlichen Wirtschaftsraumes in Deutschland. Ein Vorkämpfer der Idee, die innerdeutschen Zollschranken abzubauen, war der Nationalökonom Friedrich List. Am 1. Januar 1834 trat in 18 Staaten (darunter als führende Macht Preußen) ein Zollvereinigungsvertrag in Kraft. Sie bildeten den Deutschen Zollverein.

Die Karikatur spielt anscheinend auf den Zollverein an, der 1834 begonnen hatte. Gezeigt wird ein noch nicht vollendeter Beginn. Ein Schlagbaum kann in der Karikatur des 19. Jahrhundert Rückständigkeit, territoriale Zerstückelung und Behinderungen im Personen- und Warenverkehr symbolisieren. In der Abbildung geht es offenbar darum, einen Zustand zu überwinden und im über einen längeren Zeitraum hindurch zugewachsenen Wald mit störendem Gewirr mehr freie Bahn zu schaffen. Kleinstaaterei mit störenden Hoheitsrechten wird abgelehnt. Das Symbol des Doppeladlers zeigt einen Bezug des Vorgehens zu einer übergreifenden Einheit.

was mir als erstes auffällt sind die vielen Wappen ( ein wald voller Wappen) und Wappen stellen den Adel dar. Als nächstes sehe ich eine Schranke und einen Mann der sehr Bäuerlich wirkt und die Schranke zerstören will.

Als logische schlussfolgerung in mit einbeziehen des Karkikaturtitels würde ich sagen.

Der Bauer ist das Aufbegehren des niederen Volkes gegen den Adel und als auch der zerschlagung ihrer unantastbarkeit. Das  Lichten des Waldes bedeutet wohl auch die gleichzeitige verringerung der Adligen.

Im großen und ganzen würde ich sagen das dieses Bild ein aufruf zur revolution bzw. einem Aufstand ist.

Ich erhebe auf meine Interpretation natürlich keinen Anspruch auf Allgemeingültigkeit,  aber ich sehe diese Karikatur als Hinweis auf die vielfältigen Ge- und Verbotsschilder in diesem unserem Lande, die mit der Axt zerschlagen gehören.

Es stehen überall Zäune, Absperrungen, Anweisungen wie "Betreten des Rasens, der Anlage oder des Grundstücks verboten" "Hunde bitte anleinen", "schwimmen, Boot fahren Schlittschuh laufen, Angeln verboten" und ich selbst habe schon so manches MAl gedacht: Wenn die könnten, würden sie uns gerne noch das atmen, rülpsen und pupsen einteilen und steuerpflichtig machen.

Für mich ist also die Karikatur ein Hinweis auf die Unsinnigkeit von bürokratischen Verordnungen.

sieht sehr nach einer entstehungszeit um 1914 aus. der zeichner meint das einreißen von grenzen(schlagbaum und grenzschilder) 

Vermutlich aus der Zeit vor 1871, als Deutschland in sehr viele kleine Staaten und Fürstentümer unterteilt war und es überall Grenzen und Zollstationen gab. Der Doppeladler im Hintergrund könnte auf die Gründung des Deutschen Reiches hinweisen.